Einmal etwas Positives: Vereine, Unternehmen und Politiker haben in den vergangenen Wochen etliche Bäume gepflanzt. Das lag ausnahmsweise nicht (nur) am Tag des Baumes, für den Politiker jedes Jahr ihre verstaubten Gummistiefel aus dem Schrank kramen. Der Grund war eine bemerkenswerte Aktion, die sich wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien verbreitet hat. Es wäre schön, wenn dieser Trend zu mehr Investitionen in die Forstwirtschaft führen würde.
Man wird per Facebook aufgefordert, einen Baum zu pflanzen, macht ein kleines Video mit Schaufel und fordert danach drei weitere Personen, Verwaltungen oder Organisationen auf, das Gleiche zu tun. Die Ansätze waren dabei sehr unterschiedlich: Während Bildungs- und Wohnungsbauminister Claude Meisch (DP) alleine im Anzug ein Loch in den Rasen buddelte, haben andere Teilnehmer im Team und mit witzigen Konzepten das Grünzeug in den Boden verfrachtet.
Die Aktion zeigt, dass sowohl Zivilgesellschaft als auch Politik verstehen, wie wichtig Begrünung und wie stark der Wunsch nach mehr Bäumen ist. Gut, denn sie übernehmen heute viele Aufgaben: Sie dienen als Rückzugsort für Tiere und Pflanzen, liefern erneuerbares Holz und bieten uns Menschen einen Platz zur Erholung. Gleichzeitig muss der Wald widerstandsfähig genug sein, um die zunehmenden Belastungen durch den Klimawandel zu überstehen.
Dabei hat sich der Zustand der Wälder in Luxemburg über die letzten Jahrzehnte massiv verschlechtert. Das belegt auch der aktuelle Waldzustandsbericht: 2023 gilt nur noch ein kleiner Teil des Baumbestands – rund 14,5 Prozent – als ungeschädigt. Das erkennt man unter anderem am Escher Wald. Obwohl die kalkhaltigen Böden im Minett grundsätzlich nährstoffreich sind, haben die langen Trockenperioden und der Borkenkäferbefall zur Folge, dass die Fichte in diesem Gebiet nahezu verschwunden ist. Dadurch rücken andere Baumarten nach: Stieleiche, Sommer- und Winterlinde sowie Esskastanie kommen mit den aktuellen Bedingungen deutlich besser zurecht. „Aber es steht nicht gut um die Rotbuche“, erklärt Pol Zimmermann, Förster der Natur- und Waldverwaltung (ANF), der für Esch zuständig ist.
Die Luxemburger Förster geben ihr Bestes. Sie setzen verstärkt auf wissenschaftliche Erkenntnis, pflanzen klimaresistente Mischwälder und verjüngen den Baumbestand. Das Budget der ANF steigt 2026 leicht von 59.085.439 Euro auf 61.866.836 Euro. Ein Plus von knapp 2,8 Millionen Euro ist besser als nichts – aber angesichts des dramatischen Waldzustands kaum mehr als ein symbolischer Tropfen. Es scheint auch nicht so, als sei bei der CSV/DP-Regierung der Wille da, um komplett neue, große und außergewöhnliche Projekte in diesem Bereich zu starten. Weder bei der diesjährigen Rede zur Lage der Nation von Premier Luc Frieden (CSV) noch bei der Budgetrede von Finanzminister Gilles Roth (CSV) wurden die luxemburgischen Wälder erwähnt. Vielleicht, weil niemand sie auf Facebook dazu aufgefordert hat.
De Maart

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