Freitag24. Oktober 2025

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FinanzinstituteWeniger Automaten, weniger Filialen: Wie sich das Bankgeschäft in Luxemburg verändert

Finanzinstitute / Weniger Automaten, weniger Filialen: Wie sich das Bankgeschäft in Luxemburg verändert
Claude Hirtzig, Jerry Grbic, Laurent Zahles und Mehdi Mekhneche Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Die Luxemburger Banken betreuen im Massenkundengeschäft rund eine halbe Million Menschen. Doch die Art, wie diese ihre Bankgeschäfte erledigen, verändert sich rasant: weniger Filialen, weniger Geldautomaten, mehr Digital.

Was ihre Kundschaft angeht, so machen Banken einen Unterschied zwischen großen Unternehmensgruppen, sehr vermögenden Menschen, die mehr als eine gewisse Summe Geld (meist mehr als eine Million Euro) bei einer Privatbank anlegen, der Depot-Bank, die Gelder der Investmentfonds verwahrt, und dem Massenkundengeschäft, dem sogenannten Geschäft mit den Schalterbanken, der Retail-Bank.

Im Geschäft mit den „normalen Menschen“ unterhalten die Luxemburger Banken derzeit leicht mehr als eine Million Kundenbeziehungen, erklären die Vertreter der Bankenvereinigung ABBL am Donnerstag in einer Pressemeldung. Da die meisten Kunden etwas mehr als zwei Bankkonten haben, geht es in diesem Bereich also um leicht weniger als eine halbe Million Menschen.

1,01 Mio.


Die Zahl der bestehenden Kundenbeziehungen im Retail-Bereich ist letztes Jahr leicht zurückgegangen: von 1,03 auf 1,01 Millionen

Die große Mehrheit der Eigentümer der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aus dem Retail-Markt sind in Luxemburg ansässige Personen (89 Prozent), 8 Prozent kommen aus den Nachbarländern, 2 Prozent aus den restlichen Ländern der Eurozone und ein Prozent aus anderen Staaten. Die „normale“ Kundschaft unterscheidet sich somit deutlich von derjenigen der Privatbanken des Finanzplatzes, wo nur etwa ein Viertel der Kunden aus Luxemburg stammt.

Die Zahl der bestehenden Kundenbeziehungen im Retail-Bereich ist letztes Jahr indes leicht zurückgegangen, von 1,03 Millionen auf 1,01 Millionen. Gründe für den Rückgang kann es viele und sehr unterschiedliche geben, etwa durch Kunden, die reicher wurden und ins Private-Banking-Segment aufsteigen konnten, oder durch eine Bank (um die ING nicht zu nennen) diesen Geschäftsbereich in Luxemburg aufgegeben hat.

„Wir wollen neue Kredite vergeben. Wir leben davon.“

„Jedenfalls wollen die Banken Konten für die Leute öffnen“, so Laurent Zahlen vom „Retail Banking Cluster“ der ABBL. „Als eine Bank Konten geschlossen hat, haben andere Werbung gemacht, um Kunden anzuziehen.“ Und genauso sehe es auch bei den Krediten aus: „Wir wollen neue Kredite vergeben. Wir leben davon.“ Man habe als Bank aber auch eine Verantwortung gegenüber Sparern und Kreditnehmern und es sei nur vertretbar, Kredite zu vergeben, wenn die Rechnungen aufgehen. Er gibt sich zuversichtlich, dass es mit den stark eingebrochenen Immobilienkrediten wieder aufwärts geht – wegen niedrigerer Zinsen, staatlicher Hilfen und gefallener Preise. „Die Banken sind ein Teil der Lösung.“

Das in ihrem Auftrag der „normalen“ Kunden verwaltete Geldvolumen ist zwischen 2020 und 2024 um 12,7 Prozent auf 84 Milliarden Euro (Guthaben und Kredite) gestiegen. Betreut werden diese Kunden von 7.083 Mitarbeitern, gibt die Vereinigung weiter an. Das ist ein kleiner Rückgang verglichen mit 2021, jedoch ein gewichtiger Anteil der insgesamt 26.000 Bankangestellten am Finanzplatz Luxemburg.

Bedauern tut Claude Hirtzig vom „Retail Banking Cluster“, dass die Luxemburger, wie schon immer in der Vergangenheit, nur einen sehr kleinen Teil ihres Vermögens in Wertpapiere anlegen wollen. Der Anteil liege weiterhin, stabil, bei rund 16 Prozent. „Das hilft, Reichtum zu steigern“, sagt er. Mit den zuletzt stark gestiegenen Börsenkursen sei zahlreichen Leuten da viel entgangen – im Gegensatz zu den Menschen in anderen Ländern, die lieber in Aktien investieren.

Wie die durchschnittlichen Luxemburger Bankkunden ihr Kapital aufgeteilt haben
Wie die durchschnittlichen Luxemburger Bankkunden ihr Kapital aufgeteilt haben Screenshot: ABBL

Hervorheben tun die Bankenvertreter den weiter stark zunehmenden Trend in Richtung immer mehr Digitalisierung. So sei beispielsweise die Zahl der Überweisungen per E-Banking 2024 um weitere 11 Prozent gestiegen, während die Zahl der in Bankfilialen getätigten Überweisungen um weitere 16 Prozent gefallen ist.

Nur noch 2,4 Filial-Besuche pro Jahr

Auch die Zahl der Besuche in den lokalen Agenturen sei weiter rückläufig, hebt die ABBL weiter hervor: ein Minus von 23 Prozent in drei Jahren. Im Schnitt komme jeder Kunde nun nur noch 2,4-mal pro Jahr vorbei und nicht mehr 3,1-mal. Physischer Kontakt sei jedoch weiterhin wichtig, etwa wenn es um Immobilienkredite geht.

380


Ende 2024 gab es noch 380 Bankautomaten in Luxemburg. 2020 zählte das Land mehr als 550.

Als Folge des gesunkenen Interesses sei dann auch die Zahl der Filialen weiter zurückgegangen, so Claude Hirtzig und erwähnt ein Minus von acht Prozent in einem Jahr. Insgesamt zählt das Land mittlerweile noch 168 Agenturen, im Vergleich zu 182 im Vorjahr. Im Jahr 2021 waren noch 231 Bankfilialen gezählt worden.

Im europäischen Vergleich stehe man damit aber weiterhin gut da, so Hirtzig weiter. In Luxemburg würden 26 Agenturen auf 100.000 Einwohner gezählt – verglichen mit 49 in Frankreich und 14 in Belgien. Auch spürbar weiter rückläufig, mit einem Minus von sieben Prozent, ist das Abheben aus Geldautomaten. Das geht mit einer deutlichen geringeren Anzahl der verfügbaren Automaten einher, von 415 im Vorjahr auf 380 Ende 2024. Der Schrumpfungsprozess läuft bereits seit einigen Jahren: 2020 zählte das Land noch mehr als 550 dieser Geräte.

Projekt LuxConstellation 

Insgesamt messen die Luxemburger dem Bargeld etwas weniger Wichtigkeit (50 Prozent) zu als die durchschnittlichen Kunden in den anderen europäischen Ländern (62 Prozent), hat die ABBL festgestellt.
Im europäischen Vergleich sei Luxemburg jedoch auch hier gut aufgestellt, so Hirtzig weiter. Das Land zählt 58 Maschinen zum Geldabheben auf 100.000 Einwohner, verglichen mit 63 in Frankreich und mit 31 in Belgien. Trotzdem stufen 13 Prozent der Luxemburger den Zugang zu Bargeld als „schwierig“ ein.

Die Zahl der Geldautomaten wird dabei in Zukunft weiter zurückgehen: Hintergrund ist das „Projekt LuxConstellation“. Dieses sieht vor, dass sechs Banken (Spuerkeess, BGL BNP Paribas, BIL, Banque Raiffeisen, Post Luxembourg und ING Luxembourg) ein gemeinsames Netz von Geldautomaten errichten. Sie wollen die geografische Verteilung verbessern, Investitionskosten teilen und gleichzeitig für mehr Sicherheit vor dem Ausrauben von Automaten sorgen.

Bereits in den ersten Monaten 2026 soll das Projekt starten. Klar ist, dass es im Endeffekt weniger Automaten geben wird. Unklar ist noch, wie es mit den Gebühren weitergeht. Eine Kommunikation mit mehr Details zum Projekt werde noch kommen, so ABBL-Direktor Jerry Gribic. Es passiere alles im Interesse der Kunden und es werde keine Erhöhungen geben, verspricht er.


Weiterführende Lektüre:

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