FaktencheckWem das zerkratzte Auto vor Premierminister Bettels Haustür gehört

Faktencheck / Wem das zerkratzte Auto vor Premierminister Bettels Haustür gehört
Corona-Protest vom 4. Dezember: Demonstranten überwinden die Absperrungen vor dem städtischen Weihnachtsmarkt Foto: Editpress/Claude Lenert

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Die Stimmung in Luxemburg ist angespannt: In den sozialen Medien werfen die Menschen – so scheint es – wild mit haarsträubenden und falschen Behauptungen um sich. Doch welche Aussagen stimmen nun und welche nicht? Das Tageblatt ist der Debatte um das zerkratzte Auto vor Premierminister Bettels Wohnungstür auf den Grund gegangen.

Es hat nicht lange gedauert, bis die ersten Fotos und Videos der Proteste vom Samstag auf den sozialen Medien geteilt wurden. Doch einige Posts haben es geschafft, besonders viel Aufmerksamkeit zu erregen – und das leider nicht im guten Sinne. Darunter: ein Banner, das am Mahnmal der „Gëlle Fra“ befestigt wurde und einen Vergleich zwischen dem QR-Code der Impfzertifikate und dem „Judenstern“ zieht. Ein zweites oft geteiltes Foto zeigt ein zerkratztes Auto.

In den Kommentarbereichen der sozialen Medien ging es am Samstag und an den darauffolgenden Tagen heiß her: Die einen behaupteten fälschlicherweise, dass die Proteste doch ganz friedlich verlaufen seien, andere verwiesen wiederum auf den gestürmten Weihnachtsmarkt mit seinen umgeworfenen Absperrungen, das zerkratzte Auto und die Proteste vor Premierminister Bettels Haus – das sogar mit Eiern beworfen wurde. Ganz zu schweigen von den Familien mit ihren Kindern, die den Mob live miterleben mussten.

Es hat nicht lange gedauert, bis auf Facebook wieder neue haarsträubende Vorwürfe laut wurden: Die medialen Berichte würden die ganze Situation aufbauschen, um die Demonstranten in ein schlechtes Licht zu rücken. In dem Beitrag wird fälschlicherweise behauptet, dass das zerkratzte Auto in Wahrheit überhaupt nicht am Samstag während der Proteste beschädigt worden sei. Der Besitzer habe selbst angegeben, dass das Auto bereits vor Wochen zerkratzt worden sei. Es sei also „gar Nichts [sic]“ beschädigt worden. Der ganze „Aufstand von der Polizei und der Regierung“ müsse demnach ein „purer Akt der Verzweiflung sein“, so die böswillige Unterstellung und Fehlinformation.

Das Tageblatt ist diesen Behauptungen auf den Grund gegangen – indem es den Besitzer des zerkratzten Wagens ausfindig gemacht und kontaktiert hat. Wie sich herausgestellt hat, gehört der Wagen Gauthier Destenay, dem Ehemann von Xavier Bettel. Er hat dem Tageblatt schriftlich bestätigt, dass es sich bei dem beschädigten Wagen tatsächlich um seinen Wagen handelt. Er bestätigte auch, dass die Kratzer während der Proteste entstanden sind – und nicht schon Wochen vorher.

Umso mehr der Appell an dieser Stelle: Achten Sie bitte darauf, dass zurzeit zahlreiche Fehlinformationen in den sozialen Netzwerken kursieren. Falls Ihnen ähnliche Falschmeldungen auffallen, zögern Sie nicht, sie dem Tageblatt zu melden. Wir factchecken Informationen rund um die Geschehnisse und versuchen, die öffentliche Debatte zu versachlichen und faktenbasiert zu führen. Sie können uns Ihre Informationen an redaktion@tageblatt.lu mailen.