UnescoWeltweit 86 Journalisten im Jahr 2022 getötet

Unesco / Weltweit 86 Journalisten im Jahr 2022 getötet
In Mexiko gedenken Journalisten mit Kerzen und Bildern ihrer ermordeten Kollegen und fordern ein Ende der Angriffe auf Journalisten Foto: dpa/Felix Marquez

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Laut Unesco kamen letztes Jahr 86 Presseangehörige ums Leben. Die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten kamen bei der Ausübung ihrer Arbeit ums Leben. Andere wurden auf Reisen oder gar im eigenen Zuhause getötet. „Es werden immer mehr Medienschaffende mundtot gemacht, auf die eine oder andere Art und Weise“, sagt ALJP-Präsident Roger Infalt. Das sei dramatisch.

86 Journalistinnen und Journalisten sind nach Angaben der UN-Kulturorganisation Unesco im vergangenen Jahr weltweit getötet worden. 2021 seien es noch 55 gewesen. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Jahren des Rückgangs sei der starke Anstieg alarmierend, sagte die Generaldirektorin der Unesco, Audrey Azoulay, am Montag in Paris. „Die Behörden müssen ihre Anstrengungen verdoppeln, um diesen Verbrechen ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass die Täter verurteilt werden, denn Gleichgültigkeit ist ein wichtiger Faktor in diesem Klima der Gewalt.“

Die Zahl der getöteten Medienschaffenden sei von 2018 bis 2021 eigentlich gesunken und nun wieder deutlich gestiegen. Mehr als die Hälfte der Morde geschahen demnach in Lateinamerika und der Karibik. Die meisten Medienschaffenden wurden in Mexiko getötet, gefolgt von der Ukraine und Haiti. Die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten sei nicht bei der Ausübung ihres Berufs umgebracht worden, sondern etwa auf Reisen oder in ihrem eigenen Zuhause, teilte die Unesco mit. Das zeige, dass es keinen sicheren Ort für Journalisten gebe, auch nicht in ihrer Freizeit.

Der Präsident des Luxemburger Journalistenverbandes ALJP („Association luxembourgeoise des journalistes professionnels“) reagiert mit Entsetzen auf die hohe Zahl an Journalisten, die letztes Jahr weltweit ihr Leben verloren haben. „So eine Situation wie 2022 haben wir noch nie erlebt. Die Zahl hat sich fast verdoppelt. Das zeigt, dass viele Menschen keine Skrupel mehr haben und die Gewaltbereitschaft gegenüber Medienschaffenden zugenommen hat“, so Roger Infalt gegenüber dem Tageblatt

Immer mehr Personen seien bereit, Journalistinnen oder Journalisten mundtot zu machen. „Auf die eine oder andere Art und Weise“, so Infalt. Glücklicherweise seien Pressemitarbeiter in Luxemburg bis dato noch nicht in einer Situation, dass sie um ihr Leben fürchten müssten. „Leider mussten wir aber auch im Großherzogtum feststellen, dass immer mehr Medienschaffende unter Druck gesetzt werden – und das mitunter mit perfiden Mitteln“, sagt Infalt. 

So waren Anfang 2022 gleich mehrere Journalistinnen und Journalisten auf dem Höhepunkt der Antivax-Proteste in Luxemburg angefeindet worden. Das ging von Beleidigungen bei Kundgebungen über anonyme Drohungen im Netz bis hin zu offenen Anfeindungen auf der Straße. Vorfälle, die der Luxemburger Journalistenverband bereits vor einem Jahr aufs Schärfste verurteilt hat. „Dieses zunehmend folgenschwere Vorgehen gegen die Presse, die damit mundtot gemacht werden soll, muss mit allen möglichen politischen sowie auch rechtlichen Mitteln bekämpft werden“, schrieb die ALJP in einer Mitteilung. „Wo nicht unabhängig berichtet werden darf, werden Menschenrechte verletzt.“ (ham)