Montag20. Oktober 2025

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BasketballWarum sich das Risiko für den Luxemburger Profispieler Ben Kovac gelohnt hat

Basketball / Warum sich das Risiko für den Luxemburger Profispieler Ben Kovac gelohnt hat
Ben Kovac hat mit 25 Jahren bereits seine fünfte Profisaison hinter sich  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Es war ein gewagter Schritt: Vom slowakischen Meister wechselte Ben Kovac in der letzten Saison in die dritte französische Liga. Nach einer starken Saison hat der luxemburgische Profispieler nun jedoch den Schritt eine Etage höher geschafft und will am liebsten noch weiter kommen. 

„Es war schon ein ziemlich riskanter Schritt“, blickt Ben Kovac auf seine Entscheidung zurück, die er vor einem Jahr getroffen und mit der er sich alles andere als leicht getan hat. Damals hatte er gerade seine zweite Saison bei Patrioti Levice in der Slowakei beendet und nicht nur zum zweiten Mal den Meistertitel, sondern erstmals auch den Pokalsieg feiern können. Mit gerade einmal 24 Jahren war er zudem zum Kapitän des Teams aufgestiegen und durfte ebenfalls EuropeCup-Luft schnuppern. „Der Verein wollte mich behalten, hat mir auch einen besseren Vertrag angeboten“, erklärt der Profispieler. Ganz zufrieden mit seiner Rolle war der Luxemburger jedoch nicht und wollte nach zwei Jahren beim gleichen Verein zudem schauen, wohin ihn seine Profikarriere noch bringen könnte. „Ab einem gewissen Punkt muss man sich einfach überlegen, was das Beste für einen ist. Nicht nur was das Finanzielle, sondern auch die sportliche Entwicklung betrifft. Deshalb habe ich mich dann auch nach Optionen in anderen Ländern umgesehen.“

Angebote gab es für den Nationalspieler dann auch aus der zweiten deutschen Bundesliga, der ersten rumänischen Liga sowie von weiteren Klubs aus der Slowakei. Doch so richtig hat ihn davon nichts angesprochen, bis dass die Möglichkeit kam, in die dritte französische Liga, die Nationale Masculine 1, zu wechseln. Und so unterschrieb Ben Kovac dann in Besançon. „Damals dachten viele: ‚Warum macht er das? Er hat doch EuropeCup gespielt, und jetzt geht er in so eine Liga.‘ Anfangs konnten viele diese Entscheidung einfach nicht nachvollziehen“, erinnert sich der 25-Jährige zurück. Der Sportsoldat war sich bewusst, dass eine dritte Liga auf dem Papier auch nicht unbedingt gut aussieht und wenn man sich dort nicht beweisen kann, es schwierig wird, wieder den Sprung in eine höhere Meisterschaft zu schaffen.

„Ziel war es eigentlich, direkt in die zweite Liga zu kommen, was sich leider zerschlagen hatte. Neben der spanischen und der japanischen gehört die NM1 aber zu den besten dritten Ligen der Welt und ich kann sagen, sie ist wirklich stark und in Frankreich sehr respektiert. Ich war positiv überrascht, denn alles war hochprofessionell. So verdienen Spieler hier sogar bis zu 10.000 Euro im Monat“, findet Ben Kovac durchweg positive Worte. Begeistert zeigte sich der Luxemburger dann vor allem auch von den Vereinsstrukturen seines neuen Klubs. „Es gab direkt mehrere festangestellte Personen. Wir hatten drei bis vier Physiotherapeuten, die die ganze Woche über zur Verfügung standen. Eisbäder, Sauna, Kryotherapie, Osteopathen, einen Teamarzt. Und das bei einem Verein mit kleinem Budget.“

Einer der Leistungsträger

Und auch der sportliche Aspekt überzeugte den luxemburgischen Profi schnell: „Die Liga war extrem körperlich, sehr athletisch und fordernd. Ich bin niemand, der physisch komplett herausragt. Aber ich konnte das durch andere Dinge kompensieren: meinen Wurf, meine Spielübersicht, mein Basketball-IQ.“ Und so entwickelte sich der 25-Jährige schnell zu einem der Leistungsträger seiner Mannschaft. Am Ende der Saison kam er dann auch auf einen Schnitt von 15,6 Punkten, 5,4 Rebounds und 3,1 Assists und avancierte einmal mehr zu einem wahren Publikumsliebling, denn sich in einem neuen Umfeld zu integrieren, das fiel dem ehemaligen Escher auch schon bei seinen beiden vorherigen Vereinen, den Den Helder Suns in den Niederlanden und Levice in der Slowakei, für die er jeweils zwei Spielzeiten lang auflief, nicht schwer. 

Ich habe in Besançon das Vertrauen des Trainers genossen, viele Freiräume bekommen und in diesem Jahr auch sehr viel Selbstvertrauen getankt

Ben Kovac

„Im Endeffekt bin ich froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Sie hat mir sehr viel gebracht und mir gezeigt, dass ich noch mehr erreichen kann.“ Denn was als mögliches Sprungbrett gedacht war, wurde für Ben Kovac dann auch tatsächlich zu einem. Durch seine Leistungen und auch die seines Teams – Besançon hat eine Rekordsaison gespielt und das Aufstiegs-Play-off nur aufgrund der schlechteren Punktedifferenz verpasst –, hat er das Interesse von französischen Zweitligisten auf sich gezogen und wird damit in der nächsten Spielzeit tatsächlich eine Etage höher, in der Pro B, auflaufen. „Da merkt man: Das ist ein Business. Vielleicht muss man manchmal einfach einen Schritt zurückgehen, um dann den Sprung nach oben zu schaffen, auch wenn es schon gewagt ist. Ich habe in Besançon das Vertrauen des Trainers genossen, viele Freiräume bekommen und in diesem Jahr auch sehr viel Selbstvertrauen getankt.“

Auch wenn es andere Interessenten gab, hat Ben Kovac nun bei Alm Evreux unterschrieben, ein etwas kleinerer Klub, der in der abgelaufenen Spielzeit die reguläre Saison auf Rang 17 abschloss. „Sie sind in der Pro B etabliert, ein Traditionsverein. Sie haben zwar kein großes Budget, aber sie bauen ein Team mit vielen Spielern auf, bei denen sie das Potenzial sehen, den nächsten Schritt auf ein höheres Niveau machen zu können.“ Ausschlaggebend war im Endeffekt dann, dass der Trainer dem Luxemburger eine große Rolle innerhalb der Mannschaft zugesichert hat. „Er hat 25 bis 30 Minuten, einen Starting-Spot und die Position 3 für mich vorgesehen – man weiß natürlich nicht, wie sich alles entwickeln wird, hoffentlich bleibt es so. Doch ich habe gemerkt, dass er mich wirklich haben möchte. So ist mir die Entscheidung dann auch leicht gefallen. Vielleicht ist das Team in der Pro B jetzt nicht das Beste, doch die Möglichkeit zu haben, in so einer guten Meisterschaft so eine große Rolle spielen zu können, hat mich dann überzeugt.“ 

Reife und Selbstvertrauen gewonnen

Das fünfte Profijahr war für den Nationalspieler somit ein erfolgreiches Kapitel seiner Karriere. Nachdem er in seinen ersten beiden Jahren in den Niederlanden sich an das Profigeschäft gewöhnen und in den beiden darauffolgenden Jahren in der Slowakei Titel gewinnen und auch auf der internationalen Vereinsbühne spielen konnte, hat er sich nun in Frankreich auf die Karte gebracht. „Das letzte Jahr hat mir noch einmal ein gutes Stück an Reife gegeben und auch das Selbstvertrauen war jetzt da. Ich weiß jetzt, dass ich früher schon mal zu nett, in gewissen Momenten zu wenig egoistisch war. Ich habe gelernt, dass ich auch einmal ein Spiel gewinnen, der ‚Main Guy‘ im Team sein kann.“

Ich hoffe, dass ich den großen Sprung schaffen kann. Wenn möglich einmal in einer Liga wie der französischen Pro A oder der ersten Bundesliga spielen.

Ben Kovac

Und so hat sich Ben Kovac für die Zukunft noch klare Ziel gesetzt: „Ich hoffe, dass ich den großen Sprung schaffen kann. Wenn möglich einmal in einer Liga wie der französischen Pro A oder der ersten Bundesliga spielen. Das wäre ein Traum, den ich mir erfüllen möchte. Auch wenn ich weiß, dass man realistisch bleiben muss.“ Gerade deswegen hat sich der 25-Jährige nun einmal mehr bewusst für ein Team entschieden, bei dem er die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln. „Es ist meine größte Angst, dass ich in ein gutes Team komme, aber dann keine Spielzeit erhalte. Deshalb bin ich überzeugt, dass es für mich jetzt, in meinem aktuellen Alter, noch immer das Beste ist, aktiv zu spielen und mich weiterzuentwickeln. Ich glaube auch nicht, dass ich schon mein Leistungsmaximum erreicht habe. Es ist also noch einiges an Luft nach oben.“

Froh ist er zudem, nicht den Druck zu haben, dass er auf Teufel komm raus unbedingt Geld verdienen muss und durch die Sportsektion der Armee abgesichert ist, worüber er sich dankbar zeigt. „Es bringt ja nichts, irgendwo 10.000 Euro im Monat zu verdienen, wenn man kaum spielt oder nur auf der Bank sitzt und seinen Mitspielern Wasser reicht. Das kann man vielleicht machen, wenn man 35 ist und am Ende der Karriere steht. Aber mit 25 – die Peak-Zeit im Basketball liegt ja bei so 28 –, da will ich einfach noch auf einem wirklich guten Niveau spielen können.“

Hartes Profibusiness

Und so hofft Ben Kovac, dass auch das Abenteuer Pro B sich lohnen wird und er am Ende der nächsten Saison behaupten kann, den richtigen Schritt gemacht zu haben. „Ich hatte bisher das Glück, immer gute Trainer zu haben und eine gute Rolle zu spielen. Ich wurde bisher auch nie rausgeworfen.“ Und so arbeitet er auch über den Sommer weiter hart an sich, absolviert mit Nationalmannschaftskollegen wie Malcolm Kreps, Ivor Kuresevic oder Dorian Grosber spezielle Trainingseinheiten in Luxemburg und arbeitet auch mit Coaches an Sachen wie Athletik, Schnelligkeit oder dem eigenen Wurf. 

Dass sich manchmal eine Tür schließen muss, damit sich eine andere öffnet, diese Erfahrung hat Ben Kovac im harten Profibusiness schon häufiger gemacht. Nachdem sich das Angebot beim Erstligisten Le Portel vor zwei Jahren in letzter Sekunde zerschlagen hatte, ist Evreux und die Pro B vielleicht jetzt genau die richtige Chance.