Donnerstag30. Oktober 2025

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FußballWarum Progrès und Düdelingen keine UEFA-Lizenz in erster Instanz erhalten haben

Fußball / Warum Progrès und Düdelingen keine UEFA-Lizenz in erster Instanz erhalten haben
Der Progrès Niederkorn muss schnellstens außersportliche Dossiers in Ordnung bringen, ansonsten droht trotz möglicher Qualifikation ein Sommer ohne Europapokal Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Es sind alarmierende Zeiten für die höchste Luxemburger Spielklasse: Wie die FLF am Freitagmorgen mitteilte, haben nur neun der 16 Vereine aus der BGL Ligue die UEFA-Lizenz in erster Instanz erhalten. Hesperingen, Fola und Rodange verzichteten gar komplett darauf, eine internationale Lizenz zu beantragen. Niederkorn, Düdelingen, Hostert und Bettemburg bleiben derweil sieben Tage Zeit, um in Berufung zu gehen – andernfalls ist eine Teilnahme an der Conference League ausgeschlossen.

Unvergessen ist die Bombe, die im vergangenen Mai platzte: Swift Hesperingen hatte damals auch in zweiter Instanz keine UEFA-Lizenz erhalten und musste – zum ersten Mal in der nationalen Geschichte – auf ein Europapokal-Ticket verzichten. Zu den nicht erfüllten Bedingungen zählten damals die verspäteten Lohnauszahlungen der Angestellten (Kriterium F.04.1 A) und verspätete Einzahlungen an die Krankenkassen und die Steuerbehörde (F.04.02 A). Dass es in diesem Jahr nicht anders sein würde, stand schon seit mehreren Wochen fest. Der Vorstadtklub hatte zum Stichdatum des 31. März erst gar keinen Dokumentkatalog eingereicht. 

Wie die FLF am Freitag mitteilte, sind die Escher Fola und Rodange im gleichen Fall. „Drei Vereine verzichteten im Laufe des Verfahrens auf die UEFA-Lizenz“, schrieb der Verband. Während es sich bei den Kellerkindern ohnehin nicht um Kandidaten handelte, die für das europäische Geschäft infrage kommen, wäre es für den Swift demnach schon das zweite Mal in Folge, dass eine Conference-League-Teilnahme nicht an sportlichen, sondern an administrativen (sprich finanziellen) Missständen scheitern würde (sofern Swift erneut auf dem Podium landet).

Nachvollziehbar ist die Entscheidung nur bedingt: Die Lizenzen-Prozedur der UEFA wurde in den letzten Jahren bei der Auszahlung der europäischen Subsidien noch mit 40.000 Euro vergütet. Das macht etwa 40 Prozent der Summe aus (gebunden an diverse Schlüssel, etwa die Anzahl von Jugendmannschaften und ausgebildeten Trainern), die ein nicht qualifizierter BGL-Ligue-Verein im Normalfall erhält. 

F91 und Progrès in der Warteschleife

Alarmierend ist die Lage allerdings auch für Düdelingen und Niederkorn – zwei Mannschaften, die seit Jahren zu den routinierten Europapokal-Vertretern zählen. Gerry Schintgen, Präsident des F91, hat die Mitteilung des Fußballverbandes allerdings nicht überrascht: „Unser Finanzdossier konnte nicht zeitgerecht vom Rechnungsprüfer kontrolliert werden. Die Zeitspanne zwischen der Übergabe des Buchhalters und der Sitzung der FLF war zu kurz.“ Bei der US Hostert und Bettemburg soll es sich um die gleiche Problematik handeln. In Panik ist man in Düdelingen zu diesem Zeitpunkt nicht: Bereits 2024 hatte der F91 seine UEFA-Lizenz aus denselben Gründen erst in zweiter Instanz erhalten.

Was das Dossier des Progrès Niederkorn betrifft, ist die Lage deutlich komplizierter. Der Progrès muss nicht nur das aktuelle Dossier in Ordnung bringen, sondern ebenfalls die Papiere des letzten Sommers nochmals überarbeiten: „Für den Verein FC Progrès Niederkorn entschied die erste Entscheidungsinstanz der UEFA-Lizenz, die im vergangenen Jahr erteilte UEFA-Lizenz mit sofortiger Wirkung zu widerrufen.“ Eine drastische Maßnahme: Bei der Überprüfung durch eine externe Audit-Firma sind diesmal Unregelmäßigkeiten bei der Buchhaltung aufgefallen, die im vergangenen Jahr hätten mitgeteilt werden müssen. 

Progrès-Präsident Thomas Gilgemann versuchte, zu entschärfen: Eine Rechnung, die der Verein 2024 erhalten (und im Mai überwiesen hatte), hätte eigentlich im Jahresabschluss von 2023 verbucht werden müssen. „Es wird uns vorgeworfen, dass wir diese Rechnung im vergangenen Sommer sofort hätten melden müssen, da es sich um einen Betrag aus dem Vorjahr handelte.“ Laut der Überprüfer hätte der Verein auf diese Weise ein Jahr zuvor möglicherweise gegen die Bedingung verstoßen, die Gesamtschulden jährlich um zehn Prozent zu verringern. 

Berufungssitzung am 14. Mai

Sollten die Gelb-Schwarzen es nicht schaffen, in der kommenden Sitzung am 14. Mai die nötigen Erklärungen vorzubringen, drohen Konsequenzen seitens der UEFA. Wie die genau aussehen könnten, ist zu diesem Zeitpunkt allerdings nur schwer einzuschätzen. Vorstellbar sind sowohl finanzielle Strafen als auch ein Ausschluss vom kommenden Wettbewerb. Bis es so weit ist, bleibt die UEFA-Lizenz vom vergangenen Jahr aberkannt. Dabei hatte der nationale Pokalsieger bekanntlich an der zweiten Runde der Conference League teilgenommen.

Was die UEFA-Lizenz für die Saison 2025/26 angeht, macht sich der Präsident keine Sorgen. Genau wie bei den anderen drei Vereinen lag am 24. April noch kein komplettes Dossier (sprich die erforderliche Bestätigung der externen Audit-Firma) beim Kontrollgremium der FLF vor. Gilgemann ist optimistisch, dass die offizielle Evaluierung der Buchhaltung Ende nächster Woche eintrudeln dürfte – und demnach auch zeitnah eingereicht werden kann. 

Alle Kriterien und Fristen eingehalten haben übrigens Meister Differdingen, Rosport, Mondorf, Strassen, Wiltz, Monnerich, UT Petingen, RFCU Lëtzebuerg und die Jeunesse Esch. Diese neun Vereine haben ihre Hausaufgaben erledigt und dürften nun aus administrativer Sicht am internationalen Geschäft teilnehmen. Qualifiziert ist bislang nur Déifferdeng 03. 

Der Überblick

Neun Vereine haben die UEFA-Lizenz in erster Instanz erhalten: FC Déifferdeng 03, Victoria Rosport, US Mondorf, UNA Strassen, FC Wiltz 71, FC Monnerich, Union Titus Petingen, RFCU Lëtzebuerg und Jeunesse Esch 
Drei Vereine haben auf die UEFA-Lizenz verzichtet: Fola Esch, FC Rodange, Swift Hesperingen
Vier Vereine haben die UEFA-Lizenz in erster Instanz nicht erhalten: Progrès Niederkorn, F91 Düdelingen, US Hostert, SC Bettemburg