Freitag21. November 2025

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Deutsche GrenzkontrollenWarum Luxemburgs Beschwerde bei der EU wenig Aussichten auf Erfolg hat

Deutsche Grenzkontrollen / Warum Luxemburgs Beschwerde bei der EU wenig Aussichten auf Erfolg hat
Die deutschen Grenzkontrollen ärgern das Pendlerland Luxemburg. Deutschland kontrolliert inzwischen alle Binnengrenzen. Das Foto zeigt eine Kontrolle an der tschechischen Grenze in Sachsen.  Foto: dpa/Sebastian Kahnert

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Luxemburg fordert formell Konsultationen wegen der deutschen Grenzkontrollen. Die EU-Kommission prüft den Fall, hält sich aber zurück. Dass die „Hüterin der Verträge“ ein Vertragsverletzungsverfahren auf den Weg bringt, ist unwahrscheinlich – politisch ist das Thema delikat.

Luxemburg legt sich offiziell mit Deutschland an: Die EU-Kommission hat gegenüber dem Tageblatt bestätigt, dass sie ein Schreiben der luxemburgischen Regierung zu den deutschen Grenzkontrollen erhalten hat. Luxemburg fordere darin formell eine sogenannte „Konsultation“ nach dem Schengener Grenzkodex. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das bei Spannungen wegen innereuropäischer Grenzkontrollen eingeleitet werden kann.

Passiert ist bis jetzt das: Der Franzose Olivier Onidi, der „Schengen-Koordinator“ der Kommission, hat am 27. Februar „ein erstes Meeting organisiert“, wie eine Sprecherin der Kommission erklärt. „Der Konsultationsprozess läuft.“ Allerdings hätte die Kommission so oder so zu den Grenzkontrollen Stellung beziehen müssen. Denn: Sobald ein Staat für zwölf Monate Kontrollen ankündigt, ist sie laut dem neuen Schengen-Grenzkodex dazu verpflichtet. Bis jetzt gibt es noch keine Stellungnahme – die Kommission will die Verlängerung und die Entwicklung der Situation vor Ort jetzt analysieren, „wie immer in enger Absprache mit dem betreffenden Mitgliedstaat und anderen betroffenen Mitgliedsstaaten“, heißt es von der Kommission. Wann diese „Opinion“ der Kommission zur Sache kommt? Unklar. „Eine Stellungnahme wird zu gegebener Zeit veröffentlicht“, erklärt die Sprecherin. 

Luxemburg erst zweites Land, das sich beschwert

Der Schengener Grenzkodex wurde im Juli 2024 überarbeitet und eben diese Konsultationspflichten gestärkt. Die Möglichkeit, das Verfahren einzuleiten, gab es laut Kommission aber auch schon vorher. Luxemburg ist dennoch erst das zweite Land, dass sich über Grenzkontrollen offiziell beklagt. Nur Slowenien hat laut Kommission bis jetzt ebenfalls einen Konsultationsprozess angestoßen – im April 2023 wegen der österreichischen Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen. Bis auf Initiativen für gemeinsame Kontrollen an den Grenzen hat sich an der Situation an der österreichisch-slowenischen Grenze aber offenbar wenig getan: Im Herbst verlängerte Österreich die Kontrollen noch einmal bis Mai 2025. 

Neue Deutsche Regierung

Die deutschen Grenzkontrollen sind noch bis 15. September geplant – wenn nicht wieder eine Verlängerung verkündet wird. Was die zukünftige Regierung im Nachbarland plant, die wohl im Mai ihr Amt antritt, ist noch nicht ganz klar. Der designierte Kanzler Friedrich Merz von der CDU hatte im Wahlkampf „permanente Grenzkontrollen“ und Zurückweisungen gefordert. Das wäre mit den EU-Verträgen noch weniger vereinbar als die jetzigen, temporären Kontrollen. Im Koalitionsvertrag, der am Mittwoch beschlossen wurde, heißt es, die Kontrollen an „allen deutschen Grenzen“ seien fortzusetzen. Merz selbst sagte am Mittwoch nur: „Es wird Kontrollen an den Staatsgrenzen geben.“

So oder so scheinen sich die Schengen-Staaten um Konsultationen oder sogar Gerichtsurteile in Sachen Grenzkontrollen relativ wenig zu scheren. Im April 2022 urteilte der EU-Gerichtshof im Hinblick auf den damals geltenden Schengen-Kodex, dass die temporäre Wiedereinführung von Grenzkontrollen pro Anlass nicht länger als sechs Monate dauern dürfen. Nicht wenige Länder hatten diese Schwelle lange überschritten – Deutschland kontrolliert Teile seiner Grenzen beispielsweise seit 2015. 

Kommission hält sich zurück

Eigentlich ist es Aufgabe der Kommission, als „Hüterin der Verträge“ die Mitgliedsstaaten gegen Verstöße gegen EU-Gesetze zu ermahnen. Dabei hielt sie sich in Sachen Grenzkontrollen bis jetzt aber höflich zurück. Ein Jurist, der auf EU-Recht spezialisiert ist, lieferte der Deutschen Welle 2022 den Grund: „Die Sache ist politisch zu delikat. Die Mitgliedsstaaten und ihre Innenministerien wären außer sich.“ Dabei sind Vertragsverletzungsverfahren in anderen Politikbereichen keine Seltenheit. Und sie können auch zu Geldstrafen führen. Spanien musste laut Deutscher Welle 2018 beispielsweise 50.000 Euro pro Tag bezahlen – weil es die EU-Vorschriften für günstige Bankkonten nicht umgesetzt hatte. 

Dass auch beim Luxemburger Vorstoß kein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland herauskommt, scheint aber auch aus einem anderen Grund wahrscheinlich. Denn offenbar hat sogar die „Hüterin der Verträge“ nicht allzu viel Vertrauen in eben diese Verträge. Im Jahr 2021 erklärte die EU-Kommission in einem Arbeitspapier über die Grenzkontrollen, dass „die Vorschriften für die aktuellen Herausforderungen möglicherweise generell unzureichend sind.“ Grund sei die Tatsache, dass „eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedstaaten, die sich zuvor jahrzehntelang an die Vorschriften gehalten hatten, nun damit aufhören“.  Daher könnte die Einleitung von Vertragsverletzungsverfahren nicht die Lösung sein. Die Kommission müsse stattdessen eine Anpassung der Vorschriften in Betracht ziehen.

Dunord Hagar
10. Mai 2025 - 17.31

War heute morgen zum ersten Mal nach der Covid Zeit nach Trier. Lange einspurige AB-Baustellen nach der Grenze. Dann unten an der Moseltalbrücke diese Placebo Kontrollen durch die Polizei. Verengte Fahrbahn damit auch keiner sich unkontrolliert nach "Friedrichland" schmuggelt. Stau ca. 2 km... um 10:00 Uhr. Frag mich was da unter der Woche, sprich Berufsverkehr, los ist? Nein, Danke... brauch ich nicht nochmal... die Grenzgänger tun mir echt leid!

Bettendorff Marcia
14. April 2025 - 13.38

Einfach Umgehungsschilder platzieren für die Dutzende von Grenzübergänge wo nicht kontrolliert wird, wie z.B. die Schengener Brücke.

Deviation pour demandeurs d'asyle.->

Dann wird es viel teurer für Deutschland wenn ALLE Übergänge kontrolliert werden anstatt bloß diese Theater auf den Autobahnen.

JJ
13. April 2025 - 9.47

Lassen die Grenzschützer denn auch die Bösen Buben raus die bereits in Deutschland sind oder wird nur die Einreise kontrolliert? In dem Falle müssten unsere Jungs auch wieder dicht machen. Wie in alten Zeiten vor Schengen. "6 Km Stau in beiden Richtungen". Hysterie ist ein schlechter Ratgeber.

Reinertz Barriera Manfred
12. April 2025 - 12.36

SChengen ist eben nicht mehr Schengen EU Raum ohne Innengrenze diese EU Blase ist jetzt auch geplatzt...