15. Dezember 2025 - 16.48 Uhr
Akt.: 15. Dezember 2025 - 16.58 Uhr
Blanke Nerven in DippachWarum der Schöffenrat die Gemeinderatssitzung zwei Stunden vor Beginn annulliert hat
Offensichtlich waren die Bedenken, es könnte in besagter Sitzung zu einem Eklat kommen, zu groß. In der Begründung für die Annullierung hieß es, die Diskussionen seien notwendig, um den Haushalt mehrheitlich zu verabschieden. Gab es keine mehr? In Dippach regiert eine LSAP-DP-Koalition.
Oppositionsrat Sven Schaul hatte zuletzt den Stein ins Rollen gebracht. Der Vertreter der „Biergerinitiativ Gemeng Dippech“ unterstellte dem Schöffenrat in einem offenen Brief an das Innenministerium einen „Parallelkanal zur kommunalen Rechnungsführung“. Es geht um die ASBL „Vivre ensemble dans la commune de Dippach“.
„Neustart“ mit „neuem Spirit“
Trotz oder gerade wegen der Annullierung demonstrierte der Schöffenrat auf Anfrage des Tageblatt Einigkeit und blieb bei seiner Begründung. Man wolle einen „Neustart“ und mit „neuem Spirit“ in das neue Jahr starten. Das sagen die LSAP-Bürgermeisterin Manon Bei-Roller, der DP-Schöffe und Abgeordnete Luc Emering sowie der LSAP-Schöffe PhiIippe Meyers in mehr oder weniger ähnlichen Formulierungen.
In diesem Sinn soll die für den 12. Januar 2026 angesetzte Abstimmung über das Budget stattfinden. Die gesamte Mehrheit im Rat soll eingebunden werden, sagt die Bürgermeisterin. Schöffe Emering spricht von „sachlichen und menschlichen“ Diskussionspunkten. Es ginge um die zukünftige Zusammenarbeit der Mehrheit im Rat und nicht alleine um das Budget, betont LSAP-Schöffe Meyers, gleichzeitig Präsident der besagten ASBL.
Meyers verbreitet Zuversicht. „Wir wollten nichts über das Knie brechen und ich bin sicher, dass wir das hinbekommen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Bürgermeisterin Bei-Roller wertet die Kritik der Opposition als „lamentabel“, als an den Haaren herbeigezogene Aussagen, „um Unfrieden zu stiften“, wie sie auf Anfrage sagt.
Koalition in Dippach am Wanken?
„Biergerinitiativ“-Rat Schaul wertet seinerseits die Annullierung der Gemeinderatssitzung als Bestätigung dafür, „dass die Koalition in Dippach am Wanken ist“. Er bezweifelt im Übrigen die Rechtmäßigkeit der Annullierung. Die Krise in Dippach zieht indes weitere Kreise. Zwei mit der ASBL „Vivre ensemble“ in Zusammenhang gebrachte Personen bitten um „Rectification“, weil sie nicht mehr damit in Verbindung gebracht werden wollen.
Der Gemeindemitarbeiter Marc Ralinger ist auf der letzten Einreichung beim LBR vom 24. Mai 2024 als „Secretaire“ des „Conseil d’administration“ eingetragen. Er ist es seit Anfang Oktober 2024 nicht mehr. Das lässt er die Redaktion am 15. Dezember 2025 telefonisch wissen. Melanie Neu, ebenfalls Gemeindemitarbeiterin, sei an seine Stelle getreten, so Ralinger.
Der zweite Anruf kommt am selben Tag von Isabel Fontes. Sie ist LSAP-Mitglied, Kandidatin auf der Liste bei den Wahlen 2023 und Mitglied der Jugendkommission und Sportkommission der Gemeinde und lässt von ihrem Ehemann ausrichten, sie sei nie Mitglied der ASBL gewesen. Sie steht auf der Liste der Mitglieder von „Vivre ensemble“, die zur Generalversammlung der ASBL am 13. November 2025 eingeladen wurden.
Das Dokument liegt der Redaktion vor. Der Schöffenrat im Dippacher Gemeinderat steht schon länger in der Kritik. Bereits im Juni 2025 bringt ein Audit, das nur unter öffentlichem Druck der Allgemeinheit zugänglich wurde, Missstände in der Gemeinde ans Licht. Die jüngsten Vorwürfe rund um „Vivre ensemble“ tun ihr Übriges. „Der Bürger hat etwas Besseres als dieses Bild verdient“, sagt Oppositionsrat Schaul. Gemeint ist die Gemeindepolitik.
De Maart

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