Die Sicherheit im Bahnhofsviertel bleibt ein Thema. Nachdem im Ministerium für innere Angelegenheiten bereits am vergangenen Mittwoch verschiedene Ministerien zu einem runden Drogentisch zusammengekommen waren, wurde dort am Montag mit der Bevölkerung des „Garer Quartier“ diskutiert. Fünf Bewohner und eine Bewohnerin des Bahnhofsviertels trafen dabei Innenminister Léon Gloden (CSV) und die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) sowie den Ersten Schöffen der Stadt, Maurice Bauer (CSV). Auch Polizei und Geschäftsleute waren dabei.

„Wir wurden vom Ministerium zu dieser Sitzung eingeladen“, erklärte Patrick Reisdorff am Nachmittag nach der Sitzung im Ministerium in der rue Beaumont. Seit rund 55 Jahren lebt er im Bahnhofsviertel und ist aktives Mitglied der WhatsApp-Gruppe „Quartier Gare – sécurité & propreté“. Die Versammlung empfand Patrick Reisdorff als interessant und positiv: „Es gibt mehrere Lösungsstrategien, an denen nun in verschiedene Richtungen gearbeitet wird. Diese werden uns bei einem zweiten Treffen Ende März präsentiert. Wir trauen ihnen, warten aber ab, bis wir konkrete Maßnahmen auf Papier sehen.“
Patrick Reisdorff hatte kurz nach Weihnachten 2024 in der WhatsApp-Gruppe die Gründung einer Bürgermiliz vorgeschlagen, „um die Ordnung in der Nachbarschaft wiederherzustellen.“ Am Montag sagte er dazu: „Diesen Begriff habe ich aus Verzweiflung gewählt. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, eine Bürgerwehr zu gründen und bin nach heute auch guter Dinge, dass es so weit nicht kommen muss.“ Seiner Auffassung nach hat die Politik verstanden, dass konkrete Maßnahmen nötig sind und die Bevölkerung eingebunden werden will. „Unser Wunsch ist, dass der Staat Verantwortung übernimmt“, so Reisdorff.
Diesen Begriff habe ich aus Verzweiflung gewählt. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, eine Bürgerwehr zu gründen, und bin nach heute auch guter Dinge, dass es so weit nicht kommen muss.
Schweigen über Geplantes
Auf welche Lösungswege der Staat dabei setzen will, wollte der Bürger des Bahnhofsviertels nicht verraten. Darauf schien man sich am Montag im Innenministerium geeinigt zu haben, denn auch Laurence Gillen, Mitgründerin der Gruppe zur Sicherheit und Sauberkeit im Bahnhofsviertel, wollte sich nicht zu den angedachten Maßnahmen äußern. Sie sprach von einer konstruktiven Sitzung, aber auch sie machte deutlich, dass sie abwarten wird, welche Taten darauf folgen.

Léon Gloden wollte ebenfalls nicht verraten, welche konkreten Maßnahmen zukünftig zu einer Verbesserung der Situation beitragen könnten. „Dazu sage ich Ihnen gar nichts“, sagte der Innenminister am Montag. Schon vor dem Treffen hatte er deutlich gemacht, dass Medienpräsenz am Rande der Sitzungen nicht erwünscht sei. Die Pressestelle des Ministeriums hatte vergangene Woche angekündigt, „zum gegebenen Zeitpunkt“ zu kommunizieren. In Bezug auf einen verstärkten Platzverweis verriet Léon Gloden jedoch: „Mir wurde deutlich gesagt, dass die Einwohner die Regierung bei diesem Vorhaben unterstützen.“
Während der ihm zufolge „guten und konstruktiven Versammlung“ hätten die Menschen geschildert, dass vor den Hauseingängen liegende „Junkies“ ein tägliches Problem in ihrem Viertel sind. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) sagte nach der Sitzung: „Wir kennen die Situation im Bahnhofsviertel und haben diese erneut besprochen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass in den verschiedenen Bereichen etwas passieren muss.“ Sie betonte, dass das Problem „seit Jahren besteht“, und sagte: „Wir werden es nicht heute mit einem Zauberstab lösen.“
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