Vor der Kellerei der Domaine Kox sieht es am Dienstagvormittag anders aus als sonst: Maschinen, die für die Verarbeitung der Trauben benötigt werden, stehen im Hof, ein Lieferwagen einer spezialisierten Firma für die Wartung parkt vor dem Gebäude. Unser eigentlicher Termin mit dem Önologen war am Vorabend verschoben worden. Da wir dennoch jeden Mittwoch einen Beitrag zu unserer Serie veröffentlichen, musste eine Alternative her. Am frühen Morgen schrieb Winzerin Corinne Kox eine Nachricht: „Hallo Chris, mir starten haut an d’Lies.“ Das kam zwar überraschend, passte aber perfekt.
„Ich brauche noch fünf Minuten“, ruft Corinne. Kurz darauf steht sie im Hof der Kellerei.
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Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden Monaten versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen, in einer wöchentlichen Serie über Erfolg und Misserfolg berichten und dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus geben.
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„Meine Mutter mochte den ‚Pinot noir précoce’ nie“, erzählt sie. Es hat wohl weniger am Geschmack des Weins gelegen, als am Zeitpunkt der Lese. „Wir sind deswegen immer früher aus dem Urlaub zurückgekommen, um dann einen Weinberg zu ernten – bevor es wieder eine Woche dauerte, bis die eigentliche Lese anfing“, erinnert sich Corinne, die den Familienbetrieb vor einigen Jahren von ihren Eltern übernommen hat. Am Dienstag war es erneut soweit: Der „Pinot noir précoce“ musste gelesen werden.
Die Folgen des Klimawandels
Für die Domaine Kox ist er so etwas wie die Generalprobe, bevor die Trauben für den Crémant und schließlich die restlichen Sorten an die Reihe kommen. Anders als ihre Mutter Rita mag Corinne den Frühburgunder. „Es ist schon stressig, alle Maschinen rechtzeitig im Keller einsatzbereit zu haben. Aber so ist wenigstens alles in Ordnung, wenn die anderen Trauben gelesen werden.“
Der Klimawandel sorgt zusätzlich dafür, dass die Trauben immer früher reifen. 2018 sei das erste Jahr gewesen, in dem man bereits Ende August begonnen habe, erinnert sich Corinne. Auch dieses Jahr ist es wieder soweit: Im Elsass begann die Lese bereits am 19. August – zehn Tage früher als im Vorjahr. In den vergangenen 40 Jahren habe sich die Ernte insgesamt um 30 Tage nach vorne verschoben, erklärte Gilles Erhard, Präsident der elsässischen Winzervereinigung, kürzlich gegenüber der Zeitung Libération. In Luxemburg setzt die Reife im Vergleich zur Referenzperiode 1960 bis 1989 rund 13 Tage früher ein. Austriebe erfolgen heute elf Tage früher, die Blüte beginnt im Schnitt 15 Tage früher. Das hatte Wissenschaftler Dr. Jörg Pauly in einem Interview mit dem Tageblatt erläutert.
Während Winzer früher ihre Ferien oft erst später im August planten, ziehen es heute viele vor, früher zu verreisen, um Ende August oder Anfang September für die Lese bereit zu sein. Nach einem eher schwachen Jahrgang 2024 hat das Wetter diesmal dafür gesorgt, dass Winzer sich über ausreichend Quantität und Qualität freuen können. Das lässt Spielraum für kleine Experimente im Keller.
100 Weinbeeren fürs Labor
Im Tageblatt-Weinberg ist es noch nicht soweit. Gestern haben wir erste Proben unserer Trauben ins Labor des „Institut viti-vinicole“ (IVV) gebracht. Dafür war eine möglichst repräsentative Auswahl nötig: etwa 100 Beeren von unterschiedlichen Rebstöcken aus unserer Parzelle. Während die Beeren, die der Sonne ausgesetzt sind, bereits eine schöne gelbliche Farbe haben, sind jene im Schatten noch grün. „Achte auch darauf, dass du Beeren nimmst, die näher am Stamm sind, und welche, die weiter außen wachsen“, rät Corinne Kox.
Die Winzerin notiert noch die Parzellennummer auf die kleine Plastiktüte, mit der wir uns auf den Weg ins Labor machen. Keine zwei Stunden später liegen die Ergebnisse vor. So richtig viel anfangen können wir damit noch nicht – dafür haben wir am Mittwoch einen Termin mit Önologe Jean Cao im Weinberg. Gemeinsam mit Corinne Kox wird er uns beraten, wann wir die Trauben lesen und wie wir bei der Vinifikation vorgehen sollen, damit unser Tageblatt-Rivaner unseren Vorstellungen eines trockenen, frischen und fruchtbetonten Weins entspricht. Spätestens nächste Woche wissen wir dann wohl, wann es soweit ist.

Tipps und Feedback
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