Video aufgetauchtVorfall in Luxemburg-Stadt: Sicherheitsdienst bekommt beißenden Hund nur schwer unter Kontrolle

Video aufgetaucht / Vorfall in Luxemburg-Stadt: Sicherheitsdienst bekommt beißenden Hund nur schwer unter Kontrolle
Ein Standbild aus dem Video: Die Männer des Wachdienstes zerren an einem Hund, der sich in das Bein eines Mannes verbissen und ihm dabei die Hose heruntergezogen hat Foto: Screenshot

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Handyvideo zeigt, wie sich Wachleute einer Sicherheitsfirma abmühen, um einen Hund zu bändigen, der sich in die Beine eines am Boden liegenden Mannes verbissen hat. Die Diskussion um den Einsatz der privaten Dienste in der Hauptstadt dürfte damit wieder an Fahrt aufnehmen. Die Polizei weist darauf hin, dass es zum Clip eine Vorgeschichte gebe, die nicht zu sehen sei. 

Das Video, das vom User „Trollface-Inator“ am Sonntag um 12.22 Uhr beim Social-News-Aggregator Reddit hochgeladen wurde, ist nur 31 Sekunden lang – die haben es aber in sich: Zu sehen ist der Hund eines privaten Sicherheitsdienstes, der sich im Bein eines am Boden liegenden Mannes verbissen hat und diesen sogar über den Bürgersteig zieht. Vier Männer des Sicherheitsdienstes sind anwesend, einer braucht fast die ganze Länge des Videos, um den Hund von dem Mann wegzubekommen, während andere Personen, offenbar Passanten, den Mann am Boden in die andere Richtung ziehen.

LINK Das Video bei Reddit

Die Polizei hat am Sonntagabend eine Mitteilung zum Geschehen veröffentlicht: Demnach sei am Samstag gegen 22.20 Uhr ein Vorfall vor einem Lokal in der avenue de la Gare gemeldet worden: Zwischen einer Person und Sicherheitskräften aus dem Bahnhofsviertel sei es „laut verschiedenen Aussagen zu erheblichen Provokationen gekommen“. Vor dem betreffenden Lokal seien Beamte schließlich auf eine Person gestoßen, die eine Bissverletzung am Oberschenkel aufwies, die offenbar von einem Hund der Sicherheitskräfte herrührte.

Der Mann wurde ins Krankenhaus transportiert und zunächst ambulant behandelt. „Nachdem die Person sich im Krankenhaus nicht unter Kontrolle hatte, das Krankenhauspersonal beschimpfte und anspuckte, dem Sicherheitspersonal drohte und somit eine Gefahr für sich selbst und Drittpersonen darstellte, wurde sie im Passagearrest untergebracht“, schreibt die Polizei weiter.

Die Staatsanwaltschaft wurde verständigt, jetzt laufen Ermittlungen zum genauen Hergang der Geschehnisse.

Einem Bericht von RTL zufolge hätten sich sowohl der Sicherheitsdienst als auch die Polizei bei der Stadt Luxemburg gemeldet und bemerkt, dass das Video das Geschehen nur unzureichend wiedergebe. Die Wachleute seien vor einem Café erst verbal und dann körperlich angegriffen worden und hätten Verstärkung gerufen. Ein betrunkener Mann habe dann mit einem Stuhl werfen wollen und sogar eine „Waffe“ gezogen, schreibt RTL. Im Video ist ein Stuhl zu sehen, der umgekippt auf dem Bürgersteig liegt.

Im Verlauf der sich entwickelnden Prügelei sei es dem Hund gelungen, sich aus seinem Maulkorb zu befreien und sich in Beine und Hose des Mannes zu verbeißen.

Grüne schicken Anfrage an Stadt-Bürgermeisterin Polfer

Um den Einsatz der privaten Wachdienste hatten sich bereits in der Vergangenheit kontroverse Diskussionen entwickelt. Christa Brömmel, die für die Grünen im Gemeinderat sitzt, hat am Sonntagabend eine Anfrage an Stadt-Bürgermeisterin Lydie Polfer gestellt. Brömmel will unter anderem wissen, wie der Vorfall bewertet wird und ob die Ausbildung der Wachleute und der Vertrag mit den Sicherheitsfirmen tatsächlich ausreichen, um eine gesetzeskonforme Bewachung des Viertels zu gewährleisten.

Gegenüber dem Tageblatt erklärt Brömmel am Montagnachmittag: „Es kam leider so, wie wir es schon befürchtet hatten – ich bin aber auch schockiert von den Kommentaren in den sozialen Medien, in denen gesagt wird, dass der Sicherheitsbeamte sich ja verteidigen musste.“ Es sei bedenklich, was sich da an Meinungen manifestiere. Es sei richtig, dass der Film nicht zeige, was vorher passiert ist – allerdings stelle sich die grundsätzliche Frage, was denn überhaupt der Mehrwert von Privatpatrouillen mit Hunden sei.

Für Brömmel stelle sich auch die Frage, was die Konsequenzen für den Hundeführer seien. „Wenn so ein Vorfall bei einem Polizisten passiert, gibt es klare Regeln für die Untersuchung durch die Generalinspektion der Polizei – und jetzt? Verläuft die Sache für den Sicherheitsbeamten im Sand?“, sagt die Grünen-Politikerin. Sie fragt sich auch, ob der Sicherheitsmann für einen Einsatz mit einem Hund ausgebildet gewesen sei – und ob der Hund dafür ausgebildet war. „Und warum hatte der Hund keinen Maulkorb an? Wurde dieser vorher ausgezogen? Wenn das der Fall ist, müsste sich der Hundeführer doch spätestens zu dem Zeitpunkt gesagt haben, der Einsatz wäre eine Sache für die Polizei.“

„Frage der Verantwortung muss geklärt werden“

In der Diskussion um den privaten Sicherheitsdienst im Bahnhofsviertel sei vonseiten des Schöffenrats immer das Sicherheitsgefühl der Menschen als Argument hervorgehoben worden. Angesichts der Bilder müsse man sich aber fragen, wie es denn um die Sicherheit der vom Hund angegriffenen Person stehe, sagt Brömmel und fordert, dass alle Fakten auf den Tisch gelegt werden. „Die Frage der Verantwortung muss geklärt werden, vor allem auch deswegen, weil die Privatfirma ja im Auftrag des Schöffenrats agiert.“

Auch aus den Reihen der LSAP wird die Kritik am Vorgehen des von einer DP-CSV-Koalition geführten Schöffenrats lauter. „Man ist nicht immer froh, wenn man im Nachhinein recht hat“, sagt Tom Krieps, der als LSAP-Gemeinderatsmitglied die Pläne des Schöffenrats in puncto private Sicherheitspatrouillen schon einige Male scharf kritisiert hat. „Wichtig ist vor allem eins: Es gibt keinen legalen Rahmen für den Einsatz der privaten Sicherheitsfirma“, sagt Krieps am Montagnachmittag im Gespräch mit dem Tageblatt. „Solche Leute dürfen nur für punktuellen Objektschutz eingesetzt werden – im öffentlichen Raum haben sie die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder, der etwas sieht, was nicht in Ordnung ist: Sie dürfen nur die Polizei rufen.“

Krieps sagt, dass er im Luxemburger Gemeinderat bereits vor Monaten die Frage aufgeworfen hatte, wer wofür geradestehe, falls etwas passiert. „Doch ich erhielt darauf keine Antwort“, sagt er.  Der Kommunalpolitiker sieht die Gemeinde in der Verantwortung, da sie die Sicherheitsfirma beauftragt hat.

LSAP: „Nur Polizei und Feuerwehr fahren Einsätze“

Krieps stört auch, dass von einem „Einsatz“ der privaten Sicherheitsleute geredet würde. „Nur Polizei und Feuerwehr fahren Einsätze, nicht Privatleute“, sagt er. „Ebenso gut könnte man Nachbarschaftsmilizen aufstellen.“ Hinzu käme, dass die Firma einen eklatanten Mangel an Professionalismus an den Tag gelegt habe. „Man sieht auf dem Video, dass der Einsatz völlig aus dem Ruder gelaufen ist“, sagt Krieps. „Ist der Hundeführer überhaupt für diesen Job ausgebildet? Ein abgerichteter Hund ist ja mit einer Waffe gleichzusetzen.“

Die Faktenlage selbst sei noch unklar – aber dem Opfer würde „quasi schon der Prozess gemacht, ehe er überhaupt vor einem Richter erscheint“. Egal was der Mann im Vorfeld getan habe, das ändere nichts an der Tatsache, dass es Aufgabe der Polizei sei, für Ordnung zu sorgen. Es sei nicht im Ermessen privater Sicherheitsleute, zu entscheiden, ob sie Gewalt anwenden dürften. Praktisch nirgendwo auf der Welt trete die öffentliche Hand die öffentliche Sicherheit an Privatfirmen ab, da das Risiko für Entgleisungen einfach zu groß sei.

Krieps übt allerdings auch indirekt Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei: Diese sei zwar mit der Situation nicht zufrieden, tue aber trotzdem alles, um der privaten Firma den Rücken zu decken, in dem sie Informationen freigebe. Die LSAP werde in der nächsten Gemeinderatssitzung eine Motion vorlegen, die fordert, den Vertrag mit der Sicherheitsfirma ganz einfach zu kündigen.

Am Montagmittag (6.9.) hat auch die Partei „déi Lénk“ eine Stellungnahme zum Vorfall herausgegeben. Was dem Hundeangriff vorausging, sei völlig unerheblich, heißt es darin. Es wird gefordert, den Vertrag zwischen Stadt und der Sicherheitsfirma, „deren Hunde offensichtlich keinen Maulkorb tragen und deren Mitarbeiter von den Ereignissen überfordert waren“, sofort zu kündigen. Das Kollegium der Stadtverordneten müsse außerdem „politische Verantwortung für diesen verabscheuungswürdigen und illegalen Angriff“ übernehmen.


Weitere Texte zu dem Thema
– Streit um private Sicherheitsfirma wird vor Gericht fortgesetzt
– „Sehr frustrierende Situation“: Der Streit um die private Sicherheitsfirma wird hitziger
– Luxemburg-Stadt: Streit um privaten Sicherheitsdienst im Gemeinderat
– Private Sicherheitsfirmen sollen weiter durch Luxemburg-Stadt patrouillieren

Insterburg
8. September 2021 - 16.20

@Nomi "@ Interburg : Privaatfirmen machen hiren Job ganz oft besser wei‘ Verwaltungen ." Awer keng hoheitlech Aufgaben. "Den Bewies ass dat seit Johren eis Policeadministratio’n den Garerproblem net an den Greff kritt !" Jo, d'Police muss sech un d'Gesetz halen, déi kënnen d'Leit net schikanéieren just wëll se en Teint hunn oder op ee waarden. Dat do ass jo just Pippifax, déi Äermste kafen do an, de Rescht vum Land gëtt doheem beliwwert.

Nomi
8. September 2021 - 14.09

@ Interburg : Privaatfirmen machen hiren Job ganz oft besser wei' Verwaltungen . Den Bewies ass dat seit Johren eis Policeadministratio'n den Garerproblem net an den Greff kritt !

Insterburg
7. September 2021 - 18.44

@ Nomi "Wann den Hond regelkonform ausgebild ass, " LOL, dat hei ass eng privat Sécherheetsfirma, déi Bëllegst huet den Zouschlag krut, déi bilde mol hir Leit net 'reegelkonform' aus, hir Hënn, guer net.

Frage der Verantwortung,
6. September 2021 - 18.23

Und einer wird nicht Müde diese Leute herbei zu rufen. Was sollen die Anderes tun als Drogen verkaufen? Schuld ist jetzt die arme kleine Lydie

HTK
6. September 2021 - 17.46

" Ich wollte mir schon immer einen Hund holen.Von daher kenne ich mich mit Hunden aus." ( Gerd Dudenhöffer )

Sepp
6. September 2021 - 17.28

Gottes Wellen, och déi Lénk mussen elo rem hier Gutmenschentum rausloossen. Zitat: "une personne a été mise en danger par des agents de sécurité privés". Angeblech huet den Typ jo virdrun schonn Leit ugegraff, also wou ass de Problem? Dann war et eben Selbstverteidegung. Dann stellt eben 4 Polizisten an déi mam Hond rondrem treppelen, den Effekt ass de gläichen. Mir hunn bei eis op der Administratioun sowiesou lauter Beamter schaffen déi virun puer Joeren nach an der Privatindustrie geschafft hunn. Dir kent déi Agenten jo einfach zu Fonctionnairen man, sou wéi der et emmer maacht, dann sinn Déi Lénk frou. Thema verfeelt.

Taram
6. September 2021 - 17.00

@J.C. KEMP ech kann är Reaktion gudd verstoen, villeicht hunn ech mech schlecht ausgedreckt . Een Gauner, deen ungeschoss get, well hien seng Waff op en Polizist geriicht huet, ass deen Täter oder Victime ? Sollen mer net einfach d'Fakten alleguer kennen bevor mir mam Fanger op deen een oder aneren weisen? Dei Froo zielt sou gudd vir mech wei vir Iech.

J.C. Kemp
6. September 2021 - 16.20

@Taram: An d'Fra ass vergewaltegt gi, well se zevill eng kuerz Jupe unhaat! Si mer elo beim victim blaming?

LPM
6. September 2021 - 16.18

Ohne die Details zu kennen , wie es zu der Auseinandersetzung kam nicht zu bewerten und zu kommentieren. Dass der Hund keinen Maulkorb anhatte bzw. sich aus diesem befreite ist allerdings schon merkwürdig.

Taram
6. September 2021 - 15.42

Ouni den Virfall genau ze kennen , loosen sech Politiker an eng Polemik steieren dei bedauernswert ass. Traureg. Freet dann keen no wei et iwwerhaapt zum Incident komm ass? Wouranner hunn d'Provokatiounen bestanen ? Den Provocateur, deen duerno och nach vun der Police am Passage Arrest gesaat gouf weinst sengem Verhaalen an der Klinik, ass deen dann net och Schold dass den Hond schlussendlich iwwerhaapt gebass huet? Muss mat deem Incident Politik gemach ginn? Virun allem wann d'Security naischt falsch gemach huet?

Clemi
6. September 2021 - 15.33

@nomi eine private sicherheitsfirma ist kein ordnungsorgan in dem sinn wie Sie das wort benutzen. punkt

Wieder Mann
6. September 2021 - 14.23

Wenn der grüne heutige , vorherige Minister , „net capabel woren“ die Bürger in Luxemburg durch einen effizienten Polizeiapparat abzusichern , die Polizeibeamten, wie vor kurzer Zeit geschehen in Ettelbrück, keinen Rpckhalt bekommen, riskieren zum Buhmann , abgeurteilt zu werden, braucht man sich nicht zu wundern , solch ein Vorfall vorkommt. Natürlich auch die grüne Juztizminister sollte sich Gedanken machen , ob das Anfassen der Kleinkriminellen, Kriminellen mit Glacéhandschuhen nicht dazu beiträgt der Bürger in Luxemburg nicht mehr sicher fühlt. Loben muss man den Ex grünen Polizeiminister Bausch allerdings in Punkto Absicherung,hat er doch schon viel Geld in die Sicherheit in die Minorät der Radler investiert, die Radare eingeführt die Staatskasse abzusichern.

Nomi
6. September 2021 - 13.04

Wann den Hond regelkonform ausgebild ass, dann muss den Hond awer gehei'erlech provozei'ert ginn sinn, datt heen schwei'er enner Kontroll ze haalen war ! Et gett emmer 2 Seiten vun der Medaille ! An een deen sech geint Ordnungsorganer revoltei'ert huet schlecht Kaarten ! Well ech glewen net datt d'Ordnungsorganer am Unfank mat Gewalt agei'ert hun !