Samstag15. November 2025

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EchternachVon Luxemburg nach Kanada und zurück: Das Familientreffen der etwas anderen Art

Echternach / Von Luxemburg nach Kanada und zurück: Das Familientreffen der etwas anderen Art
Rund 40 Familienangehörige hatten sich am Wochenende auf dem Echternacher Campingplatz versammelt Foto: Carole Theisen

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Was eine richtige Familienbande ist, wurde am Wochenende in Echternach demonstriert. Die Familie Tonin-Ninin hatte gerufen. Aus Kanada, Luxemburg, Frankreich und Belgien waren sie angereist.  

Wer am vergangenen Wochenende den Campingplatz in Echternach besuchte, wurde Zeuge eines besonderen Familientreffens, das über Kontinente hinweg Generationen miteinander vereinte. An diesem angenehm sonnigen Herbsttag versammelten sich nämlich mehr als 40 Menschen – alles Nachfahren der Familie Tonin-Ninin – aus Kanada, Luxemburg, Frankreich und Belgien, um sich nach vielen Jahren der Trennung endlich wiederzusehen. Die Stimmung war geprägt von herzlichen Umarmungen, lautem Lachen und einem Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit.

Im Jahr 1963 wagte eine tapfere Familie aus Frankreich den Sprung über den Atlantik, auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Die Schwester des Vaters war diesen Schritt bereits gegangen und ermutigte ihren Bruder, es ihr gleichzutun: „Komm doch mal her und schau dir an, wie gastfreundlich die Menschen hier sind und wie schön es hier ist.“ Daraufhin ist die Familie tatsächlich nach Kanada gezogen und fand dort ihr Glück. Doch trotz der geografischen Distanz bewahrten sie stets die Verbundenheit zu ihrer Herkunft und ihren luxemburgischen, französischen und belgischen Verwandten.

Tochter Isabelle Morini erzählt: „Es ist schon 60 Jahre her, dass wir ausgewandert sind. Wir kennen die Familie in Europa hauptsächlich von Fotos. Deswegen haben wir uns entschieden, zurück zu unseren Wurzeln zu kommen.“ Gemeinsam mit ihrem Ehemann Michel Delisle ist sie aus Kanada angereist. „Jetzt sind wir in Rente und können machen, was wir wollen. Deswegen kommen wir nun einmal im Jahr nach Luxemburg“, erklärt Michel Delisle.

Um sicherzustellen, dass sie bei ihren regelmäßigen Besuchen ein Dach über dem Kopf haben, hat sich die Familie entschieden, in einen geräumigen Wohnwagen auf dem Campingplatz in Echternach zu investieren. Dieser dient nicht nur als bequemer Schlafplatz für sie selbst, sondern bietet auch genug Raum für Gäste.

Ein neues Kapitel

Isabelle und ihre Schwester Marie-Antoinette wurden in Frankreich geboren, haben aber in Quebec ein neues Zuhause gefunden. Ihre Cousine Frida Gervais hingegen wurde in Belgien geboren, ist später nach Luxemburg gezogen und dann nach zwölf Jahren im Alter von 20 Jahren ebenfalls nach Kanada ausgewandert. Frida zog erst nach Ottawa und später ins 1.000 Kilometer entfernte Timmins (Ontario). „Hier spricht man zu 80% Englisch und 20% Französisch. Aber kein Luxemburgisch“, erzählt Frida, die bedauert, in Kanada keine luxemburgische Gemeinschaft gefunden zu haben. Trotzdem kann sie ohne Zweifel sagen, dass sie ein glückliches Leben führen konnte. In Timmins heiratete sie ihren damaligen Freund, mit dem sie zwei Kinder bekam. Heute ist sie außerdem stolze Großmutter von zwei Enkelkindern. „Wenn alles gut geht, kommen meine Kinder nächstes Jahr auch nach Luxemburg zu Besuch“, erzählt sie voller Vorfreude.

Zufrieden: Die Cousinen Frida Gervais und Isabelle Morini (r.)
Zufrieden: Die Cousinen Frida Gervais und Isabelle Morini (r.) Foto: Carole Theisen

Die Anpassung an die kanadische Kultur war für Frida nicht immer einfach, aber sie fand Unterstützung bei Isabelle Morinis Eltern. Die halfen ihr, sich in der neuen, unbekannten Umgebung zurechtzufinden. „I go with the flow“, sagt Frida und entschied sich nach fünf Jahren sogar, die kanadische Nationalität anzunehmen.

Emotionale Momente

Bevor das große Familienessen in Echternach losging, hielt Michel Delisle eine bewegende Rede, um alle Familienmitglieder willkommen zu heißen, und vor allem, um Frida zu danken, die dieses Treffen organisiert hatte. „Für Frida ist die Familie sehr wichtig“, erklärte Michel mit einem Lächeln. „Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir noch haben. Wir können von einem Tag auf den anderen krank werden. Deswegen haben wir entschieden, dieses Familientreffen zu organisieren und so viele Menschen wie möglich wiederzusehen“, fügt Isabelle Morini hinzu.

In einer berührenden Geste wurden außerdem Videos von Familienmitgliedern abgespielt, die nicht persönlich teilnehmen konnten, wie beispielsweise eine Tante, die derzeit im Krankenhaus liegt. Die Emotionen waren überwältigend, als die Angehörigen ihre Grüße über den Bildschirm schickten.

Während ihres sechswöchigen Besuchs in Luxemburg erkundeten die kanadischen Familienmitglieder das Land und waren begeistert von Luxemburgs Burgen und der malerischen Landschaft. Michel, ein Vollblutkanadier, schwärmt von den Wanderwegen Luxemburgs: „Ich liebe es zu wandern, und Luxemburg ist ein wahres Paradies für Wanderer. Es gibt überall etwas zu sehen.“ Außerdem möchte er mit dem Fahrrad an der Mosel entlangfahren. „Und die Gastronomie! Die Auswahl an Restaurants ist unglaublich“, fügt er hinzu.
Armand Emeringer, ein Verwandter der Familie, lobt hingegen die Freundlichkeit und Einfachheit der Menschen in Kanada. „Man kann im Pyjama in einen Laden gehen und wird trotzdem bedient. Und man wird direkt geduzt. Sie sind einfach sehr offen.“

Wie auch immer, jedenfalls wurde am Wochenende in Echternach deutlich, dass familiäre Bindungen trotz großer geografischer Entfernungen stark und tief verwurzelt sein können. Für die über 40 Mitglieder der Familie ein sehr bedeutendes und auch emotionales Ereignis, das ihre enorme Verbundenheit über alle Grenzen hinweg weiter gestärkt haben dürfte.

Isabelle Morini, Armand Emeringer und Frida Gervais
Isabelle Morini, Armand Emeringer und Frida Gervais Foto: Carole Theisen