Greifen Sie zum Popcorn: Bei RTL lief gestern der Vorspann zur Neuauflage der Science-Fiction-Komödie „Back to the Future“. In der Hauptrolle erwartet uns statt Marty McFly der Minister für Wohnungsbau und Raumentwicklung Claude Meisch (DP). Anders als der Filmheld aus den 1980ern betätigt McMeisch nicht versehentlich den Knopf einer Zeitmaschine, sondern fabuliert von einem längst vergessenen Normalzustand, den es in Zukunft wiederherzustellen gilt: „Mir mussen an eng normal Situatioun zréckfannen, wou mir en ‚équilibre‘ hunn um Wunnmarché tëscht Offer an Demande (…); och tëscht de Präisser, déi Promoteure froen, an den Zënsen, déi d’Banke froen, fir ze finanzéieren.“
Reicht die Zeitmaschine aus „Back to the Future“ dafür aus? Es könnte hinhauen, denn die katapultiert den Protagonisten in die 1950er-Jahre zurück – und mehr als 30 Jahre müssen es zur Beseitigung der allgemeinen Immobilienkrise in Luxemburg schon sein. Eine Studie von 1991 offenbarte nämlich, dass Luxemburg damals zwischen 6.600 und 30.000 Wohnungen fehlten. Seitdem ist die Bevölkerung von 387.000 auf 672.100 (Stand: 2024) gestiegen; die Wohnungskrise hat sich verschärft. In einem Interview mit science.lu bestätigen auch die Wissenschaftler Markus Hesse und Antoine Paccoud, was die Mehrheit längst weiß: Luxemburgs Immobilienkrise war zu erwarten. „Die aktuelle Krise ist (…) Ausdruck einer langfristigen Entwicklung, die mindestens seit 15 Jahren absehbar ist, u. a. aufgrund des strukturellen Missverhältnisses zwischen wachsender Nachfrage (ca. 4.000 Einheiten pro Jahr) und stagnierender Neubauleistung (teilweise um 50 Prozent darunter)“, so Hesse.
Für die Gesamtgesellschaft läuft auf dem Immobilienmarkt also längst nichts mehr „normal“. Wünscht sich der Minister in dem zuvor erwähnten Zitat außerdem den Einklang zwischen den Immobilienpreisen und den Zinsen zurück, welche Banken derzeit für Kredite einfordern, vergisst er ebenfalls die schwächsten Bevölkerungsmitglieder: Vielen Menschen waren der Immobilienkauf und die Anmietung in Luxemburg schon vor dem Zinsanstieg unmöglich. Hier drängt sich die Frage auf: Von wessen Vergangenheit spricht McMeisch? Und ist eine Krise erst dringlich, wenn sie in der Mittelschicht ankommt?
Zwar befasse sich der Minister mit der Anpassung der Mietobergrenze und warte derzeit auf die Erarbeitung eines Mietspiegels durch das Forschungsinstitut Liser, doch in solch unsicheren Zeiten bleibe das Thema ansonsten besser unberührt. Der Mietdeckel liegt seit 1987 bei fünf Prozent des investierten Kapitals. Bisher wurde versäumt, dies an die aktuellen Verhältnisse anzugleichen. Eine Begrenzung auf 3,5 Prozent, wie vom ehemaligen Wohnungsbauminister Henri Kox („déi gréng“) vorgeschlagen, wurde im Zuge der Reform des Mietengesetzes 2024 verworfen. Nichts tun bewährt sich in Ausnahmezuständen bekanntermaßen, richtig?
Auf keinen Fall, sagen Hesse und Paccoud: „Um einen dauerhaften Ausweg aus dieser Krise zu finden, muss ein neues Modell erfunden werden, das sich von der aktuellen Konfiguration, die Bauträger und Investoren aneinanderbindet, entfernt.“ Dafür braucht es allerdings keine Zeitmaschine, sondern endlich eine mutige Politik, die Immobilien als unantastbaren Lebensraum statt als Goldesel begreift.
De Maart

„Back to the Future“ zu den 50-gern. Hat man noch ein Baugrundstück für 125 "FRANCS LUX" / m2 bekommen. Vergleicht das mal zu heute, in Monatslöhnen z.B.
In den 80-gern hat das Verhältnis noch gestimmt, ab dann, wieso?