Die Türen zur Ausstellung des Science Center in Differdingen sind noch nicht ganz aufgeschwungen, da stürmen bereits mehrere Grundschulklassen in die Halle. Wildes Geschnatter erfüllt den Raum, während die Kinder begeistert die fast 100 Experimentier-Stationen aus den Bereichen Physik, Technik, und Informatik erkunden: Zwei Schüler treten am Kicker-Tisch gegen einen blitzschnellen Roboter an, andere ziehen sich selbst an Flaschenzügen in die Höhe und eine kleine Gruppe hat sich um die „Boombox“ versammelt – einen interaktiven Computertisch, an dem die Kinder mit wenigen Handgriffen selbst Musik komponieren können.
Nicolas Didier, der Direktor des Luxembourg Science Center, steht lächelnd inmitten des Trubels. An den allmorgendlichen Ansturm hat er sich nach den Einschränkungen durch die Pandemie inzwischen wieder gewöhnt. „Wir sind froh, dass sich die Besucherzahlen im vergangenen Jahr so gut erholt haben.“ 65.000 Besucher sind 2022 nach Differdingen gekommen – und das nicht nur aus Luxemburg. Auch aus Deutschland, Belgien und Frankreich reisten Wissenschaftsinteressierte zu Tausenden an.
2017 hatte der Technologie-Entrepreneur das Science Center eröffnet: „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem junge Menschen Wissenschaft selbst erfahren können“, erzählt er. In Schulen würden gerade Physik und Mathematik oft so trocken und theoretisch vermittelt, dass einige Kinder eine gewisse Abneigung gegen diese Fächer entwickeln würden. „Indem wir den interaktiven und spielerischen Umgang mit der Materie ermöglichen, versuchen wir diese negative Einstellung abzubauen – oder sie am besten gar nicht erst entstehen zu lassen.“
Wissenschaft als Teil des Alltags begreifen
Didier geht hinüber zu einem Tisch, an dem eine Grundschülerin gerade Tic-Tac-Toe gegen einen großen Roboterarm spielt. Kurz surren die Elektromotoren, dann liegt das dritte X aus weißem Kunststoff auf dem Spielfeld: Diese Runde hat der Roboter gewonnen. „Wo sonst haben Kinder die Möglichkeit, selbst auf spielerische und sichere Weise mit einem Industrieroboter zu interagieren?“, fragt Didier rhetorisch. „Diese Art der Bildung können Schulen nicht leisten.“ Zwar sei die systematische Wissensvermittlung der Schulen unverzichtbar für eine gute wissenschaftliche Bildung, bei Wissenschaft und Technik dürfe es aber nicht nur um theoretische Fakten gehen, so Didier. „Die Kinder sollten auch lernen, Wissenschaft und Technik als Teil der Gesellschaft und des Alltags zu begreifen.“
Im Science Center zeigt sich das in einer simplen Veranschaulichung des Hebelgesetzes mit ein paar Gewichten an Metallstangen genauso wie in einer Brennstoffzelle, die Strom aus selbst hergestelltem Wasserstoff produziert. „Wir versuchen immer auch Themen und Inhalte in unsere Ausstellung einzubinden, die für die Gesellschaft gerade wichtig sind“, erklärt Didier auf dem Weg in einen Raum im hinteren Teil des Gebäudes: Dort stehen die Prototypen für all jene Stationen, die in diesem Jahr Teil der Ausstellung werden sollen. „Fast alles, was wir am Science Center präsentieren, haben wir selbst entwickelt, oder zumindest für unsere Anforderungen angepasst.“ Etwa zwei Dutzend Ingenieure, Informatiker, Elektroniker und Schreiner arbeiten permanent daran, die neuen Konzepte und Ideen zu realisieren.
Mit der KI plaudern
Das neue Prunkstück der Ausstellung soll in diesem Jahr eine Chat-KI werden – eine Künstliche Intelligenz, mit der sich die Besucher auf Deutsch, Französisch und Englisch per Spracheingabe unterhalten können. „Wir sind das erste Science Center, das so eine KI in seiner Ausstellung haben wird“, bemerkt Didier nicht ohne Stolz in der Stimme. Das System nutzt das Programm ChatGPT, mit dem der Entwickler OpenAI seit einigen Wochen für Schlagzeilen sorgt. „Das Interface für die Spracheingabe haben wir aber komplett hier am Science Center entwickelt.“
Tatsächlich ist die Interaktion mit dem System kinderleicht: Die Chat-KI stellt eine Frage, der Besucher antwortet, schon entsteht ein Gespräch. Als der Journalist des Tageblatt die Software um ein „Interview“ bittet, kommt die KI aufgrund der Mehrdeutigkeit des Wortes zwar zu dem falschen Schluss, er wolle sich beim Science Center für einen Job bewerben – „aber solche Missverständnisse entstehen ja auch in normalen Gesprächen“, merkt Didier an. Seiner Meinung nach können derartige Interaktionen dazu beitragen, ein abstraktes Thema wie KI für die Besucher greifbarer zu machen und möglicherweise bestehende Ängste zu nehmen.
Viele Pläne für 2023
Für die Testphase läuft die KI-Software aktuell noch auf einem Laptop. Später in der Ausstellung soll sie den Besuchern dann auf einem großen Touchscreen-Monitor präsentiert werden. „Unser Ziel ist es immer, ein Thema so intuitiv und interaktiv aufzubereiten, dass es ohne lange Erklärtexte nachvollziehbar wird.“ Einige Themen seien aber so komplex, dass sie besser in einer der mittlerweile 20 Wissenschaftsshows vermittelt werden können: Magnetismus, Optik, Akustik; die Themen sind vielfältig. Auch ein kleines Planetarium gehört inzwischen zur Ausstattung des Science Center. In diesem Jahr soll zudem eine Biologie-Show zur Anatomie des Gehirns dazukommen.
„Und wir haben noch weitere Pläne für 2023“, sagt Didier. Einer davon steht – versteckt hinter Trennwänden – bereits in der Ausstellungshalle: Eine Wasserstrahlschneidemaschine von der Größe eines Lieferwagens. Allein durch einen Hochdruck-Wasserstrahl kann die Maschine Metallplatten von mehreren Zentimetern Dicke durchtrennen. „Außerdem planen wir einen Ameisenhügel in die Ausstellung zu integrieren, in dem die Besucher den Alltag der Tiere mitverfolgen können.“
Nicht zuletzt aufgrund dieser Neuerungen erwartet das Science Center in diesem Jahr noch einmal 20.000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr. Das Erfüllende an seinem Job sind für Didier jedoch nicht die herbei strömenden Besuchermassen: „Die Genugtuung kommt, wenn sich ein Kind nach mehreren Minuten immer noch mit derselben Station beschäftigt. Dann hat sich unsere Arbeit gelohnt.“

De Maart










Die langweiligen Schulen haben einen Lehrplan, damit ein roter Faden an zusammenhängendem Wissen gesponnen werden kann. Science Center u.a. sind Eintagsfliegen. Sicherlich erwecken sie mehr Interesse, aber oberflächiges Interesse mit sehr volatilem Charakter.
Wo zB. lernen die Kinder addieren, in der langweiligen Schule oder im Sciene Center?
Die langweiligen Schulen haben kaum Geld. Wollten sie sogar ähnliche wissenschaftliche Augenwischerei betreiben, könnten sie es sich nicht leisten!
Solche kurzlebigen Shows sind leider ein Zeichen unserer Zeit.
Nicht erstaunlich daß am Ende es an gut ausgebildeten Leistungsträgern in allen Bereichen fehlt. "Quereinsteiger" wäre ein Wort des Jahres!
Das weiß sogar der Verantwortliche, nur gibt er es nicht zu, er muß sein Business verteidigen und den Geldgebern gefällig sein.