Sonntag9. November 2025

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Gründung des ErnährungsratesViele Köpfe, um ein komplexes Thema neu zu denken

Gründung des Ernährungsrates / Viele Köpfe, um ein komplexes Thema neu zu denken
Der Ernährungsrat bringt viele Beteiligte zusammen, um eine Wende beim Thema „Nahrungsmittel“ und deren Herstellung zu gestalten Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Spätestens die leeren Regale während Corona haben es gezeigt: In Sachen Ernährung fehlt es an einigem. Selbstversorgungsgrad, Entlohnung und Wertschätzung der Produzenten, Discountermentalität beim Konsumenten … Die Liste lässt sich problemlos verlängern. Der kürzlich gegründete Ernährungsrat will das nicht länger so stehen lassen.  

Der Hof von Nora Feyder (29), die Mitglied des Ernährungsrates ist, ist ein Beispiel für die Schwierigkeiten, vor denen Lebensmittelproduzenten stehen. Bereits seit einigen Jahren hat ihr Vater den Familienbetrieb in Ehleringen komplett auf Grünland und Viehzucht umgestellt. Freiwillig und von vorneherein beabsichtigt war das nicht. Heute ist die Milchproduktion das Hauptstandbein des Hofs mit seinen 80 Milchkühen. Mit 15 Mutterkühen kommt Schlachtvieh in kleinem Umfang hinzu.

An der Hofgröße von rund 120 Hektar hat die Ausrichtung auf einen anderen Produktionszweig wie Ackerbau nicht gelegen. Vielmehr erwies es sich in dieser Region als schwierig. Der Boden gibt es nicht her. „Er ist sehr tonhaltig, sehr schwer und nach viel Regen schnell unbefahrbar“, sagt Feyder. Die junge Landwirtin ist vor zwei Jahren in den elterlichen Betrieb in 14. Generation eingestiegen.

So mancher Boden gibt es nicht her

Zwei der insgesamt rund 60 Mitglieder des Ernährungsrates: Norry Schneider von CELL und Nora Feyder, Landwirtin und Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer
Zwei der insgesamt rund 60 Mitglieder des Ernährungsrates: Norry Schneider von CELL und Nora Feyder, Landwirtin und Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wenn es um den Boden geht, spricht sie sogar von „Benachteiligung“ angesichts der Lage im Süden. Es hat sich einfach nicht gerechnet. „Tatsächlich war es so, dass wir mit dem Ackerbau quasi mehr Kosten als Nutzen hatten“, sagt sie. Vor sieben Jahren wird die jahrelange Tradition vom eigenen Getreideanbau endgültig begraben. Feyder weiß, dass mehrere Standbeine dem Hof mehr Unabhängigkeit von den aktuellen Marktpreisen bei nur einem Produkt gegeben hätten.

Gerade der Milchpreis schwankt häufig und stark. Feyder ist eine der insgesamt 60 Einzelpersonen und Organisationen, die sich im Ernährungsrat entlang der Wertschöpfungskette von Angebot über Produktion und Weiterverarbeitung bis Handel mit Lebensmitteln zusammengetan haben. Ein so breiter Austausch wie möglich ist das Anliegen des Gremiums, das schon jetzt, obwohl erst vor kurzem gegründet, ein gefragter Ratgeber ist. 

Schon jetzt als Ratgeber gefragt

Das Landwirtschaftsministerium hat einen nationalen Prozess zur Gestaltung der Ernährungspolitik gestartet und den Rat um eine Stellungnahme gebeten. „Die Handwerkskammer und der Konsumentschutz sind noch nicht dabei, ebenso fehlen noch eine Reihe von sozialen Akteuren“, sagt Norry Schneider (49), zuständig für das Thema Bürgerbeteiligung bei der NGO CELL. CELL ist neben Forschern der Universität Luxemburg der Initiator des Ernährungsrates. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Am 10. März dieses Jahres hat sich das Gremium erst gegründet und steht am Anfang der Suche nach Lösungen. Landwirtin Feyder wiederum sitzt nicht nur als Landwirtin, sondern auch als Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer im Ernährungsrat. Der Berufsverband vertritt die Interessen der rund 1.800 Betriebe im Land, Winzer sowie Obst- und Gemüsebauern inklusive.

Im Land werden überproportional viel Fleisch und Milch produziert
Im Land werden überproportional viel Fleisch und Milch produziert Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Die „Bubble“ zwischen Stall, Weide und Versorgung der Tiere verlassen, ist ihre Motivation. „Ich finde den Austausch zwischen möglichst vielen Beteiligten wichtig“, sagt sie im Sinn von möglichem Diskurs, eventueller Annäherung und konstruktiven Lösungen. Die Interessen der beteiligten Parteien im Rat gehen oft sehr auseinander. Nicht nur das.

Der Hype um „regional“

Sie eröffnen Widersprüche. Mit Corona erlebte „regional“, sehr oft sogar noch „saisonal“, einen Hype. Regale, die leer blieben, weil es regional nicht genug Ersatz gab und die Lieferketten mit weit entfernt gelegenen Ursprungsländern unterbrochen waren, haben das vor Augen geführt. Gerade der Selbstversorgungsgrad im Land, vieles an Obst und Gemüse muss importiert werden, ist gering.

Ein über Jahrzehnte gewachsenes Preisbewusstsein aufseiten der Konsumenten kommt hinzu. Das monatliche Budget für Lebensmittel hat sich – den Discountern sei Dank – auf einem geringen Level eingependelt. Lebensmittel und ihre Herstellung werden zu wenig wertgeschätzt. „Wenn jeder statt einem zweiten Flachbildschirm bereit ist, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, ist viel geholfen“, sagt CELL-Koordinator Schneider.

Die Produzenten ihrerseits wissen erst recht spät, was ihre Arbeit am Ende des Tages wert war. „Oft sind wir die Letzten in der Reihe, die es erfahren, wenn die Abrechnungen irgendwann kommen“, bestätigt Feyder.  Wenn sie sich vom Ernährungsrat etwas wünschen würde, dann ein anderes (Werte-)Bewusstsein. „Die Bereitschaft bei den Konsumenten, die regionale Produktion beim Kauf zu unterstützen“, formuliert sie als Wunsch. 

Das Thema „Essen“ interessiert 

Das Thema Ernährung interessiert, Essen müssen alle. Unterstützung und damit Aufwertung nationaler Produzenten ist auch das Ziel der Absichtserklärung, die am 28. April 2025 zwischen Landwirtschaftskammer und Horesca geschlossen wurde. Sie will den Einsatz lokaler Produkte in der Gastronomie des Landes fördern. Im Rahmen der LUGA-Gartenschau lebt die EU-Kampagne „Safe2Eat“ in zahlreichen Veranstaltungen wieder auf.

Ein zu geringer Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse ist nur ein Beispiel von vielen, wo es Verbesserungen geben kann
Ein zu geringer Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse ist nur ein Beispiel von vielen, wo es Verbesserungen geben kann Foto: Editpress/Julien Garroy

An regional hergestellten Produkten lässt sich am besten nachvollziehen, ob sie gesund hergestellt sind oder nicht. Es wird sich zeigen, ob das an der Kasse immer noch gilt. Eine stärkere nationale Produktion würde außerdem dazu ermuntern, dass mehr Menschen die Lebensmittelherstellung für sich entdecken. Denn noch eine Tatsache ist aus dem Thema nicht wegzudiskutieren. „Es gibt immer weniger Menschen, die sich hauptberuflich in der Landwirtschaft einbringen wollen“, sagt Feyder. Die Winzer spüren das schon länger: Brachliegende Flächen in den Weinbergen, eine schrumpfende Winzerschaft und flächenmäßig größere Betriebe. Diese Entwicklung spürt auch die Landwirtschaft. Umso mehr gilt es, sich dem Thema anzunehmen und dabei möglichst viele Köpfe einzubeziehen.

Der Ernährungsrat

Als offizielles Gründungsdatum gilt der 10. März 2025. Ziel des Vereins ist es, eine große Anzahl repräsentativer Akteure des Ernährungssystems an einen Tisch zu bringen, um zur Nachhaltigkeit und Resilienz des Ernährungssystems sowie zur Ernährungssouveränität in Luxemburg und in der Großregion beizutragen. Der Rat setzt sich aus 30 Einzelpersonen und rund 30 Zivilorganisationen zusammen. Bislang gibt es vier Arbeitsgruppen, die sich mit den Themenbereichen Sensibilisierung und Bildung in Bezug auf Ernährung und nachhaltige Entwicklung, Human- und umweltfreundliche Nahrungsmittelproduktion, landwirtschaftliche Diversifizierung und umfassende und kohärente Wertschöpfungsketten sowie Recht auf gesunde Ernährung und soziale Gerechtigkeit beschäftigen.

canis-lupus
18. Mai 2025 - 18.53

@ Nomi

ganz genau, esou war ët och bei mir, sën ëmmer bei meng Tata am Summer an d'Vakanz gaangen, an do och mat Cousin a Cousine d'Kéi op d'Weet siche gaangen fiir së am Stall zë streichen, dat hun ëch awer nie ferdëg brouëcht..

ëch kann och nët verstoën, dass, wann d'Déiëren op der Weet géife stoën, wou do dann dë Probleem läit..

mussen d'Déiëren dru gleewen, fiir dat all déi Autoën Muëres an Owes am Stau diërfe stoën..

dat misst Ee sëch mol richtëg duërch de Kapp goë loossen..

Nomi
18. Mai 2025 - 12.05

@canis-lupus :

Ganz aerer Meenung. D'Dei'eren ob d'Weed.
Alles wei' eis Gro'usselteren gewirtschaft hun war richteg .

Als Kand sinn ech, an den Vakanzen bei dem Boop, 2 Mol den Daach d'Keih ob d'Weed sichen gang an hun se noom Streichen, rem zereck gedriwen !

Et kann een den Stall jo so'u plangen dass eng ungemoossen gro'uss Weed un den Stall grenzt !
An dei' Weed an 7 Parzellen deelen an d'Keih all Daag ob eng aaner Parzell loossen fir dass ob denen aaneren d'Graass rem kann nowuessen !

goelff jean-pierre
18. Mai 2025 - 11.43

Wie in so vielen Bereichen,ist auch in punkto Ernährung ganz einfach der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen!

canis-lupus
18. Mai 2025 - 11.16

ooh jo, dat gud Fleesch..

ëch wëll näicht aa Fro stellen, a schätzen déi Läit déi ee Bauerebetrieb wirtschaften, déi oft vu Muëres bis Owes schaffen fiir dat déi Aaner gud servéiert gin mat gudde Produkter asw..

just Eppes wat mëch ëmmer dreckt, wann ëch gesin dat déi Déieren (Kéih haaptsächlëch), nët méi därfen op d'Weed, a mussen hiërt kuërzt Liëwen am Stall verbrengen..

könnt nach dobäi, dat, wann déi Déiëren sëch nët bewege können, sën zënter hiir d'Beefsteaker nët méi esou zaart ass wéi së mol waren..

dat miërkt Ee schon wann Een dat Stëck Fleesch an d'Paan leet, dann zitt d'Wasser raus, dodouërch gët ën och nach zéih..

dat ass Eppes wat mëch all Kéiërs nervt..

ëch sën dofiir, dat d'Kéih rëm sollen op d'Weet, dann hun së och nach Eppes wertvolles erliëwt iir së geschlouëcht gin..

ëch ka mër och viirstellen dat ët och nach méih Läit gin déi die selwecht Astellung hun..

Reinertz Barriera Manfred
18. Mai 2025 - 7.29

Jedesmal wenn ein Problem zu lösen ist schaffen unser Politiker ein Gremium das aber an Ende nicht lösen wird....aber villeicht kriegen die Leute dafür dass sie da mitwirken "tantièmes " ausbezahlt, was dann erklärt weshalb es immer ein Comité oder Conseil braucht...