Donnerstag30. Oktober 2025

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RadsportViel mehr als nur eine „Randonnée“: So lief die 35. Ausgabe der „Charly Gaul“ am Sonntag ab

Radsport / Viel mehr als nur eine „Randonnée“: So lief die 35. Ausgabe der „Charly Gaul“ am Sonntag ab
Vince Mattens (rechts) gewann am Sonntag die 35. Ausgabe von „La Charly Gaul“ Fotos: Editpress/Luis Mangorrinha

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Was nach einer gemütlichen „Randonnée“ klingt, wird in Echternach zum Rennen auf hohem Niveau – zumindest, wenn es um den Sieg geht. Bei der 35. Ausgabe von „La Charly Gaul“, die vom ACC Contern organisiert wird, gewann am Ende der Belgier Vince Mattens. Einige luxemburgische Radsportler haben das Event derweil genutzt, um vor der Tour de Luxembourg (17. – 21. September) noch mal den Rhythmus zu finden. 

Eigentlich klingt „Randonnée“ nach einem gemütlichen Sonntagsausflug mit dem Rad: schöne Strecken, gutes Wetter, Freunde zum Plausch an der Seite. Für viele Radsportler in Echternach bei der 35. Auflage der „Charly Gaul“ war es genau das. Doch an der Spitze wurde das Rennen schnell zu einem sportlichen Kräftemessen auf hohem Niveau. Die von der ACC Contern organisierte Veranstaltung ist offiziell ein „Gran Fondo“ – ein offenes Amateurrennen, ein Freizeit-Event mit Wettkampfcharakter.

„Es heißt Randonnée“, sagt Mil Morang. „Aber im Endeffekt ist es keine. Hier wird richtig Rennen gefahren – und genau deswegen war ich hier.“ Der Fahrer des deutschen Continental-Teams Lotto Kern-Haus PSD Bank war am Sonntag der schnellste Luxemburger. Im Zielsprint einer achtköpfigen Spitzengruppe wurde er im Hauptrennen über 149 Kilometer Dritter. Der Sieg ging an den Belgier Vince Mattens, der sich vor seinem Landsmann Michael Apers durchsetzte. „Für mich war es ein gutes Training, um im Rhythmus zu bleiben“, so Morang, der die Tour de l’Avenir eine Woche zuvor krankheitsbedingt hatte aufgeben müssen. Zum Rennverlauf erklärte er: „Als es Richtung Manderscheid ging, haben wir uns mit zehn bis 15 Fahrern abgesetzt. Danach wurde die Gruppe immer kleiner. Das Tempo war hoch, und am Schluss wurde permanent attackiert.“

Bettendorff verpasst Podium knapp

Wie für mehrere luxemburgische Profis war die „Charly Gaul“ auch für Morang die ideale Gelegenheit, den letzten Feinschliff für die Tour de Luxembourg zu holen. Zwar ist die Auswahl der Nationalmannschaft noch nicht bekannt, doch Morang rechnet sich gute Chancen aus, am 17. September im FSCL-Trikot am Start zu stehen. Für das Rennen rund um Echternach hat er nur Lob übrig: „So eine Veranstaltung ist super. Die Strecke heute war unfassbar schön.“

Der Start- und Zielbereich in Echternach
Der Start- und Zielbereich in Echternach

Auch Loïc Bettendorff überzeugte – er kam als Vierter ins Ziel. Schon am letzten August-Wochenende hatte er seine Form bewiesen: Am Samstag siegte er bei einem nationalen Rennen in Österreich, dem Kriterium Graz, am Sonntag fuhr er auf Platz sieben beim GP Kranj (1.2) in Slowenien. „Das hier kann man mit einem 1.2-Rennen vergleichen. Es war richtig hart“, so Bettendorff. „Ich habe es als Training genutzt, um im Rhythmus zu bleiben. Am Ende hatten wir einen in der Gruppe, der am Berg brutal Tempo gemacht hat. Die letzten Kilometer waren dann Kamikaze – da wurde wirklich alles rausgehauen.“ Bettendorff wird ebenfalls bei der Tour de Luxembourg starten, mit seinem österreichischen Team Hrinkow Advarics, das eine Wildcard erhalten hat.

Niederländischer Sieg bei den Damen

Ein weiterer Fahrer im Fokus in Echternach war Mathieu Kockelmann, Etappensieger der Tour de l’Avenir. „Für mich war es eine gute Trainingsfahrt“, erklärte der 21-Jährige, der als 91. ins Ziel kam. „Ich komme gerade aus dem Urlaub und hatte Spaß mit meinen Kumpels. Zum Schluss habe ich noch auf meinen Bruder Raphael gewartet. Am Anfang dachte ich, er wäre besser drauf“, schmunzelt der Fahrer vom Lotto Development Team.

Bei den Damen gewann über die 149 Kilometer die Niederländerin Deborah Veerman. Das Podium komplettierten die beiden Luxemburgerinnen Hanne Van Loock als Zweite und Gwen Nothum als Dritte. Im Damen-Rennen über 99 Kilometer gewann die Luxemburgerin Tanja De Rond, bei den Männern gewann der Belgier Cyril Gustin. Insgesamt gingen 1.302 Radsportler an den Start, was einem neuen Rekord für die Veranstaltung entspricht. Die meisten Anmeldungen kamen dabei aus Belgien (404 Starter), Luxemburg (335), den Niederlanden (194) und Deutschland (158). Insgesamt waren Sportler aus 30 Ländern vertreten, darunter auch Exoten wie Radsportler aus Argentinien, Chile oder Mauritius. 

Auch Noé Ury ließ sich die Veranstaltung am Sonntag über die längere Distanz nicht entgehen. „Das war dieses Jahr schon sehr schnell“, meinte der Vorjahresvierte. „Das Niveau war höher. Ich hatte die Wahl zwischen einer 6,5-stündigen Trainingsfahrt oder diesem Rennen – da war die Entscheidung schnell gefallen.“ (lacht). „Hier ging es vor allem darum, den Motor vor der Tour de Luxembourg ins Rollen zu bringen. Aber insgesamt ist so eine Veranstaltung extrem wichtig für Luxemburg. Man trifft Fahrer, die nicht mehr so oft im Renngeschehen dabei sind. Es ist unglaublich viel los, und die Strecke ist einfach wunderschön.“ Ury beendete das Rennen als 20., doch wie für viele andere zählte am Sonntag vor allem die Erfahrung – nicht das Ergebnis.

Bester Luxemburger bei der „Charly Gaul“ 2025: Mil Morang
Bester Luxemburger bei der „Charly Gaul“ 2025: Mil Morang