Montag10. November 2025

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Scharfe Kritik aus LuxemburgVerlängerung der deutschen Grenzkontrollen: Léon Gloden will erneut mit Faeser reden

Scharfe Kritik aus Luxemburg / Verlängerung der deutschen Grenzkontrollen: Léon Gloden will erneut mit Faeser reden
Ein Polizist hält Fahrzeuge an der Grenze zu Deutschland an Foto: Harald Tittel/dpa

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Die deutschen Grenzkontrollen zu Luxemburg sollen verlängert werden: Das hat die deutsche Innenministerin Nancy Faeser am Freitag angekündigt. Die Reaktionen in Luxemburg: verhalten. Die Gemeinde Schengen sei „strikt dagegen“, wie der dortige Bürgermeister betont. Luxemburgs Haltung zu diesem Vorhaben ist „unmissverständlich“, sagt Innenminister Gloden.

Seit September kontrolliert Deutschland seine Außengrenzen. Diese Maßnahme soll laut deutscher Regierung dem „Schutz der inneren Sicherheit“ und der „Reduzierung irregulärer Migration“ im Nachbarland dienen. In Luxemburg stießen diese Kontrollen von Anfang an auf Kritik. Die Grenzkontrollen an der A64 bei Trier zum Beispiel sorgen regelmäßig für Staus im Pendlerverkehr von Luxemburg nach Deutschland.

An der Grenze zu Luxemburg sind zwei Checkpoints aufgebaut. Ein Posten ist an der A8 bei Perl, kurz hinter dem Grenzübergang Schengen. An der A64 bei Trier kontrollieren Bundespolizisten jeden Tag und rund um die Uhr den von Luxemburg einreisenden Verkehr. 

Ursprünglich waren die Grenzkontrollen für eine Dauer von sechs Monaten geplant – also bis März 2025. Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat aber am vergangenen Freitag auf einem Treffen mit den Landesinnenministern in Brandenburg angekündigt: Die Kontrollen sollen verlängert werden. Eine Entscheidung, die in Luxemburg erneut Kopfschütteln auslöst.

Keine Grenzen im Schengen-Raum

„Die Position von Luxemburg ist klar“, erklärt Innenminister Léon Gloden (CSV) am Montag im Gespräch mit dem Tageblatt. Das Großherzogtum stehe hinter dem Schengener Abkommen und lehne Kontrollen an den EU-Binnengrenzen ab. Es sei entscheidend, die Grenzen in den Köpfen abzubauen, statt neue zu schaffen, sagt Gloden. Er habe Luxemburgs Standpunkt bereits mehrfach gegenüber der deutschen Innenministerin Nancy Faeser vertreten – und werde dies am Donnerstag in Brüssel erneut tun.

Anders sehe es bei den EU-Außengrenzen aus: Diese müssten geschützt werden. Gloden erinnert zudem daran, dass die Chamber für einen Antrag gestimmt hat, nach dem auf eine Verlängerung der Grenzkontrollen reagiert werden soll. 

Alltag beeinträchtigt

„Wir sind nicht erfreut darüber“, sind die ersten Worte des Schengener Bürgermeisters Michel Gloden zu der Verlängerung der Grenzkontrollen. Michel Gloden erklärt dem Tageblatt, dass sie als Gemeinde im Dreiländereck zusammen mit den Gemeinden Apach in Frankreich und Perl in Deutschland eine Erklärung „Für ein offenes und vereintes Europa“ unterschrieben hätten. Darin sprechen sich die drei Kommunen gegen die derzeitigen Grenzkontrollen im Dreiländereck aus und verlangen die uneingeschränkte Umsetzung des Schengener Abkommens. Dieses Abkommen, das im gleichnamigen Luxemburger Grenzort seinen Ursprung hat, sei ein bedeutendes Symbol für ein offenes und vereintes Europa ohne innere Grenzen.

 „Wir sind als Gemeinde kategorisch gegen die Grenzkontrollen“, sagt der Schengener Bürgermeister. Die Menschen hätten kein Verständnis für die Kontrollen und würden keinen Sinn darin sehen. Die Grenzkontrollen beeinträchtigen das tägliche Leben der Einwohner in der Region: Tausende Menschen, die täglich die Grenzen überqueren – sei es zum Einkaufen, für die Arbeit oder einen Besuch –, seien direkt von diesen Maßnahmen betroffen, moniert Gloden.

Der Geist von Schengen

Magnus Brunner – der neue EU-Kommissar für Inneres und Migration – war erst am 6. Dezember nach Schengen gereist. Bei dem Besuch ging es um Freiheit und Sicherheit. „Schengen steht für eine der Erfolgsgeschichten, die wir als Europäische Union neben dem Euro und dem Binnenmarkt geschrieben haben“, sagte Brunner am Freitag in der Moselgemeinde. „Schengen steht für Freiheit und so vieles, was die EU ausmacht.“ Der Schengen-Raum sei weltweit der Raum, in dem freie Bewegung möglich ist, sagt der neue EU-Kommissar.

Angesprochen auf die Grenzkontrollen, zeigte der Politiker Verständnis für die durch die Grenzkontrollen entstehende Unruhe und er wisse, dass es nicht angenehm sei, im Stau zu stehen. Daher müsse alles darangesetzt werden, dass die Sicherheit innerhalb Europas gewährleistet wird, aber auch die Außengrenzen entsprechend geschützt werden, sagt Brunner.

Im Rahmen seines Besuches sprach auch Schengens Bürgermeister Michel Gloden mit Brunner und schilderte ihm seine Sicht als Bürgermeister aus dem Dreiländereck über die Kontrollen. Brunner habe sich dabei sehr interessiert gezeigt und ein offenes Ohr dafür gehabt, sagt Gloden. Er habe bei seinem Gespräch mit Brunner „gespürt“, dass der EU-Kommissar erkenne, wie wichtig es sei, dass diese Grenzkontrollen wieder abgeschafft werden, sagt er. 

Derzeit finden die Kontrollen größtenteils auf den Autobahnen statt und bisher „glücklicherweise noch nicht an anderen Stellen“, so Michel Gloden. „Wir finden die Kontrollen sehr schlecht“, sind die abschließenden Worte des Schengener Bürgermeisters.

„Ein nationales Problem“

Jérôme Laurent (LSAP), der Bürgermeister von Mertert-Wasserbillig, war bei diesem Thema jedoch wesentlich kürzer angebunden. Er meinte gegenüber dem Tageblatt, dass die Grenzkontrollen keinen wesentlichen Impakt auf seine Gemeinde hätten. Diese Kontrollen fielen nicht in den Aufgabenbereich der Gemeinden: „Das ist ein nationales Problem, zu dem ich keine Stellung nehme“, betonte er.


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K Arthur
10. Dezember 2024 - 11.06

Man sollte keine Einkaeufe mehr drueben machen , mal sehen was dann gschiet. Die Geschaefte gehen mit sicherheit auf die Barikaden, und das mit Recht

JJ
10. Dezember 2024 - 9.09

@ Bettendorf,

die Illegalen kommen nicht über offizielle Grenzen. Die sind nicht so beschränkt wie die Faeser Nancy.
Und diejenigen die ein Kalifat ausrufen sind längst in Deutschland. Im März ist die Tante weg,samt Scholzomat.

Herry
10. Dezember 2024 - 6.21

Hoffentlich wird diese SPD-Tussi bei Neuwahlen abgewählt,
inklusiv andere Kumpanen. Deutschland blamiert sich
andauernd in dieser EU-Gesellschaft, hat immer noch nix
beigelernt, all Kommentare überflüssig.

Phil
9. Dezember 2024 - 23.39

Das Resultat einer über Jahre komplett verfehlten Migrationspolitik von einer "wir schaffen das" Merkel und einer "Europa für alle" von der Leyen. Als Korbträger der beiden Damen hat sich unser Jean Asselborn natürlich auch besonders hervorgetan. Eine solche, derart naive, fast schon dümmliche Politik ist schon fast sträflich. Trio infernale... und es ist noch lange nicht vorbei!

Bettendorff Marcia
9. Dezember 2024 - 18.31

Genau wie die Illegalen, fahre ich immer über die Schengener Brücke, da ist keine Kontrolle.