Verhängnisvoller Reset: Eine Pannenserie führte zur Alzette-Verschmutzung

Verhängnisvoller Reset: Eine Pannenserie führte zur Alzette-Verschmutzung

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Tausende Fische sind am Wochenende getötet worden, als die Alzette plötzlich massiv mit Abwasser aus der Kläranlage in Beggen verschmutzt wurde. Jetzt haben die Verantwortlichen erklärt, was passiert ist.

Vertreter der Gemeinde Luxemburg, die Bürgermeister der Gemeinden im Tal der Alzette und der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes, Jean-Paul Lickes, haben sich gestern in der Kläranlage eingefunden, um Erklärungen über den Vorfall am Wochenende abzugeben, der Tausenden von Fischen das Leben gekostet hatte.

Fest steht: Am Wochenende hat es gleich eine ganze Pannenserie gegeben. Zunächst sei aus der Kläranlage ein PC-Fehler gemeldet worden, an dessen Behebung letztlich zwei Mitarbeiter arbeiteten. Dabei wurde auch ein Steuerungscomputer neu gestartet – mit heftigen Folgen: Zwischen einem Reinigungs- und einem Überlaufbecken wurde ein Schieber von „manuell“ auf „Automatik“ umgestellt – und ein Hochwasser-Alarm ausgelöst. Der Schieber öffnete sich, das vermeintlich überschüssige Wasser lief ins Überlaufbecken. Von da gelangte das dreckige Wasser in die Alzette: mehr als 20.000 Kubikmeter.

„Was wirklich bedauerlich ist, zumal es an einem Wochenende geschah, an dem weniger Personal vor Ort ist“, sagte die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP). Und da es sich bei der Verbindung zwischen beiden Becken auch noch um ein „totes Rohr“ gehandelt habe (da es seit etwa zweieinhalb Jahren nicht mehr in Betrieb war), habe es auch keinen Alarm gegeben.

Zeit heilt alle Wunden

Das betroffene Wasser war bereits vom Feinrechen durchkämmt worden und auch Fette waren schon abgeschöpft, sonst wäre die Katastrophe noch größer ausgefallen, erklärt die Infrastrukturschöffin Simone Beissel (DP) vor Ort. Es seien aber immer noch Reste von Spülmittel, Shampoo und Seife in die Alzette gelangt. Dem Direktor des Wasserwirtschaftsamtes zufolge aber stellen sie aber keine dauerhafte Gefahr dar, weil sie biologisch abbaubar seien.

Er bestätigte noch einmal, dass man wenig tun könne und versuchte, die anwesenden Bürgermeister zu beruhigen. Die Verschmutzungswelle sei weitergezogen. Sie sei nun schon hinter Ettelbrück und nicht mehr gefährlich, unter anderem durch die Zuflüsse. So habe z.B. die Attert bei Colmar-Berg das dreckige Wasser schon erheblich verdünnt. Lediglich in Mersch hätten nach dem Vorfall noch einige sensible Fischarten nach Luft geschnappt.

Da es sich um eine organische Verunreinigung handelt, habe der Vorfall auch keinen Einfluss auf die am Fluss lebenden Tiere, wie Schildkröten, Biber oder Fischreiher. Auch die Rinder, die aus der Alzette trinken, seien nicht in Gefahr. Durch die warmen Temperaturen würde der interne Reinigungsprozess der Alzette gut funktionieren, anders als im Winter; dann verlaufe er behäbiger. Regen würde die Säuberung aber beschleunigen, so Lickes.

Stellungnahme des Sportfischerverbands

Nun würden die toten Fische entsorgt, erklärte ihrerseits Lydie Polfer. Die meisten davon fände man jetzt in den Nebenarmen des Flusses. Anschließend müsse eine genaue Bestandsaufnahme gemacht werden, welche Fische noch in der Alzette leben. Durch eine Förderung der Migration und eine gezielte Neubesiedlung soll der Fluss bald wieder mit Leben gefüllt werden.

Das fordert auch der Sportfischerverband in einer Stellungnahme. Die Angler bedauern den Vorfall. Sie verlangen zudem die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen in den Kläranlagen. Sie unterstreichen die Bedeutung der Fische als Indikatoren für den ökologischen Zustand der Gewässer und machen sich für die Renaturierung der „toten“ Bäche stark. Schließlich sollen die Pächter der betroffenen Fischereilose entschädigt werden, so, wie es im Fischereigesetz vorgesehen ist.

Simone Beissel bestätigte die Erweiterung der bestehenden Kläranlage in Beggen. Sie sei wichtig, auch weil neben Luxemburg-Stadt andere Gemeinden, wie u.a. Strassen, Bartringen, Leudelingen und Sandweiler, an die Anlage angeschlossen seien. 2011, als man die Erweiterung der Anlage einweihte, habe man nicht vorhersehen können, wie die Lage sich entwickeln würde, meint Beissel. Die 210.000 Einwohnergegenwerte (Einwohner plus Handel, Touristen und Pendler) seien sehr schnell erreicht worden, sodass die Kläranlage jetzt permanent am Limit laufe.

Jetzt will man die maximale Kapazität auf 450.000 Einwohnergegenwerte erhöhen. Die Kläranlage soll modernisiert werden. Und besonders nach dem Zwischenfall von letztem Wochenende stehe da die Sicherheit an erster Stelle, wurde unterstrichen. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Während diesen müsse die bestehende Kläranlage aber weiter funktionieren, das sei eine Herausforderung, erklärte Beissel.

Die abermals erneuerte Anlage kostet insgesamt 200 Millionen Euro und soll 2026 in Betrieb genommen werden.

KTG
18. September 2019 - 17.58

*wieder. Als Anwohner: Vor 20-30 Jahren hat man Fische dort vergebens gesucht. In den letzten 10-15 Jahren sind die Fischpopulationen regelrecht explodiert. Sieht man auch am vermehrten Auftreten von Graureihern.

Jek Hyde
18. September 2019 - 10.25

Genau, es gilt noch immer für Computer "shit in shit out".

Bommel Eeër
18. September 2019 - 10.13

Dat ass kee Nout-Schalter, mä en Haapt-Schalter.

Nëckel
18. September 2019 - 10.03

Oh jo, mär machen eis halt total ofhängeg vun Maschinnen. An wann dann eppes schief geht, dann awer richteg. An keen huet d'Kontroll méi doriwer. "Die Geister, die ich rief ................."

Laird Glenmore
18. September 2019 - 9.18

Informatik : Sie meinen wohl beim Personal

J.C.KEMP
18. September 2019 - 9.14

En Noutschalter mat engem Klauschter geséchert? Ass dat reglementär?

Jacques Zeyen
18. September 2019 - 9.11

Wusste nicht,dass es in der Alzette noch tausende Fische gab.

Fred Reinertz Barriera
18. September 2019 - 7.40

Da muss aber noch gewltig nachgebessert werden in Sachen Informatik, das darf nicht passieren....