Ein Jahr KriegUmfrage zeigt große Bereitschaft für Unterstützung für die Ukraine in der EU

Ein Jahr Krieg / Umfrage zeigt große Bereitschaft für Unterstützung für die Ukraine in der EU
Eine Hilfsorganisation verteilt Essensrationen in der ukrainischen Stadt Charkiw: Die EU-Bürger sprechen sich in sehr hohem Maße für humanitäre Hilfe für die Ukraine aus Foto: Sergey Bobok/AFP

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Die Unterstützung der Menschen in der Europäischen Union für die im Rahmen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine getroffenen Maßnahmen ist weiterhin groß, wie eine gestern veröffentlichte Umfrage von Eurobarometer zeigt. Allerdings kommt es auf die Art der Unterstützung an. Und in manchen EU-Staaten sind bestimmte Tendenzen zu erkennen, manchmal auch überraschende.

Im Durchschnitt sind die Menschen im Allgemeinen mit der Reaktion ihrer jeweiligen Regierung sowie jener der EU auf die russische Invasion zufrieden. Die entsprechenden Werte liegen bei 55 bis 56 Prozent, unzufrieden waren 38 bis 40 Prozent. Bei genauerem Nachfragen steigt jedoch die Zustimmung, vor allem wenn es um konkrete Hilfe für die Menschen im Kriegsgebiet geht. So verwundert es nicht, dass eine sehr große Mehrheit der Befragten die humanitäre Hilfe für die Ukraine gutheißt: EU-weit sind es 91 Prozent, während nur sieben Prozent das nicht so sehen. Die höchsten Werte sind in den Niederlanden (99), Lettland (98) und Luxemburg (98) zu finden, die niedrigsten Werte in Rumänien (71), Bulgarien (81) und der Slowakei (86). Hohe Zustimmungswerte gab es auch bei der Frage der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. 88 Prozent gaben im EU-Durchschnitt an, dies zu unterstützen. Auch hier lagen wiederum die Niederlande (98) an erster Stelle, gefolgt von Dänemark (97), das eigentlich eine ziemlich strenge Asylpolitik betreibt, und Finnland (97). Luxemburg liegt mit 96 Prozent Zustimmung auf Platz sechs. Weniger Zustimmung erhält diese Maßnahme bei den Befragten in Rumänien und Tschechien (72), Bulgarien (73) und Österreich (79), auch wenn es noch weitaus eine Mehrheit ist, die sich dafür ausspricht, den Geflüchteten Schutz zu bieten.

Geht es um die finanzielle Unterstützung für die Ukraine, dann lässt die Großzügigkeit etwas nach. Dennoch ist es sowohl absolut als auch im Durchschnitt noch immer eine sehr deutliche Mehrheit von 77 Prozent im EU-weiten Durchschnitt, die Finanzhilfen für das kriegsgeschundene Land zustimmt. Die Finnen und Schweden (94) führen vor den Niederländern (93) und Dänen (92) die Liste an. Die wohlhabenden Luxemburger liegen mit 76 Prozent Zustimmung abgeschlagen, aber gleichauf mit den Italienern in der zweiten Hälfte der Tabelle. Von hinten aufgerollt folgen nach der Slowakei, mit 53 Prozent Zustimmung und 42 Prozent Ablehnung, Bulgarien (55/37), Rumänien (59/35) und Ungarn (61/35).

Die im Zuge des Krieges gegen Russland verhängten Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen werden ebenfalls weiterhin von einer sehr großen Mehrheit der Befragten in der EU unterstützt: 74 Prozent unterstützen die Strafmaßnahmen, 21 Prozent sind dagegen, der Rest enthält sich. Am meisten werden die Sanktionen in Schweden (95), Dänemark (90), Polen (90) und den Niederlanden (89) befürwortet. Luxemburg liegt mit 75 Prozent leicht über dem EU-Durchschnitt – bei 20 Prozent, die sich dagegen aussprechen. Nur eine relative Mehrheit der Befragten in Bulgarien (47 Prozent Zustimmung, 41 Prozent Ablehnung) und der Slowakei (49/44) unterstützen die Sanktionen. Nach ihnen folgen Zypern (53/43), Griechenland (55/38) und Ungarn (56/39). Wobei zu bemerken ist, dass der ungarische Regierungschef Viktor Orban sich vehement gegen die Maßnahmen ausspricht, bisher jedoch die zehn Sanktionspakete der EU mitgetragen hat.

Mehrheitlich für Militärhilfe

Sehr differenziert ist das Bild bei der Frage, ob die Programme der russischen Propagandasender Sputnik und Russia Today in der EU verboten werden sollen. EU-weit sind 67 Prozent der Befragten dafür, immerhin 24 Prozent lehnen das ab und scheinen demnach gezielte Desinformation und Informationsmanipulation in der EU zulassen zu wollen. Am meisten wird die Abschaltung der kremltreuen Sender in Polen (89), Litauen (82), sowie Irland und Portugal (80) befürwortet. In Luxemburg unterstützen nur 65 Prozent diese Maßnahme und immerhin 29 Prozent die Propagandasender. Sogar mehrheitlich Zuspruch erhalten die in gleich vier EU-Staaten: In Zypern lehnen 55 Prozent das Sendeverbot für die beiden ab, nur 40 Prozent sind dafür. Was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Mittelmeerinsel vor allem wohlhabenden Russen als Zweitwohnsitz dient. Doch auch in Griechenland (47/44), der Slowakei (46/42) und in Bulgarien (45/39) scheinen die Propagandasender beliebt zu sein.

In immerhin drei dieser vier Länder ist eine Mehrheit der Befragten auch gegen die Bereitstellung militärischer Hilfe für die Ukraine. So sprechen sich in Griechenland 59 Prozent dagegen aus, 36 Prozent dafür. In Bulgarien sind 57 Prozent, in der Slowakei 56 Prozent der Befragten gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Dabei hat die Slowakei nicht nur Panzerhaubitzen an Kiew geliefert. Im Land wird ebenfalls Militärgerät aus der Ukraine repariert. In den übrigen 24 EU-Staaten gibt es hingegen eine sehr große Zustimmung für die Militärhilfe an die Ukraine. Der EU-Durchschnitt liegt bei 65 Prozent Zustimmung und 29 Prozent Ablehnung. Die größten Unterstützer sind Schweden (92), die Niederlande (90), Dänemark und Polen (89), Finnland und Litauen (88). In Luxemburg unterstützen 64 Prozent die Militärhilfe, 31 Prozent sind dagegen.