Samstag25. Oktober 2025

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SüdosteuropaUkraine-Krieg lichtet die Balkan-Wälder – Mit steigenden Preisen nimmt der illegale Holzeinschlag zu

Südosteuropa / Ukraine-Krieg lichtet die Balkan-Wälder – Mit steigenden Preisen nimmt der illegale Holzeinschlag zu
In den Ländern des Balkans wird noch viel mit Holz geheizt Foto: dpa/Julian Stratenschulte

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Umweltschützer in Südosteuropa schlagen Alarm: Wegen der stark gestiegenen Energiepreise wird auf dem Balkan vermehrt illegal Holz eingeschlagen.

Der nahende Krisenwinter wirft auch in den ausgezehrten Balkanstaaten seine tristen Preisschatten. „Wer sich noch kein Brennholz gesichert hat, muss das so schnell wie möglich tun!“, warnt die serbische Postille Kurir aufgeregt die sorgengeplagten Familienmütter und -väter: „Der Preis ist schon viel höher als im Frühjahr und wird noch steigen!“

Vor allem auf dem Land, aber auch von einkommensschwachen Bevölkerungsschichten in den Städten wird in den Balkanstaaten noch immer überwiegend mit Holz geheizt. So heizen in Montenegro ein gutes Drittel der Familien mit Holz, in Albanien fast die Hälfte, in Bulgarien 54 Prozent, in Bosnien und Herzegowina 72 Prozent und in Kosovo gar 80 Prozent. Wegen der explodierenden Strom-, Gas- und Pelletpreisen dürfte in diesem Winter noch mehr Holz verfeuert werden. „Pellets gibt es so gut wie nicht mehr. Die Leute kehren zum Holz zurück“, vermeldet das Webportal des serbischen TV-Senders N1.

Um die steigende Nachfrage im eigenen Land zu befrieden, haben fast alle Balkanstaaten in diesem Winter ein Exportverbot für Brennholz verhängt. Während Rumänien den Holzpreis im September nun auf 400 Lei (80 Euro) pro Kubikmeter gedeckelt hat, ist dieser in einigen Staaten gegenüber dem Vorjahr um das Doppelte oder gar um das Dreifache geklettert. Die Kubikmeterpreise betragen je nach Staat zwischen 80 und 120 Euro, Tendenz steigend.

Das Durchschnittseinkommen dümpelt in den Westbalkanstaaten bei rund 500 Euro netto im Monat: Rentner und Beschäftigte in den Niedriglohnbranchen müssen selbst beim EU-Mitglied Bulgarien aber meist mit deutlich weniger über die Runden kommen. Die steigende Nachfrage nach Holz lässt nicht nur die Preise explodieren, sondern auch den illegalen Einschlag kräftig zunehmen.

Raubbau am Wald

Die offiziellen Statistiken könnten kaum das Ausmaß „des bereits angerichteten Schadens“ vermitteln, berichtet die Agentur „Balkan Insight“. Doch die bis zu 30 Prozent gestiegene Holznachfrage treibe „die Entwaldung auf ein Rekordniveau“. Einerseits „mutierten verarmte Käufer zu illegalen Holzfällern“. Andererseits lasse der stark gestiegene Preis ratlose Familienväter vermehrt auf das um bis zu 50 Prozent billigere Holz aus illegalem Einschlag zurückgreifen.

Die Folgen des Ukraine-Kriegs lichten die Balkanwälder. Dabei machen der Region der Kahlschlag durch kriminelle Holzhändler schon jetzt zu schaffen. Die florierende Korruption, aber auch Personalmangel und die mangelhafte Ausrüstung von Polizei- und Forstbehörden lassen die Balkanstaaten den systematischen Raubbau zum Ärger von Umweltschützern meist nur nachlässig verfolgen. Jedes Jahr werde beim Nahen der Wintermonate mit der „Billigung der politischen Eliten“ ein „Massaker an den Wäldern“ verübt, klagt Jane Acevski von der Fakultät für Forstwirtschaft im mazedonischen Skopje.