Montag3. November 2025

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LibyenÜberschwemmungen im Osten des nordafrikanischen Landes: Tausende Tote und zehntausende Vermisste

Libyen / Überschwemmungen im Osten des nordafrikanischen Landes: Tausende Tote und zehntausende Vermisste
Zerstörte Fahrzeuge liegen in den Straßen der Stadt Derna, ungefähr 290 Kilometer östlich von Bengazi  Foto: Handout/Media office of libyan prime minister (Benghazi)/AFP

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Durch die verheerenden Überschwemmungen im Osten Libyens sind Tausende Menschen ums Leben gekommen.

Rettungskräfte meldeten am Dienstag allein aus der Hafenstadt Derna mehr als 2.300 Tote und rund 7.000 Verletzte. Mehr als 5.000 Menschen würden noch vermisst, teilte ein Sprecher der libyschen Not- und Rettungsdienste der Nachrichtenagentur AFP mit. Auch das Internationale Komitee von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond befürchtet „Tausende“ Todesopfer. Es würden etwa 10.000 Menschen vermisst.

Verursacht durch das Sturmtief „Daniel“ war der Osten des nordafrikanischen Landes am Sonntag von starken Regenfällen heimgesucht worden, die zu schweren Überschwemmungen führten und zahlreiche Orte verwüsteten. Bilder aus den betroffenen Gebieten zeigten gewaltige Schlammlawinen, eingestürzte Gebäude und ganze Stadtteile, die unter schlammigem Wasser standen.

Ein Vertreter der Stadtverwaltung der Küstenstadt Derna beschrieb die Situation vor Ort als „katastrophal“. Vier wichtige Brücken, zwei Gebäude und zwei Dämme seien eingestürzt. Die Stadt benötige „nationale und internationale Hilfe“. Das libysche Fernsehen zeigte dutzende in Decken und Laken eingewickelten Leichen auf dem zentralen Platz der Stadt. Derna liegt 900 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis und zählt 100.000 Einwohner.

Die Situation in Derna sei „schockierend und sehr dramatisch“, sagte der Sprecher der Rettungsdienste der AFP. „Wir brauchen mehr Unterstützung, um Leben zu retten, denn es befinden sich noch immer Menschen unter den Trümmern und jede Minute zählt.“ Laut der Weltwetterorganisation (WMO) der Vereinten Nationen verschwanden ganze Stadtteile von Derna, die Bewohner seien von den Wassermassen mitgerissen worden. Die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Harris, sprach von einer Katastrophe „von epischem Ausmaß“.

Die benötigte Hilfe übersteige in hohem Maße die Kapazitäten des Roten Kreuzes und der Regierung in Libyen, betonte der Vertreter des Internationalen Komitees von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond, Tamer Ramadan. Deswegen habe die Regierung um internationale Hilfe gebeten und deswegen „werden auch wir in Kürze einen Not-Appell aussenden“. Der Zugang zur östlichen Region des Landes ist begrenzt, die Telefon- und Internetverbindungen waren zunächst weitgehend unterbrochen.

Weitere Regenfälle angekündigt

In Deutschland bereitete das Technische Hilfswerk Hilfslieferungen vor, um die Bevölkerung in den überschwemmten Gebieten zu unterstützen. „Wir werden Zelte mit Beleuchtung, Feldbetten, Decken, Isomatten, Schlafsäcke, Stromgeneratoren sowie Hygienematerial anbieten“, erklärte die deutsche Innenministerin Nancy Faeser.

Die italienische Regierung sandte bereits ein Rettungsteam in die betroffenen Gebiete, auch die Vereinten Nationen und Länder wie die USA, Frankreich, Katar, Ägypten und Tunesien boten ihre Hilfe an.

Die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung in der libyschen Hauptstadt Tripolis rief am Montag eine dreitägige Staatstrauer aus und beschwor die „Einigkeit aller Libyer“ angesichts der Katastrophe. Aus Tripolis machten sich Hilfskonvois auf den Weg nach Osten.

Sturmtief „Daniel“ war in den vergangenen Tagen bereits in Griechenland, der Türkei und Bulgarien auf Land getroffen. Dort waren mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. An der an Ostlibyen grenzenden Nordküste Ägyptens riefen die Behörden zur Vorsicht auf und kündigten an, sich auf mögliche Auswirkungen durch das Sturmtief vorzubereiten. Meteorologen sagten für die kommenden Tage weitere heftige Regenfälle voraus. (AFP)