Kanarische Inseln„Überall hängt Staub und Sand in der Luft“: Luxemburger Reisende sitzen auf Gran Canaria fest

Kanarische Inseln / „Überall hängt Staub und Sand in der Luft“: Luxemburger Reisende sitzen auf Gran Canaria fest
Ein Sandsturm aus der Sahara hat am Wochenende den Flugverkehr auf den Kanarischen Inseln lahmgelegt Foto: AFP

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Statt einer entspannten Rückkehr aus dem Traumurlaub endet eine Aida-Kreuzfahrt für eine Luxemburger Familie in einem Albtraum: Ein Sandsturm aus der Sahara legt am Wochenende den Flugverkehr auf den Kanarischen Inseln lahm. Der Rückflug mit Eurowings am Samstag wird abgesagt und seitdem sitzt die Familie auf der Urlaubsinsel fest. 

„Mein Sohn weint ständig und fragt mich dann: Wieso dürfen die anderen fliegen und wir müssen hier bleiben?“ Aurélies Stimme am Telefon klingt müde und frustriert. Die Luxemburgerin sitzt gemeinsam mit ihrem Mann, ihrem siebenjährigen Kind und 1.000 anderen Reisenden seit Samstag auf Gran Canaria fest. Ein Sandsturm hat die Kanarischen Inseln seit Samstag fest im Griff und sorgt für Chaos am Flughafen.

Insgesamt seien rund 280 Flüge gestrichen oder umgeleitet worden, berichtet eine Sprecherin des spanischen Flughafenbetreibers Aena. Darunter auch die Maschine, die Aurélie und ihre Familie eigentlich am Samstag aus dem Urlaub nach Köln/Bonn bringen sollte. „Wir von der Aida Nova haben versucht, alle zusammenzubleiben, und haben uns alle in einem Terminal gesammelt“, sagt Aurélie. Einige hätten Glück gehabt und doch noch abfliegen können. „Am Ende waren wir etwa 1.500 Personen, die die Nacht im Flughafen verbringen mussten.“ Der sei wegen der zahlreichen abgesagten Flüge völlig überfüllt gewesen. „Decken gab es keine. Als uns Aida welche organisieren konnte, hat das Flughafenpersonal verhindert, dass sie verteilt werden“, erzählt Aurélie. Am Ende habe ihr Sohn auf Karton schlafen müssen. „Wir haben die Kisten der Wasserflaschen, die verteilt wurden, gesammelt und zerrissen.“ 

Passagiere stehen auf dem Flughafen von Santa Cruz de Tenerife Schlange. Ein Sahara-Sandsturm hat die Kanarischen Inseln weiter im Griff. 
Passagiere stehen auf dem Flughafen von Santa Cruz de Tenerife Schlange. Ein Sahara-Sandsturm hat die Kanarischen Inseln weiter im Griff.  Foto: dpa/AFP/Andres Gutierrez

Vom Flughafen habe es einen Gutschein im Wert von 20 Euro gegeben, mit denen sich die Gäste verpflegen können sollen. „Das reichte gerade mal für zwei Kaffee, ein Softdrink, eine Tüte Chips und ein wenig Schokolade“, sagt Aurélie. Das Schlimmste sei aber die Unsicherheit, wie und wann es denn nun nach Hause ginge. Informationen habe man kaum erhalten. „Aida und Eurowings haben sich die Verantwortung gegenseitig zugeschoben.“ Am Ende habe der Reiseveranstalter Aida einige Offiziere des Kreuzfahrtschiffs zum Flughafen geschickt, um den Gästen zu helfen. Doch diese wurden vom Flughafenpersonal nicht in den Abflugbereich hineingelassen.

Erst nach langen Verhandlungen sei dann doch noch in der Nacht ein Offizier durchgelassen worden. Der organisierte am Sonntagmorgen die Verpflegung. „Aida hat die Waren einer Bäckerei komplett aufgekauft. Doch nicht etwa zum normalen Preis. Die haben die Preise einfach um mehr als das Doppelte in die Höhe gesetzt“, entrüstet sich die Luxemburgerin. 

Am Sonntagmorgen wurde der Flugverkehr zunächst wieder aufgenommen. „Unser Flug war auch vorgesehen, doch er wurde immer wieder verschoben.“ Währenddessen sei man Gästen vom Kreuzfahrtschiff Aida Stella begegnet, die ohne weitere Probleme rechtzeitig abfliegen konnten. „Das hat mein Sohn überhaupt nicht verstanden.“ Weil sich die Wetterbedingungen dann aber wieder massiv verschlechterten, wurden alle acht Flughäfen auf den Kanaren geschlossen. „Die Sicht ist sehr schlecht“, hieß es vom Flughafenbetreiber Aena. „Die Flugzeuge, die auf den Inseln landen sollten, wurden auf das spanische Festland umgeleitet.“ 

„Wir haben am Sonntag nochmal einen 25-Euro-Verpflegungsgutschein bekommen“, erzählt Aurélie. Damit sei den gestrandeten Reisenden aber nicht viel weiter geholfen. Sie haben nur ihr Handgepäck dabei – die Koffer wurden am Samstag planmäßig eingecheckt. „Nach mehr als 24 Stunden am Flughafen will man sich auch mal die Zähne putzen.“ Die Luxemburgerin kauft das Nötigste in den Flughafenshops: frische Unterwäsche, Strümpfe, Waschzeug. „Eine Zahnbürste hat 6 Euro gekostet. Als sie ausverkauft waren, haben einige andere Reisende ihre noch verpackten für 8 Euro und mehr verkauft“, ärgert sich Aurélie. Die Luft im Flughafen sei zudem sehr schlecht gewesen. „Überall hängt Staub und Sand in der Luft.“

Als bis zum Abend keine Lösung absehbar wird, müssen sich die Reisenden auf eine weitere Nacht im Flughafen einstellen. „Die Hotels sind alle ausverkauft. Es sind ja Ferien. Und wenn was frei wird, sind die Preise verrückt.“ Ein Mitreisender habe selbst ein Zimmer gefunden. „1.300 Euro die Nacht.“ Aurélie habe versucht, Plätze in einem anderen Flugzeug zu bekommen – bisher ohne Erfolg. „Ich habe unter anderem Luxair angerufen. Sie fliegen zwar am Mittwoch nach Luxemburg. Aber da war schon alles ausgebucht.“ 

Wegen der vielen ausgefallenen Flüge herrscht an den Flughäfen der Kanarischen Inseln Chaos vor den Schaltern der Reisegesellschaften 
Wegen der vielen ausgefallenen Flüge herrscht an den Flughäfen der Kanarischen Inseln Chaos vor den Schaltern der Reisegesellschaften  Foto: AFP

Wieder habe am Ende Aida eine Übergangslösung gefunden. „Gegen 22 Uhr abends wurden wir in 9 Bussen zurück zum Hafen gebracht. Die Aida Stella hat uns für eine Nacht aufgenommen“, berichtet Aurélie. Vor dem Schiff hatten sich Paletten mit Wasserflaschen gestapelt: „Die sollten eigentlich an uns verteilt werden, aber der Flughafenbetreiber habe das verboten.“ Die gestrandeten Gäste vom Schwesterschiff werden im Wellness-Bereich untergebracht. „Jeder hat eine Sonnenliege und eine Decke bekommen und das Restaurant wurde extra nochmal geöffnet, damit jeder auch mal was Ordentliches essen konnte.“ Ihr Mann und Sohn hätten von dem Angebot profitiert, sie selbst sei sofort auf der Liege eingeschlafen. 

Auch am Montag weiß die Familie noch nicht, wie es nun weitergeht. „Aktuell sitzen wir in einer Halle am Hafen und warten auf Informationen“, sagt Aurélie. Die Stimmung sei angespannt. „Wir wollen einfach weg. Ob nach Paris, Köln, London oder sogar Moskau, Hauptsache runter von dieser Insel. Irgendwohin, wo wir dann einen Weiterflug bekommen können.“ Unter den anderen festsitzenden Gästen seien viele aus der Grenzregion und rund um Köln. Einige hätten sich auf der Arbeit abmelden, andere Arzttermine verschieben müssen. Sie selbst habe ihren Sohn an der Schule abgemeldet. „Auf unbestimmte Zeit. Ich weiß ja noch nicht, ob wir heute oder morgen hier wegkönnen.“ Eine mitreisende Lehrerin kümmere sich aktuell um die sich langweilenden Kinder. „Der Jüngste dürfte um die drei Jahre alt sein.“ 

Auf Tageblatt-Nachfrage nimmt Aida Cruises am Montagmittag Stellung: „Von den massiven Flugausfällen waren an diesem Wochenende viele Tausende Touristen betroffen. Auch die An- und Abreise in Las Palmas von Gästen der Aida Nova und Aida Stella waren zeitweise beeinträchtigt. Die Fluggesellschaften bemühen sich, zusammen mit den Flughäfen die bestmöglichen Lösungen für alle Passagiere zu erarbeiten. Für den überwiegenden Teil unserer Gäste konnten bereits alternative An- bzw. Abreisearrangements gefunden werden. Aida Cruises steht in ständigem Kontakt mit den Fluggesellschaften, lokalen Behörden und Hotels, um auch für die verbleibenden Gäste Lösungen zu organisieren.“ Eurowings sagt auf Nachfrage von Tageblatt: „Wir versuchen die Situation auf den Kanarischen Inseln bis heute Abend zu lösen. Aber das Flughafenpersonal vor Ort ist vor allem in Gran Canaria mit der Organisation der Rückflüge voll ausgelastet.“

Wenn bis Montagabend wieder kein Flug die gestrandeten Passagiere nach Hause bringen kann, weiß Aurélie nicht, wo sie und ihre Familie die nächste Nacht verbringen werden. „Die Aida Stella muss heute Abend wieder ablegen.“  

Steve
26. Februar 2020 - 0.23

Mier haaten Gléck an sinn den Sonndeg ëm 10:30h moies vun Las Palmas op Lëtz zeréckgefunn, eng holpreg Ugeleegenheet....

rfrank
25. Februar 2020 - 15.18

@Alain Schwickerath waat huet een Sandsturm aus der Sahara mat den vereenten Europa ze doen ??????? Wann all Flughaefen zou sinn dann ass et eben esou.

frequent flyer
25. Februar 2020 - 13.24

dat kennt dervun wann een mat billigflieger flitt..

Alain Schwickerath
25. Februar 2020 - 13.11

Traureg dat et 2020 daat nach gëtt an eisem vereenten Europa !?