Hand in Hand traten Jackie Banky, Joyce Bleses, Leeloo Reinesch und Lou Jominet vor den Startblock Nummer drei. Die Luxemburgerinnen wollten am ersten Tag im Vierkampf mit Island, Zypern und Monaco auf das Podium der 100-m-Freistil-Staffeln. Der Plan war dabei, dass die Erfahrenste der Truppe, Banky, ordentlich vorlegen sollte. Doch die Beine waren schwerer als erhofft. Drei FLNS-Schwimmerinnen hatten bereits Körner bei ihren Einzel-Rennen gelassen: „Unsere Moral war in den Minuten vor dem Start super. Aber manchmal reicht es eben nicht“, formulierte es die angehende Weltraumingenieurin.
Zum dritten Mal war sie an diesem Tag auf dem undankbaren vierten Platz gelandet. „Diese Zahl habe ich in den letzten Jahren so oft gesehen … Aber es motiviert mich sogar, noch härter zu trainieren. Das Niveau ist noch mal raufgegangen. Wer weiß, was in zwei Jahren ist … Ich bleibe positiv eingestellt.“ Die Hoffnung, mächtig vorlegen zu können, zerbrach, als Banky als Dritte wendete. Während Island schon weit vorne lag, blieben die beiden drei anderen Konkurrentinnen bis auf die letzten Meter dicht beieinander. Am Ende reichte die Kraft nicht aus, um den Medaillenrang zu verteidigen. Die Älteste im Team hatte aufbauende Worte im Gepäck: „Ich habe ihnen es schon gesagt: Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen und sollten schon auf die 200-m-Staffel schauen. Es ist ein schönes Gefühl, hier zusammen an den Start zu gehen.“
Ein Trauma
Dass es nicht immer so perfekt ist, hat Banky übrigens auch schon erlebt. Sie war gerade 14 Jahre alt, als sie viel zu früh ins Wasser sprang – fast auf Christine Maillet drauf, wie sie heute mit einem Lachen erzählt. Jahrelang hat dieser Tag an ihr genagt.

Dann blickte sie in Richtung Becken, wo sich das Team der Herren präsentierte. „Jetzt werden wir uns eine Medaille holen.“ Doch was macht eigentlich den Charme einer Staffel aus? Olympionike Ralph Daleiden erklärte: „Jeder muss in der Staffel voll dabei sein. Es reicht nicht, wenn nur einer oder zwei es durchziehen. Du musst dich auf jeden verlassen können und jeder weiß auch, was er zu tun hat.“ Er selbst genießt diese Form des Abschlusses eines Tages ganz besonders: „Die Staffel nimmt den Stress eines individuellen Rennens etwas raus. Ich versuche, vorher viel zu lachen. Das hilft mir, ruhig zu bleiben und gut zu schwimmen.“
Die Taktik bei den Herren ging auf: Daleiden sprang als Erster ins Becken. „Ich musste es zu Beginn etwas langsamer angehen lassen, da wir kein zweites Becken zum Ausschwimmen haben. Das ist also eher ungünstig. Danach waren Finn und Stan dran. Sie waren die beiden Frischen. Julien wusste, dass die Konkurrenten an ihm dranbleiben würden. Er hat das gut gemacht“, fasste er zusammen.
Richtung L.A. 2028

Auf die Frage, welche seiner beiden Goldmedaillen (Staffel und 100 m Freistil im Einzeln) ihm mehr bedeute, meinte er: „Jede Medaille ist wichtig und es werden hoffentlich noch mehr. Diese 100 Meter Freistil waren mein Start in die 50er-Beckensaison. Es ist sogar mein erstes Rennen im großen Becken seit Olympia gewesen. Für mich geht es jetzt darum, die Standortbestimmung zu machen.“ Denn im Hinblick auf L.A. 2028 hat Daleiden große Pläne: vielseitiger werden. Heißt, auf anderen Distanzen Normen zu unterbieten. Angefangen bei den 200 m Freistil. Am Mittwoch wird er eine erste Einschätzung in Andorra bekommen. „Das wird wohl eine komische Geschichte, da wir nicht viel ausschwimmen können. Ich denke, morgen (am Mittwoch) wird eine körperliche Angelegenheit.“
Auch Banky und Co. haben in den nächsten Tagen noch so einiges auf der Programmliste. „JPEE werden nie langweilig“, hatte die Schwimmerin im Vorfeld erklärt. „Ich bin die einzige aus meiner Generation, die noch schwimmt. Ich hatte noch nie so große Lust darauf. Meine Zeiten beim Training sind so schnell wie nie zuvor. Ich bin jetzt viel fokussierter und will schauen, was ich noch erreichen kann.“ Inzwischen fühlt sie sich als eine Art Vorbild für die jüngeren Generationen. „Du hast ein Gefühl, dass sie zu dir aufschauen. Das motiviert. Man sieht es an ihren Blicken. In Malta hatte ich vor der Staffel noch eine spontane Rede gegeben. Ich fühle, wie ich die Leute erreichen kann. Wir verstehen uns gut, das macht vieles einfacher.“
Die vier Tenöre
Als am späten Abend zum letzten Mal die „Heemecht“ nahe dem Schwimmbecken ertönte, grinsten Julien Henx und Finn Kemp über das ganze Gesicht. Die beiden standen vor Ralph Daleiden und Stanislas Chausson, die bewusst die Deckung gesucht hatten. Die zwei Vordermänner sangen die Nationalhymne lautstark mit. Man habe die zwei guten Sänger nach vorne geschickt, gab Daleiden lachend zu verstehen.
De Maart
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