„Wer eine Reise macht, hat viel zu erzählen“: Diese Redensart wird bei einem Gespräch mit Carlo Medinger mehr als bestätigt. Der begeisterte Hobbyfotograf widmet sich seit 25 Jahren der Tierfotografie. Seine Fotoalben zieren die unterschiedlichsten Tiere und man braucht ihn nicht lange um Reisegeschichten zu bitten: Die Erzählungen sprudeln nur so aus ihm heraus, zum Beispiel als er in Brasilien das Glück hatte, einen Jaguar fotografieren zu können.

Nur wenige Meter entfernt habe das größte südamerikanische Raubtier gesessen, erzählt er. Um die Großkatze vor die Linse zu bekommen, habe er allerdings ein paar Stunden geduldig in einem Boot warten müssen. Der Jaguar ist nur eines der exotischen Tiere, die der Hobbyfotograf bei seiner (vorerst) letzten Reise fotografieren konnte. Im vorigen September verbrachte der 66-Jährige drei Wochen im brasilianischen Pantanal, dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Erde. Das Gebiet steht unter Naturschutz und wurde im Jahr 2000 zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt.
Die Leidenschaft Fotografie habe ihn schon sehr früh gepackt, erzählt der Hobbyfotograf. Seinen ersten Fotoapparat erhielt er zur Kommunion: eine kleine Kamera für Kodachrome-Filme, mit nur drei möglichen Einstellungen für unterschiedliche Wetterbedingungen. Später habe er sich von seinem ersten Gehalt seine erste Spiegelreflexkamera gekauft: eine Minolta XE-5.
Erst Rallyes, dann Fotosafaris
Obwohl er seit jeher an Tieren interessiert gewesen ist – als Jugendlicher sei er ein großer Reptilien-Fan gewesen –, galt sein erstes fotografisches Interesse dem Motorsport. Etliche Autorennen habe er fotografiert, zwischen 1978 und 1981 sei er auch bei der Rallye Monte-Carlo mit seiner Kamera dabei gewesen. „1979 war ich bei der Nacht der langen Messer dabei, die Etappe am Col de Turini“, erinnert er sich stolz.

Tiere mochte er eigentlich schon immer fotografieren, „doch mir hat das Geld zum nötigen Material gefehlt, da braucht es schon anderes Gerät“. Davon kann man sich auch als Laie überzeugen: Etliche Vögel hat Medinger mit der Linse eingefangen – mit einer einfachen Kamera aus einem Meter Entfernung schwer vorstellbar. Heute benutzt er unter anderem ein Teleobjektiv mit einer Brennweite von 600 Millimetern.
Die erste Fotoreise, speziell, um Tiere zu fotografieren, machte er 1997 nach Costa Rica, „da hat es richtig mit der Tierfotografie angefangen“. Mittlerweile ist er bereits sechsmal in dem mittelamerikanischen Land gereist, das letzte Mal 2020. Weitere Reisen führten ihn nach Borneo, Nordamerika und Südafrika. Bei diesen Reisen ging es nicht ausschließlich um Tiere: Spektakulär sind auch seine Fotos aus dem legendären Grand Canyon.
2009 stieg er auf die Digitalfotografie um, vorher machte er vor allem Dias, um sie auch bei Vorträgen zeigen zu können. Ausstellungen macht er aus Kostengründen nur sehr weniger: „Die Herstellung eines Fotos für eine Ausstellung kostet um die 300 Euro.“
Gute Vorbereitung
Nach jeder Reise legte er sich Fotoalben mit Hochglanzpapier an, auf denen auch die winzigsten Details des kleinsten Urwaldfrosches und anderer Tierarten zu Geltung kommen. Wobei der Fotograf bei solch allgemeinen Beschreibungen wie „Vogel“ und „Frosch“ nur müde lächelt. Er mag es genauer: Hyazintharas, Jabiru, Braunohrarassari, Rosalöffler … Dutzende von Fotografien schauen wir uns während unseres Gespräches an; der Fotograf kennt nicht nur die genaue Bezeichnung jeder seiner Motive, er kennt auch ihre Eigenschaften.

Eine gute Vorbereitung auf seine Reisen ist Pflicht, nicht nur was den Reiseverlauf und die Unterkunft angeht: Medinger liest sich schon vorher in die Tierwelt des Zielortes ein. Die Reiseziele werden einerseits nach den Tieren, die er fotografieren möchte, andererseits nach den Jahreszeiten ausgesucht. Seine Reise ins Pantanal hat er zwei Jahre lang vorbereitet.
Die nächste Reise sei schon in Planung: Im kommenden Jahr soll es nach Indonesien, nach Sumatra gehen, wo er hofft, den Sumatra-Tiger und die dortigen Nashörner vor die Kamera zu bekommen.

De Maart

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