Exil-Tibeter in aller Welt feiern diese Woche den 90. Geburtstag des Dalai Lama – und machen sich angesichts des hohen Alters des Jubilars zugleich verstärkt Gedanken über die Zukunft. Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema der Nachfolge des geistlichen Oberhaupts der Tibeter durch die Ankündigung, dass es am Mittwoch, kurz vor seinem Geburtstag am 6. Juli, ein Treffen der wichtigsten tibetischen Religionsvertreter und eine Videobotschaft des Dalai Lamas geben soll.
Tenzin Gyatso ist für die Tibeter die 14. Reinkarnation des Dalai Lama in 600 Jahren. Der Friedensnobelpreisträger hat erklärt, dass sein 90. Geburtstag auch Anlass für die Tibeter sein sollte, sich Gedanken über eine Zukunft ohne ihn zu machen. Viele Exil-Tibeter befürchten, dass China ihnen einen Nachfolger für den Dalai Lama vorsetzen will.
Die Nachfolge-Spekulationen wurden in der vergangenen Woche angeheizt, als der Chef der tibetischen Exilregierung für den 2. Juli ein Treffen der wichtigsten tibetischen Religionsvertreter ankündigte. „Zu Beginn der religiösen Konferenz wird es eine Videobotschaft von seiner Heiligkeit (dem Dalai Lama) geben“, erklärte Penpa Tsering. Angaben zum Inhalt der Videobotschaft machte er nicht – es könnte aber um die Frage gehen, ob es einen Nachfolger des Dalai Lama geben wird.
Chef der Exil-Regierung in Luxemburg
Penpa Tsering war im Oktober vergangenen Jahres zu Besuch in Luxemburg. Das Tageblatt führte bei dieser Gelegenheit ein Gespräch mit ihm. In Frankreich wurde Penpa Tsering damals vom Präsidenten Emmanuel Macron empfangen, in Luxemburg begrüßte ihn nicht einmal der Außenminister – und so wurde es ein Gespräch über Luxemburgs besondere Beziehungen zu China und was das mit der nächsten Reinkarnation des Dalai Lamas zu tun hat. Penpa Tsering sagte im Interview zu diesem Thema: „2007 hat China ein Gesetz namens ,Order No. 5‘ erlassen, das sich auf alle lebendigen Buddhas bezieht, oder wiedergeborene Lamas, wie wir sie nennen. Mit diesem Gesetz will die chinesische Regierung die Kontrolle über die Auswahl und Ernennung der Reinkarnationen des tibetischen Lamas erlangen. Sie wissen, wenn sie den nächsten Dalai Lama in ihre Hände bekommen, dann können sie die tibetische Bevölkerung kontrollieren.“
Der Dalai Lama machte dieser Tage bereits deutlich, dass er von einer Fortsetzung der Institution des geistlichen Oberhaupts der Tibeter ausgeht. „Was die Institution des Dalai Lama angeht, wird es irgendein Rahmenwerk geben, innerhalb dessen wir über ihre Fortsetzung sprechen können“, sagte er am Montag bei einer Gebetsveranstaltung vor tausenden buddhistischen Gläubigen.
Unter den im Exil lebenden Tibetern gebe es eine breite Unterstützung für den Erhalt der Rolle des Dalai Lama, sagt Dawa Tashi vom in Indien ansässigen Tibetischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, der vor dem Exil wegen seiner Kritik an Peking in Tibet inhaftiert war. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Reinkarnation des 14. Dalai Lama weitergehen wird.“
Auch Thupten Jinpa, der seit fast vier Jahrzehnten der Dolmetscher des Dalai Lamas ist, ist sich sicher, dass „die Institution fortgesetzt wird“ – also, dass es zu entsprechender Zeit „einen neuen Dalai Lama geben wird“.
Der Dalai Lama selbst hat zu der Frage erklärt, dass der Wunsch der Bevölkerung entscheidend sein werde. Das geistliche Oberhaupt und tausende andere Tibeter leben seit der Niederschlagung ihres Aufstands gegen die chinesische Herrschaft 1959 im Exil in Indien. Er wird von seinen Anhängern für seinen unermüdlichen Einsatz für mehr Autonomie Tibets gefeiert.
Politisch hat der Dalai Lama offiziell keine Macht mehr. Er übergab diese 2011 an eine Exilregierung, die von rund 130.000 Tibetern weltweit gewählt wurde und ihren Sitz im Norden Indiens in einem Vorort von Dharamsala hat. Gleichzeitig warnte er vor der „offensichtlichen Gefahr“, dass politische Interessen das Reinkarnations-System missbrauchen könnten.
Mit dieser Warnung spricht der Dalai Lama die Angst vieler Tibeter im Exil an: Sie fürchten, dass die Führung in Peking einen Nachfolger bestimmen will, um ihre Kontrolle über Tibet zu festigen. Der Dalai Lama, der von China als „Separatist“ bezeichnet wird, hat aber eins bereits unmissverständlich klargemacht: Sollten die Tibeter an der Institution des Dalai Lama festhalten und einen Nachfolger für ihn wollen, dann müsse dieser „in der freien Welt geboren“ sein.

Der 89-Jährige, der in seinem roten Gewand und mit seinem gütigen Lächeln in der ganzen Welt bekannt ist, führt ein karges Klosterleben in der indischen Himalaya-Stadt McLeod Ganj. Noch gehe es ihm gut, versicherte der Friedensnobelpreisträger diese Woche, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.
„Obwohl ich 90 Jahre alt bin, bin ich körperlich sehr gesund“, sagte er, bevor er ein Stück tibetischer Geburtstagstorte gereicht bekam. Der Dalai Lama sieht sich als „einfachen buddhistischen Mönch“ und will nach eigenen Angaben 113 Jahre alt werden – insofern wäre die Nachfolge-Frage nicht so drängend.
Trotzdem machen sich viele Sorgen: „Heutzutage ist vielen jungen Tibetern der persönliche Erfolg wichtiger als der kollektive Kampf“, sagt die Nonne Geshema Tenzin Kunsel von einem Kloster in der Nähe von McLeod Ganj. Und mit Blick auf den Dalai Lama fügt die Mittfünfzigerin hinzu: „Ich fürchte um unsere Zukunft, wenn er nicht mehr da ist.“
 
		    		 De Maart
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Vielen tibetern ist der persoenliche erfolg wichtiger als der kollektive kampf.
Das ist ja mal eine vernuenftige einstellung...da die zukunft Tibets ohnehin. im rahmen Chinas liegt
Eine der schlimmsten Theokratien gepaart mit Leibeignen Gesellschaft . Irgendwie ist der Gottkoenig nie richtig erwachsen geworden .Anscheinend soll er in seinem kargen Klosterleben nicht nur den ganzen Tag meditieren , sondern auch gerne die neusten US Serien anschauen , Zeit fuer manche Kommunen und Privatbalkone wieder mal die tibetische Flagge zu hissen .