Donnerstag30. Oktober 2025

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EuropatagTausende Besucher suchen auf Kirchberg Kontakt zu Europa 

Europatag / Tausende Besucher suchen auf Kirchberg Kontakt zu Europa 
Auf einer großen Europakarte können verschiedene Standorte europäischer Institutionen und Einrichtungen anhand eines Touchscreens digital erkundet werden Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Am Europatag fand auf Kirchberg in diesem Jahr kein Europafest statt. Dabei gab es durchaus etwas zu feiern. Wie gut, dass die Vertretung des Europäischen Parlaments in Luxemburg vor einem Jahr ein Besucherzentrum eröffnet hatte. Das war die Gelegenheit, dem Publikum zum 9. Mai doch etwas Europa zu bieten.

Die Warteschlange zog sich viele Meter über den Vorhof des Verwaltungssitzes des Europäischen Parlaments (EP) auf Kirchberg. Der Besucherzustrom war weitaus größer, als die Organisatoren es sich erwartet hatten. Am Ende des Tages waren es immerhin rund 3.500, die nach geduldigem, aber nicht allzu langem Warten die Festtagsveranstaltung zum einjährigen Bestehen des EP-Besucherzentrums „Europa Experience“ besichtigt haben. Vielen Menschen schien es am Europatag wichtig zu sein, mit Europa in Kontakt zu treten.

Viele Familien mit Kinderwägen hätten sich bereits am Vormittag im Besucherzentrum eingefunden, erzählte uns der Leiter des EP-Verbindungsbüros in Luxemburg Christophe Schroeder. Sie waren Teil des sehr gemischten Publikums, das die Vielfalt Europas und darüber hinaus widerspiegelte. Denn dass für EU-Beschäftigte der Europatag – oder „Sankt-Schuman-Tag“, wie sie ihn in Anspielung an kirchliche Feiertage nennen – arbeitsfrei ist und viele gestern einen Abstecher auf Kirchberg gemacht hatten, war am Sprachengewirr in den Räumen von Europa Experience zu hören. 

Der diesjährige 9. Mai hatte jedoch seine Besonderheit wegen des 75. Jahrestages der Rede des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman, der mit seinem Plan, die europäische Stahl- und Kohleindustrie unter eine gemeinsame Kontrolle zu stellen, den europäischen Integrationsprozess anstieß. Dazu fand das Publikum gestern eine kleine, aber durchaus informative Ausstellung auf Kirchberg, die auf rund einem dutzend Tafeln auf verschiedene Aspekte der Entstehung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) einging. Dabei war etwa zu erfahren, dass zur eigentlichen Rede nur sehr wenige Journalisten und keine Fotografen anwesend waren. Da weder Radio noch Fernsehsender zugegen waren, hätte Robert Schuman die Rede wiederholen müssen, um sie für die Nachwelt zu erhalten.

Im Besucherzentrum selbst fanden vor allem die interaktiven und auf digitalen Medien basierenden Informationsmöglichkeiten über die Europäische Union, ihre Mitgliedsländer, ihre Institutionen und Organe, ihre politischen Themenfelder und anderes mehr reges Interesse. Begehrt war vor allem ein Blick durch die Virtual-Reality-Brille, mit der man einen Rundgang durch das EP-Gebäude in Brüssel machen kann.

Rollenspiel: Jeder kann EU-Parlamentarier sein

Kleine Konferenzen brachten den Besuchern die Arbeit im EU-Parlament näher. Wie etwa der Übersetzerdienst, der darüber informierte, wie in einer Union, in der 24 Sprachen gesprochen werden, alle die gleichen Informationen erhalten. Oder aber was die luxemburgischen EU-Parlamentarier in der europäischen Volksvertretung tun. Dazu stellten sich die EP-Abgeordneten Marc Angel, Charles Goerens und Tilly Metz den Fragen des Publikums, die Näheres zu aktuellen Themen wie der Handels- und Zollpolitik oder der Asyl- und Arbeitsmarktpolitik in der EU erfahren wollten. Und an einem Stand erhielten Interessierte Informationen über die verschiedenen Arbeits- und Praktikumsmöglichkeiten, die es im Europäischen Parlament gibt.

Das EP-Besucherzentrum stieß während seines einjährigen Bestehens auf großes Interesse. Obwohl in einem Verwaltungsgebäude gelegen und von außen kaum sichtbar, fanden dennoch seit dem 9. Mai vorigen Jahres rund 40.000 Besucher, die 120 verschiedenen Nationalitäten angehören, zum „Europa Experience“, wie uns Christophe Schroeder erklärte. Ein Viertel kommen in einer Gruppe, die Mehrheit sind Individualbesucher. Ein Highlight des Zentrums ist ein Rollenspiel, bei dem eine Gruppe von mindestens 16 Personen als EP-Abgeordnete die Ausarbeitung eines Gesetzesprojektes im EU-Parlament nachspielen kann, mit Fraktionssitzung, Einmischung von Lobbyisten und Ministern, Debatten und Abstimmungen. Buchen können Interessierte das Rollenspiel bei luxembourg.booking.europarl.europa.eu.

Wer noch am Samstag etwas Europa erleben will, hat dazu beim Europafest in Echternach Gelegenheit. Das Fest steigt ab 12.00 Uhr im Hof der Abtei mit Informationsständen der 27 Mitgliedstaaten und der in Luxemburg ansässigen EU-Institutionen und -Organe.