EditorialSupermarkt ohne Kasse ist menschenverachtender Pseudofortschritt

Editorial / Supermarkt ohne Kasse ist menschenverachtender Pseudofortschritt
Wenn die Kassen in den Supermärkten abgeschafft werden, geht vor allem eines verloren: nämlich Arbeitsplätze  Foto: Editpress

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zugegeben, es gibt Aufregenderes, als im Supermarkt an der Kasse anzustehen. Allerdings aber immer noch besser, als an einer Selbstbedienungskasse zu zahlen. Doch selbst für diese beginnen bei Aldi nun schwere Zeiten. In Utrecht hat der Discounter nämlich den ersten Laden ohne jegliche Kasse eröffnet. Wird hier der Mensch aus Profitgier einfach wegradiert?

Die Technologie macht riesige Fortschritte. Viele machen sich dabei vor Freude fast in die Hose. Was gestern noch wie Zukunftsmusik klang, ist heute Wirklichkeit. Das kann man mitunter als sehr spannend empfinden. Rein ins Geschäft, App herunterladen, Einkaufswagen füllen und dann mit den Einkäufen nach Hause gehen. Die Rechnung wird direkt über Kreditkarte abgebucht. Ungebetene Gesellschaft in der Kassenschlange, Stau, weil jemand sein Obst nicht abgewogen hat, oder gar Schichtwechsel an der Kasse: All das gehört der Vergangenheit an. 

Amazon hat es vor geraumer Zeit vorgemacht – in den USA, mit einem Geschäft ohne Kasse. Das hat man nicht unbedingt mitgekriegt. Die Frage, die sich angesichts dieser Entwicklung stellt, ist die, wem technischer Fortschritt letztendlich zugutekommt? Technologie hat seit Jahrzehnten, gar seit Jahrhunderten dem Menschen das Leben vereinfacht. Zusehends bleibt in dieser Entwicklung aber immer weniger Platz für den Menschen. Er scheint in diesem Kalkül immer unwichtiger zu werden. Ist das wahrer Fortschritt?

Das Hauptproblem ist nämlich, dass die Technologie den Menschen aus dem Weg räumt und in die Arbeitslosigkeit drängt. Durch Technologie werden Arbeitsplätze wegrationalisiert, die jenen Menschen zugutekommen, die nicht über höhere Studien verfügen. Das können heute jene an der Kasse des Supermarktes sein, morgen aber vielleicht schon Busfahrer, weil sie in selbstfahrenden Fahrzeugen nicht mehr benötigt werden.

Doch was wird geschehen mit diesen Menschen? Nicht mehr gebraucht, aufs Abstellgleis geschoben, wird es ihnen mit Sicherheit nicht gut gehen. Doch wer erhebt Einspruch? An erster Stelle müssten es die Gewerkschaften sein. Erkennen sie in dieser technisch möglichen, aber sinnlosen Automatisierung nicht einen Todesstoß? Maschinen werden nie Mitglied in einer Gewerkschaft sein.

Ja, natürlich kann man der Logik, Personal wegzurationalisieren, um mehr Gewinn zu machen, steuerlich zumindest einen kleinen Riegel vorschieben. Aus Erfahrung weiß man aber, dass dies nicht viel und nicht auf Dauer etwas bringen wird. Womöglich wird man sich damit abfinden müssen, dass sich das Rad der Technologie blind weiterdreht. Zusehends drängt sich deshalb die Frage auf, wie man Menschen ohne große Qualifikation zu einem Arbeitsplatz verhelfen kann …

Muss man sich nicht verstärkt Gedanken über ein Grundeinkommen machen, geknüpft vielleicht an eine gewisse Stundenzahl, die im Freiwilligendienst, in diversen Vereinen zum Beispiel, geleistet werden müssen?

Das klingt alles sehr gekünstelt. Warum also eigentlich Technologie schaffen, die kleine Probleme löst, aber größere schafft? Warum nicht einfach Nein sagen zu einer menschenverachtenden Technologie? Noch ist Zeit!

Engelhardt Lars
24. Juli 2022 - 14.52

Ich meide aus Prinzip automatische Kassen . Mit einer Ausnahme im Baumarkt ist an dem Ausgang bei dem ich immer Parke nur eine automatische Kasse wo aber immer ein/e Mitarbeiter/in sitzt.Ansonsten finde ich diese Automation nur Asozial.

Remmi
24. Juli 2022 - 11.17

Ganz einfach, solche Geschäfte werde ich nicht betreten.

Sozi
23. Juli 2022 - 15.05

Ein Bus ohne Fahrer auch.Ein Pizzaautomat auch.Ein Roboter auch.Ein automatischer Müllwagen auch.Usw.Die Zeit der Straßenausrufer und Nachtwächter ist vorbei. Wer nicht von der Uni kommt mit einem 1A Abschluss der füllt bestenfalls die Regale bei Aldi.Solange das nicht auch von einem Roboter erledigt wird.Aber da wäre doch das Handwerk in allen Sparten.Was ist mit einem Zimmermann,Dachdecker usw.?Werden die nicht gebraucht? Ich denke doch.Aber auch das Handwerk ist zu erlernen.An den Büchern und der Praxis kommt also keiner vorbei.Ein Anreiz für die Jugend die Schule ernst zu nehmen. Aber wir sollten bedenken,dass wenn wir für 50 Euro nach Malle fliegen können,dann geht das auf Kosten von Arbeitsplätzen und Qualität. Und wenn wir Aldi preisen wegen der Preise,dann gilt dasselbe.Irgendwo kommt der Gewinn her,nämlich von den Verlierern. Geiz ist eben nicht geil.

Julius
23. Juli 2022 - 11.18

Den Grosskonzernen sowie alle anderen Riesenfirmen wird der arbeitende Mensch immer mehr durch die Technik verdrängt. Schade dass bald niemand mehr die Zukunft planen kann. Lamentabel und arroganter gehts wohl nicht mehr.

Miette
22. Juli 2022 - 22.53

Ich meide diese Kassen, da gehen Arbeitsplätze verloren. Es ist unsere Entscheidung in Geschäften zu kaufen, in welchen nur noch selbst abkassiert wird. Was Indien angeht, ich verbrachte dort mehrmals Zeit. Es ist nicht so, dass dort in jedem Supermarkt eine Rundumbetreuung für die Kunden besteht.

Melvin
22. Juli 2022 - 15.45

@Hagar/ Mann, sind sie rumgekommen auf unserem Planeten. Da es in Indien viel mehr Menschen gibt als Arbeit werden sie so zu mikroskopischen Löhnen beschäftigt. In Bombay, Delhi oder Kalkutta etwas abseits der Touristenplätze sieht es mit den lieben ehrlichen und freundlichen Menschen wesentlich anders aus.

JJ
22. Juli 2022 - 13.25

"Wir sollten die Chancen nutzen,die die Globalisierung uns bietet." tönte einst Merkels Angie bei einem Empfang der Deutschen Bank.Das war kurz nachdem der "Terminator" Ackermann 6000 Arbeitsplätze bei der Bank gestrichen hatte. Und weil im alten Westen die Löhne,gerade bei den unteren Berufssegmenten,zu hoch sind,wird abgeschafft oder durch Billigarbeiter aus dem Osten ersetzt wenn es keinen Mindestlohn gibt. Aber es geht besser:Beispiel Dänemark.Da gibt's eine Mindestrente und eine Höchstrente und ALLE zahlen in diese Kasse ein.Der Taxifahrer genauso wie der Arzt.

Jo an
22. Juli 2022 - 12.55

Viru 40 Joër ass nach keen op enger Tankstell aus dem Auto geklomm, wëll do sung een un der Zaapsaïl, viru 20 Joër huet all Supermarché Leit gehaat déi d'Weenecher um Parking erem zesummegesammelt hunn, Nach virun 10 Joër stung a ville Supermarchéen een deen d'Brout, de Kéis, d'Uebst an d'Fleesch iwwert d'Théik gereecht huet, do huet och weider kee gemault wou daat lues a lues verschwonnen ass. A ville Supermarchéen haut kann ee séng Wuër selwer ascannen, oder an eng "normal" Kees goën, nach ka jidderee wiëlen, mee an Zaïten wou der anscheinend ëmmer méi just nach Online wëllen akaafen, ass deen Artikel egal wat. wëll do geet et da souguer ganz ouni de Buttik.

Camilla
22. Juli 2022 - 12.27

"In Utrecht hat der Discounter nämlich den ersten Laden ohne jegliche Kasse eröffnet. Wird hier der Mensch aus Profitgier einfach wegradiert?" Nein. Ich ziehe es vor, wenn meine Esswaren nicht von Leuten betatscht werden, die Bargeld anfassen, das 2000 verschiedene Fäkalbakterien beinhaltet. Von Corona nicht mal zu reden. Das ist ekelhaft. Im Essbereich von neuen Supermärkten fassen die Mitarbeiter ja auch kein Bargeld an, die haben eine Maschine dafür.

Hagar
22. Juli 2022 - 10.36

Sollten sie mal nach Indien kommen, werden sie von der Hilfe und Höflichkeit des Personals in den Supermärkten überrascht sein. Zwischen den Regalen stehen Bedienstete um ihnen beim Aussuchen ihrer Waren zu helfen und beraten, ausserdem, wenn sie es denn möchten, trägt dieser lieber Mensch ihren Einkaufswagen zur Kasse. Die Kassiererin rechnet den bezahlenden Betrag ihrer Einkäufe aus, während nach der Kasse eine andere hilfreiche Person ihre Einkäufe einpackt und ihnen übergibt. Was Aldi da gerade veranstaltet könnte sich als Eigentor entpuppen, da der persönliche Kontakt an der Kasse, sei er auch nur kurz, doch etwas humanes hat und deshalb die inhumane Kasse, sprich Aldi, meiden werden.

Die Lösung...
22. Juli 2022 - 9.56

Alle Pensionäre oder Andere sich langweilende, jeden Tag ein Wägelchen prall gefüllt bis vor die Kasse schieben, und stehen einfach lassen.

Filet de Boeuf
22. Juli 2022 - 9.33

Einfach Uni-Diplome nachschmeissen, hat doch noch immer geklappt. Und wenn man keine Lust auf Uni hat, einfach Immobilienmakler werden, das kann kein Roboter.

Nickels Marianne
22. Juli 2022 - 8.44

Ich ignoriere bewusst dieses Kassensystem. Für mich zählt noch immer der Mensch mehr als jegliche ' Technik'.Jedermann hat ein Recht darauf Arbeit zu finden und sozial nicht durch das Raster zu fallen.Das neoliberalistische,kapitalistische Denken wird sein Ende finden!Bewusstes selbständiges Denken wird stetiges Wachstum als profitgeiles Wirtschaftssystem langsam kippen. Ein Mindesteinkommen für fast jedermann lässt Menschsein zu und mehr Leben um zu überleben als nur Arbeit um zu überleben.

Beobachter
22. Juli 2022 - 8.13

Ja sagen zum bedingungslosen Grundeinkommen, da immer mehr Maschinen den Menschen ersetzen werden.Dann braucht es eine Steuer auf jedem Roboter und Computer um das ganze zu finanzieren.Geht nicht darf es nicht geben.