Vorfreude und FolgeschädenStadt Luxemburg kämpft mit Corona-Nachwehen

Vorfreude und Folgeschäden / Stadt Luxemburg kämpft mit Corona-Nachwehen
Die Eröffnung des „Stade de Luxembourg“ wurde weiter vertagt Foto: Editpress/Alain Rischard

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Das Eröffnungsspiel des neuen Fußballstadions wird hinausgezögert und die Sicherheit der Einwohner bereitet den Stadtmüttern und -vätern neue Sorgen. Trotz wiederholter Presse- und Ankündigungstermine hatte der Schöffenrat gestern beim monatlichen Frühstückstreffen mit der Presse jede Menge zu berichten.

„Vorfreude ist schön, allerdings darf sie nicht allzu lange dauern.“ Zum monatlichen City Breakfast hatten sich Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) und ihr Erster Schöffe Serge Wilmes (CSV) Verstärkung geholt. Mit am Frühstückstisch saß der Präsident des nationalen Fußballverbandes Paul Philipp. Denn der erste Punkt auf der Tagesordnung hieß „Stade de Luxembourg“.

Der Startschuss im von langer Hand geplanten und gebauten Fußballstadion (Kostenpunkt 76 Millionen Euro) sollte eigentlich am 6. Juni fallen, mit dem Testspiel der FLF-Auswahl gegen Schottland. Laut internationalen Regeln hätte deshalb schon in der nächsten Woche ein Testspiel organisiert werden müssen, um die Anlagen des neuen Stadions zu prüfen und einen einwandfreien Ablauf des Länderspiels zu gewährleisten. Am 5. Mai jedoch ist das „Stade de Luxembourg“ noch nicht so weit, dann sind noch nicht alle Prüfungen abgeschlossen, das IT-System noch nicht vollständig bewilligt. Corona-bedingt war es im vergangenen Jahr zu Verzögerungen gekommen, da einzelne Lieferungen verspätet waren beziehungsweise ganz wegfielen, weil das verpflichtete Unternehmen die Krise nicht bewältigt hatte.

So wird die für den 6. Juni anberaumte Partie gegen Schottland im „Stade Josy Barthel“ gespielt. Die offizielle Eröffnung des „Stade de Luxembourg“ soll am 1. September mit dem WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan stattfinden. „Eine der Begegnungen, bei denen wir eine Chance haben“, so Paul Philipp. Neben dem Wunsch auf einen Sieg steht natürlich die Hoffnung, dass bis dahin auch Publikum dabei sein darf und die luxemburgischen Fußballfans das neue Stadion nicht nur vor dem Fernseher bewundern können.

Der Präsident des Fußballverbandes steht in engem Kontakt mit der UEFA, auf deren Druck es zu dem neuen Fußballstadion kam. Die Spezialisten des Verbandes waren im Februar in Luxemburg und von dem Bau ganz begeistert – allerdings mit der Auflage, dass die IT-Infrastruktur voll funktionsfähig und die Sicherheit der Zuschauer gewährleistet ist.

Attraktivität wahren

Die Sicherheit der Stadt Luxemburg war dann auch das Stichwort für den zweiten Punkt auf der Tagesordnung des City Breakfast. Wiederholt wurden den Gemeindeverantwortlichen in den vergangenen Wochen und Monaten gewalttätige Übergriffe zugetragen, bei denen Spaziergängern Halsketten und Uhren entrissen wurden. „Das kann nicht sein. Wir können dem nicht weiter zusehen“, so Lydie Polfer. Sie habe bereits den zuständigen Polizeiminister Henri Kox angeschrieben und eine stärkere polizeiliche Präsenz in der Stadt gefordert. Dabei soll auch das Konzept der Videoüberwachung überdacht und ausgeweitet werden, nicht zuletzt um zu sehen, wer diese Straftaten verübt. „Allzu häufig Menschen, die hier eigentlich nichts zu suchen haben, deren Ausweisung sich jedoch als schwierig erweist“, weiß das Stadtoberhaupt. „Wo ist die versprochene interministerielle Arbeitsgruppe, die sich dieser Frage annehmen soll? Wo ist das Gesetzesprojekt dran, das es der Polizei erlaubt, Menschen aus Hauseingängen zu verjagen, die sich dort niederlassen?“

Frei nach dem Prinzip „hilf dir selbst“ hat die Gemeindeverwaltung erneut eine private Sicherheitsfirma verpflichtet. Diese wird ab Mitte Mai in der Oberstadt, im Bahnhofsviertel und in Bonneweg ihren Dienst tun. Die Sicherheitsleute haben keine Polizeigewalt, sie können jedoch den Menschen helfen, die in Bedrängnis geraten. „Das Problem wird dadurch nicht gelöst, aber es ist das einzige, was wir zurzeit tun können“, so Polfer mit einem neuerlichen Appell an die Polizei. Die von der Gemeinde initiierten privaten Sicherheitsvorkehrungen fänden 80 Prozent Zustimmung, kontert die Bürgermeisterin die seinerzeit erhobenen Kritiken.

Auf die Anwesenheit der Polizei zählt die Stadt Luxemburg auch, wenn es auf der „Kinnekswiss“ im Stadtpark allzu gewalttätig zugeht. „Wir gönnen der Jugend diese Möglichkeit, sich ungezwungen zu treffen. Wir können allerdings keine Schlägereien dulden, bei denen vereinzelt gebrochene Flaschen zum Einsatz kommen“, so Polfer mit dem Vorschlag an die Jugend, sich auch in den anderen Parks der Stadt zu treffen und dabei die sanitären Regeln zu beachten. Tabu bleibt allerdings der Park auf „Dräi Eechelen“, der durch seine Lage zu gefährlich sei. Vermehrte Anstrengungen sind aber auch notwendig, um den hinterlassenen Abfall der Benutzer zu entsorgen.

„Nikloskierfecht“, Geschäftswelt, Mieten

Schöffe Serge Wilmes blieb dann die Aufgabe, über die Instandsetzung des Geländers des hauptstädtischen „Nikloskierfecht“ zu berichten. Diese historische Umzäunung hat unter dem Zahn der Zeit und den Arbeiten rund um die Tram stark gelitten und wird jetzt für 950.000 Euro wieder hergerichtet und zum Teil auch ersetzt, um den ältesten Friedhof der Stadt in seinen Urzustand zurückzuversetzen.

Der für den hauptstädtischen Handel zuständige Schöffe ging nochmals auf die Sicherheitsfrage ein. Die Frage, ob die vielen leeren Geschäftslokale in der Hauptstadt der steigenden Unsicherheit zuzuschreiben seien, wollte er nicht bejahen. Wilmes ist sich des Problems jedoch bewusst und will die Geschäftswelt unterstützen. 300.000 Euro fließen jährlich in das Budget des Geschäftsverbandes ein, der in den kommenden Wochen verstärkt für mehr Attraktivität sorgen will.

Mit dazu tragen auch die Terrassen bei, die in den vergangenen schönen Tagen vermehrt entstanden sind und deren Einrichtung die Stadt weiter fördert. Sehr begehrt sind auch die von der Stadtverwaltung vermittelten kurzzeitigen Pop-up-Geschäftslokale.

Darüber hinaus versucht die Stadt auch die Hausbesitzer zu einer Überprüfung der – in der Vergangenheit sehr hohen – Mieten anzuhalten. Dabei konnte Wilmes bereits erste positive Ansätze verbuchen. Punktuell sei man zu einer bis zu 40-prozentigen Herabsetzung der Mieten bereit. Eine Initiative, die Schule machen müsste, wünscht sich der Politiker.