„Absoluten Schutz gibt es nicht“Stadt Luxemburg informiert über das Thema Hochwasser

„Absoluten Schutz gibt es nicht“ / Stadt Luxemburg informiert über das Thema Hochwasser
Die Alzette in Hesperingen im Februar vorigen Jahres  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Was tun bei Hochwasser? Die Stadt Luxemburg startete am Dienstagabend in Beggen eine Reihe von Informationsveranstaltungen, um den Bewohnern Tipps zu geben, welche Vorsorge sie selbst in Sachen Hochwasser treffen können. Zudem werden die Besitzer von 665 hochwassergefährdeten Häusern in Kürze individuell von der Stadt kontaktiert.

Wegen des Klimawandels werden wir immer häufiger mit extremen Wetterbedingungen zu tun haben; durch die ansteigenden Temperaturen und längeren Hitzeperioden verdunstet mehr Wasser, das irgendwann als Regen wieder auf die Erde zurückkommt.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Hochwasser: einerseits solches, das nach Starkregen entsteht, andererseits Flussüberschwemmungen, die nach lang anhaltenden Regenfällen auftreten. Letztere lassen sich in der Regel gut vorhersagen. In Luxemburg werden über Messungen an zwölf Pegeln Vorhersagen des Wasserstands von bis zu 24 Stunden im Voraus erstellt, sodass die Menschen, die in den jeweiligen Flussgebieten wohnen, Zeit haben, sich vorzubereiten. Die Webseite inondations.lu veröffentlicht Pegelstände, Karten und Warnmeldungen; seit einem Jahr kann man auch die deutsche App „Meine Pegel“ benutzen.

Bei Starkregen sind Vorhersagen schwieriger, da prinzipiell jedes Gebiet davon betroffen sein kann; zudem fallen dann in sehr kurzer Zeit sehr große Mengen an Regen.

Nichtsdestotrotz kann man sich gegen Hochwasser wappnen und Vorsorge treffen, auch wenn es den absoluten Schutz vor Hochwasser nicht gibt, wie Dr.-Ing. Markus Ott vom Wasserbauingenieur-Büro „Eepi“ aus Remerschen erklärt. Beim Hochwasser-Risikomanagement gehe es darum, die Risiken so weit wie möglich zu verringern.

Wir könnten das Risiko nicht abstellen, betont Ott, doch manchmal brauche es nur gesunden Menschenverstand: „Unsere Vorfahren kannten noch elementare Vorsorge. Bei älteren Häusern in Risikogebieten gelangt man oft erst über ein halbes Dutzend Stufen ins ,Erdgeschoss‘. Heutzutage kommt dann ein moderner Architekt und baut in solche Gebiete einen ebenerdigen Hochglanzpalast. Da muss man sich fragen: Hat der nicht nachgedacht?“

Auf Gemeindeebene ist insofern schon Vorsorge getroffen, als man eine spezielle Genehmigung braucht, wenn man in einem Hochwasserrisikogebiet bauen möchte. In vielen Gemeinden renaturiert man die Flüsse; deren Verbreiterung trägt dazu bei, die Hochwassergefahr für die Anlieger zu reduzieren. Eine Vertiefung des Flussbetts, wie sie früher mancherorts umgesetzt wurde, bewirkt eher das Gegenteil.

Dass die Kanalisation zu knapp bemessen sei, verneint ein Experte des hauptstädtischen Kanalamts: „Wir haben gar nicht genug Platz, um so große Kanäle zu bauen, dass sie die Wassermengen aufnehmen könnten, mit denen wir es in Extremsituationen zu tun haben.“

Finanzielle Unterstützung

Am häufigsten läuft das Wasser durch Garagentore oder Kellerfenster ins Haus. Diese können aber abgedichtet werden. Privatpersonen, die Vorsorgemaßnahmen treffen möchten, können bis zu 75 Prozent der Ausgaben zurückerstattet bekommen, maximal 20.000 Euro; bei einem Appartementhaus liegt die Obergrenze bei 45.000 Euro. Das Geld wird nur auf Vorlage einer Rechnung zurückerstattet, d.h. es gibt keine Vorfinanzierung. Mögliche Maßnahmen sind z.B. Schutzwände oder Rückstauklappen, die verhindern, dass Abwasser aus dem Kanal über die Hausanschlussleitungen ins Haus läuft.

Vorsorgemaßnahmen dürfen keine Benachteiligungen für Dritte verursachen und das Gesamtrisiko darf dadurch nicht erhöht werden. Wird das Ablaufpotenzial des Wassers verringert, muss es kompensiert werden.

Auf der Website geoportail.lu kann jeder kontrollieren, ob sich sein Haus in einer Gefahrenzone befindet. Auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg stehen derzeit 665 potenziell hochwassergefährdete Gebäude. Laut einem Mitarbeiter der Gemeinde werden die Besitzer in naher Zukunft individuell von der Gemeinde kontaktiert, um über eventuelle Maßnahmen zu sprechen. (Eine Hochwassergefahrenkarte der Stadt Luxemburg finden Sie unter inondations.vdl.lu.)

Das Kanalamt der Stadt Luxemburg verfügt über einen Bereitschaftsdienst (Tel.: 4796-3004), wo Notfälle oder durch Starkregen verursachte Störungen im öffentlichen Raum gemeldet werden können. Vorfälle können auch über das interaktive Tool Report.it (www.vdl.lu/de/die-stadt/machen-auch-sie-mit/report-it-einen-vorfall-melden) gemeldet werden.

Nächste Informationsveranstaltungen

• 23.11.: Kulturzentrum Cessingen, 1, rue St-Joseph
• 30.11.: Kulturzentrum Abbaye Neumünster, 28, rue Münster
• 5.12.: Kulturzentrum Bonneweg, 2, rue des Ardennes
Beginn ist jeweils um 18.00 Uhr, eine Anmeldung ist erforderlich; das Formular finden Sie unter inondations.vdl.lu