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Spanien historisch

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2. Halbfinale: Deutschland - Spanien 0:1 (0:0)

Das WM-Finale 2010 heißt Spanien – Niederlande: Mit einem 1:0 (0:0) gegen Deutschland qualifizierte sich Europameister Spanien gestern Abend im zweiten Halbfinale für das Endspiel, das am Sonntag im Soccer-City-Stadion in Johannesburg stattfindet.

Carles Puyol (73.) versetzte den Deutschen den K.o.-Schlag. Der Abwehrchef traf nach teilweise drückender Überlegenheit und zahlreichen Chancen für den Europameister mit einem Kopfball aus sieben Metern.

Das Endspiel wird eine Premiere: Die Niederlande und Spanien sind noch ohne WM-Titel. Spanien stand noch nie im Finale, die Niederlande waren zweimal Vize-Weltmeister (1974, 1978).

Wer die deutsche Mannschaft gegen England (4:1) und die Argentinier (4:0) erlebt hatte, rieb sich im Moses-Mabhida-Stadion von Durban verwundert die Augen. Dominanz, Spielwitz und der Glaube an die eigene Stärke waren vor 60.960 Zuschauern nicht zu sehen. Stattdessen schoben sich die deutschen Spieler in Abwehr und Mittelfeld fast ängstlich den Ball zu.

Die Spanier dagegen dominierten, schienen technisch und taktisch eine Stufe reifer und waren zudem extrem gedankenschnell, was die deutsche Mannschaft bisweilen überforderte. Insbesondere in der ersten Halbzeit lief das Spiel fast nur in der deutschen Hälfte ab – es war wie eine Kopie des EM-Finals vor zwei Jahren (0:1). Die Abwehr immerhin stand lange halbwegs gut, vor allem Per Mertesacker überzeugte neben dem diesmal schwächeren Arne Friedrich.

Die Frage nach dem Ersatz für den überragenden, aber gelbgesperrten Thomas Müller hatte Löw mit der nächstliegenden Wahl beantwortet: Piotr Trochowski sprang ein, der Mittelfeldspieler vom Hamburger SV wurde aber in der zweiten Halbzeit zu Recht von Toni Kroos abgelöst (62.). Kroos besaß kurz darauf die beste deutsche Tor-Chance, scheiterte aber an Keeper Casillas (69.).

Bei Spanien standen gleich sieben Spieler vom Meister FC Barcelona in der Startelf. Fernando Torres, der zuletzt höchst glücklose Schütze des Siegtors im EM-Finale 2008 gegen Deutschland (1:0), saß auf der Bank, für ihn spielte der überragende Pedro. Torres kam erst in der Schlussphase für David Villa („unser bestes Spiel des Turniers“). Pedro führte sich auch gleich mit einem Steilpass durch die deutsche Abwehr ein – der aufmerksame Neuer rettete vor Villa (6.). Bereits zu diesem Zeitpunkt war auffällig: Deutschland musste reagieren, Spanien agierte – und das sehr ballsicher.

Die Spanier legten sich die deutsche Mannschaft geduldig zurecht, sie dominierten, Iniesta und Xavi tobten sich im Mittelfeld fast nach Herzenslust aus – nur die Zielstrebigkeit fehlte zunächst. Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Mesut Özil bekamen dagegen keine Linie ins deutsche Spiel, Jerome Boateng und Lukas Podolski auf der linken Seite waren zu schwach. Löw reagierte und brachte für Verteidiger Boateng früh Marcell Jansen (52.). In den Minuten nach dem Wechsel herrschte in der deutschen Abwehr völlige Konfusion.In der 58. Minute parierte Neuer zunächst gegen Pedro, Sekunden später brachte Iniesta den Ball flach vor das Tor, und Villa verpasste um Zentimeter. Mit der Einwechslung von Kroos lief es besser für Deutschland, doch in dessen beste Phase hinein fiel nach einem Eckball von Iniesta das verdiente 0:1.

„Außergewöhnlich“

Der spanische Trainer Vicente del Bosque fand nach Spielschluss nur Lob für seine Mannschaft: „Ich möchte keine Namen nennen, aber einige Spieler haben heute eine außergewöhnliche Arbeit geleistet. Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Wir haben noch ein Spiel vor uns, aber derzeit fühlen wir uns mit dem Ball und physisch unglaublich wohl. Das niederländische Team hat bei dieser WM die Werte des holländischen Fußballs sehr gut präsentiert. Es wird ein schweres Spiel.“ 

STATISTIK

o Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Friedrich, Boateng (52′ Jansen) – Schweinsteiger, Khedira (81′ Gomez) – Trochowski (62′ Kroos), Özil, Podolski – Klose

o Spanien: Casillas – Ramos, Pique, Puyol, Capdevila – Busquets, Xabi Alonso (90′ Marchena) – Pedro (86′ Silva), Xavi, Iniesta – Villa (81′ Torres)

o Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)

o Torfolge: 0:1 Puyol (73.)

o Beste Spieler: Neuer, Schweinsteiger – Pedro, Iniesta

o Zuschauer: 60.960