Freitag24. Oktober 2025

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FedasSoziales Plädoyer geht erstmals an die Öffentlichkeit und nimmt sich des Schulabbruchs an

Fedas / Soziales Plädoyer geht erstmals an die Öffentlichkeit und nimmt sich des Schulabbruchs an
Die Fedas zählt 195 Mitgliedsorganisationen – gemeinnützige Vereinigungen, Stiftungen und kommunale Verwaltungen Foto: Editpress-Archiv

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Nachdem das „Plaidoyer politique“ der Caritas im September eingestellt worden war, leistete sich der Verband von Arbeitgebern aus dem sozialen Sektor (Fedas) im Oktober ein „Plaidoyer social“. Diese Woche ging es erstmals mit einer Mitteilung über Schulabbruch an die Öffentlichkeit.   

Als das „Plaidoyer politique“ der Caritas nach der Abwicklung der Hilfsorganisation infolge des Veruntreuungsskandals eingestellt und nicht von der Nachfolgeorganisation „Hëllef um Terrain“ (HUT) übernommen wurde, ging dem sozialen Sektor in Luxemburg eine wichtige sozialpolitische Stimme verloren. Anfang Oktober hatte CSV-Premier Luc Frieden nach einer parlamentarischen Ausschusssitzung gesagt, die Regierung wolle das „Plaidoyer politique“ erhalten, in welcher Form sei aber noch unklar. Eine staatliche Konvention für diesen Bereich abzuschließen, sei jedoch nicht geplant, weil das zu einem Interessenkonflikt führen könne, so Frieden am 2. Oktober. Der Staat könne keine Abteilung finanzieren, deren Aufgabe es sei, die Arbeit der Regierung kritisch zu begleiten. 

Vier Wochen später beschloss der Verwaltungsrat des Arbeitgeberverbands von Organisationen mit sozialer und gesellschaftlicher Ausrichtung (Fedas), sich ein eigenes Plädoyer zu leisten – jedoch kein politisches wie die Caritas, sondern ein soziales. Im Januar wurden mit Catherine Géna und Marc Faramelli zwei Beauftragte eingestellt, die eigenständig und unabhängig vom Verwaltungsrat arbeiteten, jedoch von der Fedas bezahlt würden, bestätigte eine Sprecherin des Verbands am Montag gegenüber dem Tageblatt. Die Fedas zählt 195 Mitgliedsorganisationen – gemeinnützige Vereinigungen, Stiftungen und kommunale Verwaltungen. 

Catherine Géna war von 2019 bis Januar 2025 in der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit der Caritas tätig, die von HUT ebenfalls nicht übernommen wurde. Marc Faramelli trat öffentlich vor allem als Petent in Erscheinung: Im Januar 2024 hatte er eine Petition eingereicht, um „d’Heeschen zu all Zäit an iwwerall erlaabt“ zu lassen. Innerhalb nur einer Woche hatte sie das notwendige Quorum erreicht, um im Parlament diskutiert zu werden. Schon 2014 hatte Faramelli für eine Reform des Luxemburger Steuergesetzes und 2020, während der Corona-Ausgangssperre, „für das Erlauben nächtlicher Spaziergänge“ Unterschriften gesammelt.

„Think tank“

Die Fedas fordert ein koordiniertes Vorgehen gegen Schulabbruch
Die Fedas fordert ein koordiniertes Vorgehen gegen Schulabbruch Foto: Editpress-Archiv

Am Montag verschickte das soziale Plädoyer der Fedas seine erste Mitteilung, in der es einen koordinierten gesellschaftlichen Umgang mit Schulabbrechern fordert. Der „décrochage scolaire“ sei das erste große Thema, dem das Plädoyer sich dieses Jahr annehmen wolle, teilte die Fedas am Montag auf Tageblatt-Nachfrage mit. Ende des Jahres werde ein weiterer Schwerpunkt folgen, der aber noch nicht spruchreif sei.

In Luxemburg seien Bildungsungleichheit, Wohnungskrise, Prekarität, generationenübergreifende Armut und soziale Ausgrenzung Facetten ein und derselben „systemischen Polykrise“, heißt es in der von der Fedas unterzeichneten Mitteilung. Deshalb mache es durchaus Sinn, dass das Bildungs- und das Wohnunsbauressort demselben Minister (Claude Meisch von der DP) unterstellt seien. Allerdings würden zu viele politische Maßnahmen „sans suivi ni mécanismes d’évaluation suffisants“ umgesetzt.

Um koordinierter gegen Schulabbruch vorgehen zu können, fordert der Arbeitgeberverband einen „véritable dialogue social ambitieux“, der Schüler, Jugendliche, Eltern, Lehrer, Erzieher, Pfleger, Forscher, Sozialarbeiter und politische Entscheidungsträger einbeziehe. Ein interdisziplinärer „think tank“ soll den Schulabbruch nicht als Scheitern, sondern als Signal analysieren – als Lernmöglichkeit für das System selbst. Das soziale Plädoyer der Fedas will sich aber nicht auf Pressemitteilungen beschränken. Im Laufe des Jahres sollen Weiterbildungen angeboten werden, auch mit Jugendlichen werde man zusammenarbeiten.