Mehr als manch anderer Berufsstand gehen der des Bauern und jener des Weinbauern mit den Jahreszeiten und Witterungsbedingungen. Im Sommer gibt es für die Landwirtschaft bereits das Highlight des Agrarsektors schlechthin: die „Foire agricole“. Die große Schau der Landwirtschaft ist eine feste Institution. Zum Fixpunkt im Bauernkalender könnte sich auch die „Soirée de l’agriculture“ entwickeln, die am vergangenen Donnerstag zum zweiten Mal stattfand. Zu dem Galaabend in das Chalet XL des „Leweck Resort“ in Lipperscheid-Burscheid hatten das Verlagshaus Agro-Media und die Wochenzeitung De Letzeburger Bauer eingeladen. Etwa 120 geladene Gäste waren nach Angaben der Veranstalter zum Stelldichein der Landwirte gekommen, darunter auch einige Politprominenz.
Zu dieser gehört sicherlich Fernand Boden. Als Minister diente der aus Echternach stammende CSV-Politiker verschiedenen, von den Christsozialen angeführten Regierungen. In der Ära von Jean-Claude Juncker war er von 1995 bis 2009 Landwirtschaftsminister und hat das Ressort in jener Zeit geprägt. Der heute 81-Jährige wurde mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk und seine Verdienste für die Landwirtschaft ausgezeichnet. Marc Fisch, ehemaliger Präsident der Bauernzentrale, hielt die Laudatio auf Boden und erinnerte daran, dass in dessen Zeit als Ressortleiter zwei Agrargesetze auf den Weg gebracht wurden.
CSV gibt wieder Ton an
Nach 14 Jahren Unterbrechung – mit Agrarministern von der LSAP und der DP – hat die CSV in Person von Martine Hansen das Ressort wieder übernommen und verfügt mit Christophe Hansen sogar über den designierten EU-Agrarkommissar. Martine Hansen wies in ihrer kurzen Ansprache nicht zuletzt auf die Bedeutung des „Landwirtschaftsdësch“ als neue politische Institution des Austauschs mit den Bauern- und Weinbauern hin.
Einen Ehrenpreis erhielt auch Erwan Nonet. Der Franzose aus der Bretagne hat sich als Journalist für den Luxemburger Wein- und Gartenbau sowie über die hiesige Landwirtschaft einen Namen gemacht. Vor einigen Jahren brachte Nonet ein Magazin über Moselweine heraus. Nonet lobte die Arbeit der Winzer in seiner Dankesrede: „Einfach phänomenal.“
The Winner is … die Landwirtschaft
Für die drei Hauptpreise in den verschiedenen Kategorien wurden jeweils drei Finalisten nominiert. In der Kategorie „Soziales Engagement“ setzte sich Marco Clees durch, der in Allerborn einen Milchviehbetrieb hat. Seit mehreren Jahren unterstützt er die Nichtregierungsorganisation „Le soleil dans la main“, indem er seit Jahren etwa Sonnenblumen zum Selbstpflücken an einer Hauptstraße pflanzt – der Erlös geht an die genannte NGO, die Entwicklungshilfe in Burkina Faso leistet.

Den Preis für „Ökonomische Diversifizierung“ bekam Felix Miny aus Lilien in der Gemeinde Rosport-Mompach. Außer Mutterkuhhaltung und Getreideanbau baut der Landwirt Gemüse an. Darüber hinaus bietet er unter anderem Blumen zum Selbstpflücken an. Nicht zuletzt brennt er Spirituosen. Für seine Imkerprodukte ist der Bienenzüchter Paul Jungels bekannt. Aus dem Ertrag von 230 Bienenvölkern stellt er Imkerprodukte her. Er gewann die Kategorie „Ökologische Vitalität“.
Das Stelldichein des Sektors, das mit einem Drei-Gänge-Menü fortgesetzt wurde, war zwar eine Leistungsschau, was den Wettbewerb betraf, aber vor allem eine Veranstaltung, bei der sich die Vertreter des Sektors selbst feierten, ohne an diesem Abend an die politischen Herausforderungen zu denken, die es künftig zu meistern gilt. Die Probleme des Agrarsektors wie etwa dessen Nachwuchssorgen und dessen künftiger Beitrag zum Natur- und Klimaschutz blieben weitgehend ausgespart.
De Maart

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