EditorialSinnlose Zerstörungswut mit einer Prise Sexismus: Zu den beschmierten Wahlplakaten in Esch

Editorial / Sinnlose Zerstörungswut mit einer Prise Sexismus: Zu den beschmierten Wahlplakaten in Esch
Ein Stinkefinger auf der Stirn? Die Poster einiger Kandidatinnen in Esch sind deutlich böswilliger beschmiert worden. Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nächste Woche ist es so weit: Die Bürger in Luxemburgs Gemeinden werden zum ersten Mal in diesem Jahr den Urnengang absolvieren müssen. Bis zur letzten Minute buhlen die Parteien um die Stimmen. Es kann ja sein, dass man noch einen Wähler von sich überzeugt. Kein Wunder, dass im Moment auf jedem noch so kleinen Fest Politiker aller Couleur auftauchen und fleißig Hände schütteln. 

Besonders nervig ist – das geben, glaube ich, sogar die Lokalpolitiker selbst zu – das beständige Bombardement mit den antretenden Kandidaten, wenn man sich auch nur drei Meter vor die eigene Haustür wagt. An gefühlt jeder Ecke in Esch stehen, hängen und kleben die Wahllisten, Plakate mit einzelnen Kandidaten oder die mehr oder minder gelungenen Poster mit den Wahlmottos. Die Idee dahinter: Je öfter man die Namen und Gesichter sieht, desto eher setzt man für diese Personen auch sein Kreuz. Doch „Weniger ist mehr“ ist eine Weisheit, die die Parteien für die nächsten Wahlen vielleicht verinnerlichen sollten.  

Egal wie aggressiv einen die ewig grinsenden Visagen von mehr oder minder beliebten Kandidaten auch machen: Es ergibt absolut keinen Sinn, Hand anzulegen und die Werbungen herunterzureißen oder zu beschmieren. Vielleicht fühlt sich der Vandalismus im ersten Moment ganz gut an, doch was hat man am Ende damit erreicht? Ein Umdenken bei den Politikern bestimmt nicht, eine langfristige Verschönerung der Landschaft auch nicht. Spätestens zwei Tage danach ist das Plakat ersetzt und der Status quo wieder hergestellt. Und wenn es ganz blöd kommt, erwischt die Polizei den Vandalen auf frischer Tat – und man kassiert eine Strafe wegen Sachbeschädigung. 

Bei der vergangenen Bundestagswahl in Deutschland haben sich einige Parteien den Vandalismus an ihren Plakaten mit der Politikverdrossenheit der Leute erklärt. Ob das auch die Motivation hinter der Zerstörungswut hier im Land ist? Das kann man nur vermuten. Kommentare wie „Diese blöden, korrupten Politiker“ finden sich zumindest immer öfter in den sozialen Medien und in Kommentaren wieder. 

Besonders eklig ist es aber, festzustellen, dass es Frauen – wieder einmal – deutlich böser trifft als Männer. Ich höre schon das genervte Aufstöhnen so mancher Trolle, wenn sie diese Aussage lesen.

Als ich mich am 11. Mai mit zwei Vertreterinnen des CID Fraen a Gender über unseren Artikel zur Geschlechterparität auf den Kandidatenlisten unterhielt, kam Folgendes zur Sprache: „Politikerinnen in Luxemburg sehen sich immer noch Sexismus ausgesetzt. Wer sich auf eine Liste setzt, macht sich angreifbar. Frauen werden häufiger als Männer auf ihre körperlichen Attribute reduziert. Und es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen einem aufgemalten Schnurrbart bei einem männlichen Kandidaten und einem Penis-Graffiti nahe dem Mund auf einem Poster einer weiblichen Politikerin.“ Die Plakate der Parteien waren noch nicht aufgehängt, und ich muss zugeben, ich hatte die leichte Hoffnung, dass ein solch eklatanter Sexismus der Vergangenheit angehört. 

Keine zwei Wochen später bei einem Spaziergang durch Esch dann die große Enttäuschung. Als wäre es eine Prophezeiung gewesen: Das Poster einer Kandidatin wurde beschmiert. Mit der Aufschrift „Specki“ und einem hingekritzelten Penis nahe ihres Mundes. Wenige Straßen weiter das vandalisierte Plakat eines männlichen Spitzenkandidaten. Ihm prangt ein Stinkefinger auf der Stirn.

Entwarnung für alle Trolle: Der Sexismus in Luxemburg erfreut sich bester Gesundheit. Da muss man sich nicht wundern, wenn Frauen sich nicht für die Wahlen aufstellen lassen wollen. 

JJ
2. Juni 2023 - 9.33

Das zeugt vom hohen IQ und der guten Erziehung der Smartphone-Generation.Wenn das Telefon intelligenter ist als sein Besitzer macht es auch Sinn über KI zu reden. Nur KI hat keinen Bezug zu Toleranz,Mitgefühl oder Mitleid oder gar Zivilcourage. Seine Visage öffentlich zeigen und sich mit dem Gegner diskutieren.Nicht nachts mit Sturmhaube und Sprühdose herumkriechen wie ein kleiner Feigling und Schaden anrichten. Armselig das Ganze. Aber Achtung.Es könnte sich ja auch eine Feigling/In dahinter verbergen.Denn in Sachen Blödheit haben die Damen auch zugelegt.Emanzipiert in allen Bereichen so zu sagen. Natürlich,wir sprechen hier nur von den geistig Minderbemittelten,da spielt das Geschlecht keine Rolle mehr,da braucht es keine Emanzipation.

Robert Hottua
2. Juni 2023 - 9.03

Zerstörungswut hat in Luxemburg eine lange Tradition. Ob sie sinnlos war und ist sollte in einer tabulosen gesellschaftlichen Diskussion besprochen werden. MfG Robert Hottua