Sieben Jugendliche, eine Leidenschaft für K-Pop

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Wenn sie sich treffen, wird getanzt. Die Gruppe Key to Arts tanzt allerdings nicht zu Jazz oder Klassik, sondern zu koreanischem Pop. Der K-Pop-Hype ist mittlerweile auch in Luxemburg angekommen, auch wenn er die Nische noch lange nicht verlassen hat. 

Musik kennt keine Grenzen. Das wird am Beispiel von Key to Arts (KtoA) besonders deutlich. K-Pop, also Pop aus Südkorea, ist mittlerweile auch im Westen kein Fremdbegriff mehr, dank Gruppen wie BTS, Blackpink oder Twice. Dabei handelt es sich um eine spezifische Richtung der Popmusik, die sich unter anderem von Elementen aus Hip-Hop, R’n’B und Electro bedient. Eine wichtige Rolle spielt der Aspekt des Tanzens: Auf YouTube veröffentlichen Fans aus aller Welt Videos, in denen sie die anspruchsvollen Choreografien der koreanischen Boy- und Girlgroups zum Besten geben.

Die Geschichte von KtoA begann mit einem Facebook-Post der langjährigen Freundinnen Mint (18) und Tatiana (18). In einer Gruppe für Korea-Fans aus Luxemburg gaben sie an, nach weiteren K-Pop- und Tanzbegeisterten zu suchen. Das Ziel: eine eigene Gruppe gründen, mit Live-Auftritten, Videos und allem, was dazugehört. Zu Beginn tauchte nur eine Person auf: Daniela (19), der erste Neuzugang bei KtoA.

Ein Jahr später wagte Tatiana einen erneuten Versuch und fragte nochmal in der Facebook-Gruppe nach. Da die Mädchen zu diesem Zeitpunkt über einen eigenen Proberaum verfügten, war das Interesse dieses Mal größer. Hinzu stießen Lynn (16), die K-Pop hört, seitdem sie zwölf ist, Sara (17), die schon immer tanzen wollte und Lynn nach einem Schulwechsel kennenlernte, sowie Kelly (16) und Elisa (14), die über Facebook auf die Gruppe aufmerksam wurden.

Schmelztiegel der Kulturen und Tanzstile

Am 3. September 2016 kam sie dann zustande: KtoA, die erste K-Pop-Tanzgruppe aus Luxemburg, die auch live auftritt. Das Line-up änderte sich im Laufe der Jahre, aktuell setzt es sich aus den sieben genannten Mitgliedern zusammen. Alle stammen aus einem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund, unterhalten tun sie sich hauptsächlich auf Englisch, aber auch auf Französisch oder Luxemburgisch.

Auch im künstlerischen Bereich bringt jedes Mitglied seinen eigenen Stil mit – daher der Name Key to Arts. Nicht alle hatten zuvor Tanzerfahrung. Einige nahmen an Zumba-Kursen teil, andere hatten Breakdance oder Ballett probiert, aber K-Pop-Tänze seien etwas völlig anderes. Mint und Sara beispielsweise tanzen, seitdem sie jung sind, aber für mehrere der Mädchen war dies Neuland.

Darüber hat Daniela auch gleich eine Anekdote parat: „Einige von uns konnten anfangs gar nicht tanzen. Einmal benötigten wir mehr als eine Stunde, um einen Schritt zu meistern. Aus den gesamten Song bezogen dauerte dieser Tanzschritt drei Sekunden.“ Aber Übung macht bekanntlich den Meister. „Am Anfang benötigten wir rund drei Stunden für einen Song, jetzt beherrschen wir eine Choreografie manchmal in 30 Minuten“, freut sich Mint.

„Jede von uns hat einen unterschiedlichen Tanzstil. Deswegen verwenden wir viel Zeit, um an der Synchronisierung zu arbeiten“, erklärt Daniela. „An diesem Aspekt wollen wir in Zukunft noch stärker arbeiten.“

„Wir finden immer eine Lösung“

Wie kommt denn so ein Tanzcover zustande? In den meisten Fällen erzählt eines der Mädchen von einem neuen Song. Dann wird darüber gesprochen und die Choreografie gemeinsam unter die Lupe genommen. Geschmäcker sind natürlich unterschiedlich. „Es kommt halt vor, dass eine von uns meint, ok, das ist nicht so mein Song“, erzählt Daniela.

Wenn eines der Mitglieder sich absolut nicht mit dem Tanz anfreunden könne, sei es besser, nicht beim Cover mitzumachen. Denn die Auswahl der Songs bei einem Auftritt von KtoA ist groß: Mal stehen fünf Personen auf der Bühne, dann zwei und beim nächsten Track tanzt die komplette Gruppe. So kann jede auswählen, wann sie dabei sein möchte, und auch mal eine Pause machen – denn über zehn Minuten lang am Stück tanzen ist schon anstrengend. „Tatiana, unser Leader der Gruppe, sagt immer: Wenn dir die Choreografie gefällt, aber der Song nicht, dann mach lieber bei einem anderen mit“, erklärt Mint.

Das Gesamtbild ist ausschlaggebend

K-Pop-Gruppen setzen sich meistens aus mehreren Mitgliedern zusammen, die unterschiedliche Parts singen und tanzen. Ob es denn auch mal Konflikte wegen der Rollenaufteilung gäbe, wollte das Tageblatt wissen. „Ja“, sagen alle einstimmig. „Jede Gruppe hat Probleme mit den unterschiedlichen Positionen bei einer Choreografie, aber wir finden immer eine Lösung.“

In den meisten Fällen entscheidet Tatiana über die Rollenaufteilung. Manchmal gibt es Diskussionen darüber, wer lieber in der vorderen Reihe oder im Hintergrund tanzen möchte. Ausschlaggebend ist hierfür am Ende das Gesamtbild: Wenn ein bestimmtes Mitglied beispielsweise im Mittelpunkt der Choreografie besser aussieht, wird diese Person empfohlen. Kompromisse finden die Mädels aber immer: Wer nicht die Wunschposition bekommt, kann dann beim nächsten Mal mitreden. Komplizierter wird es auch, wenn eine K-Pop-Band beispielsweise nur aus vier Mitgliedern besteht, jedoch sieben Personen am Cover mitwirken möchten. Dann versucht die Gruppe, die Positionen anders aufzuteilen.

K-Pop, ein globales Musikgenre mit lokalen Eigenheiten

Warum K-Pop? Was ist das Besondere an der Musikrichtung, wollte das Tageblatt wissen. Nicht alle waren von Anfang davon begeistert. Als Elisa durch Kelly auf das Genre aufmerksam wurde, fand sie es zunächst seltsam. Die Sprache verstand sie nicht – und warum tragen die Männer Make-up? Aber Elisa mochte den Sound und auch die Musikvideos hatten es ihr sofort angetan. Wirklich vom K-Pop-Fieber gepackt wurde sie aber, als sie auf „funny moments“-Videos von Künstlern stieß. „Am Anfang war ich also noch mehr von der Persönlichkeit der Sänger als von der Musik begeistert.“

Lynn ist seit ihrer Kindheit ein Fan – „so sehr, dass ich alle Details über die Künstler wusste“. Jetzt blickt sie mit etwas mehr Distanz auf diese Phase und betrachtet sich nach wie vor als K-Pop-Fan, aber „ich investiere nicht mehr so viel Zeit und Energie in dieses Thema“. Auch Kelly bezeichnet sich seit eh und je als „Fangirl”. Sie mochte schon immer Gruppen und Bands. Durch eine Freundin wurde sie auf K-Pop aufmerksam. Vor allem BTS hat es ihr angetan. „Mir gefällt der Musikstil und die Tatsache, dass die Künstler gleichzeitig tanzen, singen und performen. Bei Gruppen aus dem Westen sieht man selten solche anspruchsvollen Choreografien.“

Sara schließt sich dem an: „K-Pop ist halt ganz anders als Musik aus unseren Gegenden. Es verbindet Tanz mit Rap und Vocals, aber auch der visuelle Aspekt und Konzepte spielen eine Rolle. Viele verschiedene Kunstrichtungen kommen zusammen. Ich finde K-Pop allgemein detaillierter und vielseitiger.“ Auch die persönliche Verbindung der Künstler zu den Fans sei anders. „Wenn man zum Beispiel Beyoncé sieht, weiß man, dass sie in einer anderen Liga spielt. Aber bei koreanischen Gruppen wie EXO kommt es dank ihrer Präsenz in den sozialen Medien zumindest so rüber, als würden sie sich um ihre Fans sorgen“, sagt Sara lachend.

Für Mint spielt der visuelle Aspekt eine wichtige Rolle. Das Gesamtbild K-Pop wird durch die passende Mode und einen bestimmten Make-up-Stil ergänzt. Auch das synchrone Tanzen beeindruckt sie – und dass dazu noch live gesungen wird. „Diese Menschen trainieren jahrelang, häufig seit ihrer Kindheit, um K-Pop-Idol zu werden, und nehmen damit hohe Risiken auf sich“, erklärt Daniela, für die die Tänze ebenfalls ausschlaggebend waren, um sich als K-Pop-Fan zu bezeichnen. „Manche trainieren zehn Jahre lang und werden am Ende nicht einmal in eine Gruppe gewählt. Der gesamte Prozess und die Mühe, die die Künstler in ihren Traum stecken, sind beeindruckend.“

Keine Sprachbarriere

Trotzdem gibt es auch negative Aspekte in der K-Pop-Welt, beispielsweise die Extreme, die damit einhergehen können. „Fans können teilweise ziemlich schrecklich sein“, sagt Elisa. „Meistens können die Idole ihre Gedanken und Gefühle in der Öffentlichkeit nicht ausdrücken. Deswegen respektiere ich alle K-Pop-Künstler und schaue mir vor allem gerne Videos von sogenannten Trainees an, die noch auf ein eventuelles Debüt hinarbeiten.“

Auch als Fan einer für die meisten Menschen doch recht fremden Musikrichtung ist es nicht immer einfach. Dazu meint Daniela: „Wenn wir als K-Pop-Fans im Westen kritisiert werden, dann meistens weil wir Musik in einer Sprache hören, die wir nicht verstehen. Aber als Kinder hörten wir auch Songs auf Englisch, ohne die Sprache zu beherrschen. Und Spanisch können viele Menschen hier auch nicht, hören aber spanische Lieder. Deswegen verstehe ich die Kritik nicht wirklich.“

Die Sprache stellt keine Hürde dar, sagen KtoA einstimmig. „Musik hat keine Grenzen. Solange du den Rhythmus und das Feeling eines Songs spürst, kannst du jede Musik genießen.“

KtoA treten am Samstag um 21.45 Uhr im Rahmen des Festivals „On Stéitsch“ in den „Rotondes“ auf.

Eyael
4. Mai 2020 - 16.46

J'ai pas tout a fait compris pouvez vous me Donner plus d'information parceque je aime danser et je veux m'inscrire . S'il vous plait répondez moi.