Lehrerpersonal am Limit, mangelnde Ressourcen und eine Hierarchie, die die bestehenden Probleme entweder verschlimmert oder bestenfalls ignoriert. Die Beschwerden, die Joëlle Damé am Mittwochmorgen auf der Pressekonferenz des SEW/OGBL vorträgt, sind nicht neu. „Trotz unserer regelmäßigen Warnungen hat sich die Situation nicht gebessert“, sagt Damé. Zu den allgemein bekannten Problemen in den Grundschulen würden dann noch Gouvernance-Probleme in einzelnen Direktionen dazukommen. „Einige Direktionen schützen ihr Personal durchaus – andere wiederum leiten den Druck direkt an das Personal weiter und belasten dieses so zusätzlich.“
Besonders problematisch sieht Damé die anhaltenden Einschüchterungsversuche seitens einiger Direktionen, sich nicht an die Gewerkschaften zu wenden. „Die Direktion kann sehr wohl ein Ansprechpartner sein“, sagt Damé. Jedoch gebe es eine hierarchische Komponente, die es im Austausch zwischen Personal und Gewerkschaften nicht gebe.
Dazu würden sich zwei große Themenschwerpunkte gesellen, die das Lehrpersonal noch zusätzlich beanspruchen würden: die Inklusion und die geplante Einführung der Alphabetisierung auf Französisch. „Das Ministerium will die Alphabetisierung generalisieren, ohne jedoch mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, resümiert Damé. Von dem seitens des Ministeriums durchschlagenden Erfolg des Pilotprojekts ist Damé jedenfalls nicht überzeugt. „Erst wenn die ersten Schüler in die Sekundarstufe wechseln, wird sich messen lassen, ob das Projekt ein Erfolg ist“, erklärt Damé. Die bisherige „evidenzbasierte Auswertung“ stehe auf wackeligen Beinen. Zudem werde die ohnehin in vielen Schulen vorherrschende Raumknappheit verschärft. Ein bis zwei Jahre würden der Gewerkschafterin zufolge kaum reichen, damit die Gemeinden die dafür nötige Infrastruktur bereitstellen können. Weiter fordert Damé einen klaren Zeitplan für die zweite Lehrkraft/Erzieher in der Grundschule, um dem immer größer werdenden Förderbedarf der Kinder gerecht zu werden.
Positives Fazit für Handyverbot
Gewerkschafterin Vera Dockendorf zieht ein für die Sekundarstufe etwas positiveres Fazit. „Wir haben das Projekt für mehr Screen-Life-Balance, sprich Handyverbot in den Schulen, von Anfang an begrüßt“, sagt Dockendorf. „Wir bedauern jedoch, dass es kein einheitliches Konzept auf nationaler Ebene gibt.“ Die Sekundarschulen des Landes setzten das Handyverbot unterschiedlich um. Insgesamt würden sich jedoch drei Leitlinien herauskristallisieren: ein komplettes Handyverbot, geografische und temporäre Off- und Online-Zonen in den Schulen oder das Einhalten einer physischen Distanz zum Handy während des Unterrichtes. „Das ist jedoch kein großer Unterschied zur bisherigen Gesetzeslage, da das Handy im Unterricht eigentlich ausgeschaltet sein sollte“, sagt Dockendorf.
Bei einer strikteren Handhabung des Handyverbotes seien mehr soziale Interaktionen in den Schulgängen zu beobachten. „Die Schüler haben wieder vermehrt ein Buch oder eine Zeitung in der Hand“, freut sich Dockendorf. „Wir bedauern deswegen, dass der politische Mut für ein national einheitliches Konzept fehlt.“ Mit gemischten Gefühlen blickt die SEW/OGBL auf die Ankündigung, eine Stunde Sprachunterricht mit einer Sportstunde zu ersetzen. „Das kostet ja nichts – anders als in eine adäquate Sportinfrastruktur zu investieren.“
Die Lehrergewerkschaft fordert zudem, dass der Bildungsauftrag in den Schulen wieder stärker in den Vordergrund gerückt wird. Damit einhergeht, dass auch an die Schüler gewisse Ansprüche gestellt werden können. Die derzeitigen Probleme würden sich nicht mit dem Bau weiterer Europaschulen lösen lassen, in denen die Bewertungskriterien weniger streng und weniger transparent seien.
Eine Aussage bereitet jedoch auch der Sprecherin für die Sekundarstufe Sorgen – und schließt den Kreis zu den Problemen in den Grundschulen. „Es wird behauptet, dass das Projekt Alpha keine Auswirkungen auf die Sekundarstufe haben wird“, sagt Dockendorf. „Das wird sicherlich noch Konsequenzen nach sich ziehen.“
Ob das Bildungsministerium die Bedenken der Gewerkschaft teilt, wird sich am Donnerstag zeigen. Dann hat Bildungsminister Claude Meisch (DP) zur traditionellen Rentrée-Pressekonferenz gerufen.
 
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