Mittwoch29. Oktober 2025

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BosnienSerbenführer Dodik verstimmt mit Zugeständnissen an die USA seinen serbischen Schutzherrn Vucic

Bosnien / Serbenführer Dodik verstimmt mit Zugeständnissen an die USA seinen serbischen Schutzherrn Vucic
Der bosnische Serbenführer Milorad Dodik könnte von seinem serbischen Schutzherrn, dem Präsidenten Aleksandar Vucic, abgesägt werden Foto: Mikhail Metzel/Pool/AFP

Jahrelang galten der bosnische Serbenführer Milorad Dodik und Serbiens Präsident Aleksandar Vucic als unzertrennliches Zwecktandem. Doch Dodiks Zugeständnisse an die USA haben Belgrad kräftig verschnupft: Vucic könnte auf einen Partnerwechsel in Banja Luka setzen.

Ob bei Autobahneröffnungen, Kundgebungen, Urnengängen oder Denkmalseinweihungen – wo immer Serbiens Staatschef Aleksandar Vucic in den letzten Jahren in dem Balkanstaat auch auftrat, war der mächtigste Mann im bosnischen Teilstaat der Republika Srpska nicht weit. Wie ein unzertrennliches Zwecktandem wirkten bisher der bosnische Serbenführer Milorad Dodik und Serbiens ähnlich autoritär gestrickter Dominator.

Doch in letzter Zeit wird der sonst allgegenwärtige Dauergast Dodik kaum mehr in Serbiens Hauptstadt gesichtet – und scheint zwischen Banja Luka und Belgrad plötzlich ein ernsthafter Knick in der serbischen Bruderleitung. Vom „absoluten Ende der instabilen Liebe von Dodik und Vucic“ spricht bereits die Belgrader Zeitung Danas. „Folgt nun der kalte Krieg von Vucic gegen Dodik?“, fragt sich ätzend der Kolumnist des bosnischen Webportals von „Radio Sarajevo“.

Es ist die mit Belgrad nicht abgestimmte außenpolitische Kehrtwende des international weitgehend isolierten Ex-Präsidenten der Republika Srpska (RS), die Serbiens Machthaber kräftig verstimmt. Seit der von den USA noch stets sanktionierte Dodik seinen Windmühlenkampf gegen Bosniens Justizorgane eingestellt, das angekündigte Referendum gegen seine von der Justiz erzwungene Amtsenthebung abgeblasen und mit Ana Trsic eine dem Westen genehme Vertraute zur geschäftsführenden Präsidentin des Teilstaats gekürt hat, haben sich die Beziehungen zwischen Banja Luka und Washington verbessert – und die zu Belgrad merklich verschlechtert.

Gegen vier von Dodiks Vertrauten haben die USA bereits ihre Sanktionen aufgehoben. Den US-Begnadigungen könnten weitere folgen, ihn selbst eingeschlossen, kündigt Dodik an. Er habe nie gegen die USA, sondern nur „gegen die schlechteste US-Administration aller Zeiten“ unter Ex-Präsident Joe Biden gekämpft.

Vucic könnte Dodik auswechseln

Vucic hält sich selbst mit öffentlichen Stellungnahmen zu Dodiks Alleingang zurück. Aber die Erklärungen seiner Vertrauten lassen über seinen Ingrimm über den abtrünnigen Ex-Günstling keine Zweifel zu. Mit lautstarken Schimpfkanonaden soll Dodik am vergangenen Wochenende auf die Vorhaltungen des serbischen Ex-Premiers und amtierenden SNS-Vorsitzenden Milos Vucevic reagiert haben, der ihm laut Presseberichten vorwarf, ohne Absprache mit Belgrad gegenüber Washington „kapituliert“ zu haben.

Die Aufhebung „persönlicher Sanktionen“ gegen Würdenträger der Republika Srpska sei „kein ausreichender Gewinn“, um „die Position der entschlossenen Verteidigung“ des Teilstaates aufzugeben, so Serbiens Vizepremier Aleksander Vulin. Der Vucic-Vertraute Ratko Dmitrovic hat auf X die Kunde verbreitet, dass das „Regime in Banja Luka“ den USA gar die bisher nach Kräften blockierte NATO-Annäherung Bosniens „garantiert“ habe.

Was der von einem sechsjährigen Amtsverbot bedrohte Dodik kurz vor Beginn seines im November anberaumten Berufungsprozesses genau mit Washington vereinbart hat, ist unbekannt. Sicher scheint, dass er es im verzweifelten Kampf um sein politisches Überleben mit Belgrad gründlich verscherzt hat.

Analysten vermuten, dass Vucic Dodik noch vor den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in der Republika Srpska Ende November gegen einen anderen, ihm hörigen Partner austauschen könnte, wie beispielsweise den bisher oppositionellen Bürgermeister von Banja Luka, Drasko Stanivukovic, oder die frühere Präsidentschaftskandidatin Jelena Trvic. Ohne Amt sei Dodik „politisch tot“ – und ohne größeren Nutzen für Vucic, so der Analyst Aleksandar Popov. „Belgrad benötigt jemanden, der Dodik nach Dodik sein kann.“