Montag20. Oktober 2025

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JunglinsterSeine letzten Bewohner verirrten sich im Wald – Schloss mit spukiger Geschichte droht der Abriss

Junglinster / Seine letzten Bewohner verirrten sich im Wald – Schloss mit spukiger Geschichte droht der Abriss
1899 wurde Schloss Weymerich für den Geschäftsmann Virgil Burg gebaut, der weiße Vorbau mit dem Wellblechdach stammt aus späteren Tagen Archiv-Foto: Editpress/Claude Lenert

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Verlassen und dem Verfall preisgegeben, liegt Schloss Weymerich in der Gemeinde Junglinster. Einst ein herrschaftliches Zuhause, jetzt eine Zuflucht für Fledermäuse. Wenn diese, wie geplant, in einen neuen Turm umziehen, könnte es definitiv vorbei sein mit Renovierungsträumen.

Ruinen haben einen eigenartigen Charme. Sie erzählen von vergangenen Zeiten, von Glanz und Verfall, von Leben und Tod. Schloss Weymerich ist so eine Ruine. Einst ein herrschaftliches Anwesen, erbaut im Jahr 1899 für den Geschäftsmann Virgil Burg, liegt es seit über 20 Jahren verlassen und dem Verfall preisgegeben.

Das Gebäude thront in der Gemeinde Junglinster, an der Straße zwischen Gonderingen und Eschweiler, direkt gegenüber vom „Monument aux victimes de la route“. Hinter den rissigen Mauern haben sich Fledermäuse eingenistet. Sie sind die einzigen verbliebenen Bewohner, Herrscher über ein sterbendes Schloss und bisher auch seine einzige Überlebensversicherung.

So könnte der Fledermausturm aussehen, der quasi direkt gegenüber von Schloss Weymerich gebaut werden soll
So könnte der Fledermausturm aussehen, der quasi direkt gegenüber von Schloss Weymerich gebaut werden soll Illustration: Naturverwaltung

Fledermausturm

Die Naturverwaltung hat aber beschlossen, den Tieren eine neue Bleibe zu bauen. Ein Fledermausturm soll in den kommenden Monaten nicht weit entfernt entstehen. Doch Fledermäuse lassen sich nicht so einfach umsiedeln, heißt es. Zwischen November und Ende März halten sie Winterschlaf. Müssen sie auch, denn ihre Nahrung besteht aus Insekten und die sind bekanntlich eher Mangelware in der Winterzeit. Doch im Frühjahr schwärmen sie aus, verlassen bei Dämmerung ihr Quartier, um Insekten zu fangen. Werden sie dann den künstlichen Bau akzeptieren, oder bleiben sie lieber in ihren gewohnten Schlupfwinkeln im Schloss?

Die Vorbereitungsarbeiten für den Fledermausturm, nahe dem „Monument aux victimes de la route“, scheinen begonnen zu haben
Die Vorbereitungsarbeiten für den Fledermausturm, nahe dem „Monument aux victimes de la route“, scheinen begonnen zu haben Foto: Editpress/Alain Rischard

Bei der Naturverwaltung werde zurzeit an einem Informationsblatt über das Projekt gearbeitet, heißt es. Später sollen auch Informationstafeln am Turm aufgestellt werden. Es war ursprünglich geplant, das Schloss selbst in eine Art „Fledermaushotel“ zu verwandeln. Aufgrund der fortschreitenden Baufälligkeit und der hohen Renovierungskosten wurde jedoch davon abgesehen.

Wenn die Tiere dann im Frühjahr den Umzugsvorschlag annehmen sollten, wird das wohl das Ende des Schlosses bedeuten. Eine Sanierung und Renovierung würden wie gesagt sehr teuer werden. Zudem wäre eine mögliche zukünftige Nutzung ob der Lage im Naturschutzgebiet „Op Wäimerecht“ eingeschränkt und ein konkreter, spruchreifer Plan liegt bisher nicht vor.

„Nicht schützenswert“

Trotzdem schade, denn Weymerich, auch wenn eher ein Herrenhaus als ein Schloss, ist historisch und baulich interessant. Für seinen Erhalt spricht einiges, vieles, leider, aber dagegen. „Nicht schützenswert“, so dann auch die Einschätzung des nationalen Instituts für Architekturerbe.

Schloss Weymerich, von der Straße auch betrachtet
Schloss Weymerich, von der Straße auch betrachtet Foto: Editpress/Alain Rischard

Das Gebäude hat auch eine tragische und etwas spukige Geschichte. Die letzten Bewohner des Schlosses, ein älteres Ehepaar, so wird erzählt, fahren im Winter 2004 zum Brennholzsammeln in den Wald. Sie kommen vermutlich vom Weg ab, verirren sich und bleiben mit dem Wagen stecken. Die Frau und der Mann finden nicht mehr zurück. Beide sterben. Vermutlich durch Unterkühlung. Seitdem steht das Gebäude leer. 2006 hat die Gemeinde Junglinster es den letzten auffindbaren Erben für 135.000 Euro abgekauft. Seither haben die Fledermäuse das Sagen.

JJ
14. Februar 2025 - 9.14

"Ruinen haben einen eigenartigen Charme."

Das sagt mir meine Frau jeden Tag wenn sie mich anschaut.