Die Reaktionen waren harsch und spielten zum Teil nicht den Ball, sondern den Mann. Im Visier: Bürgermeister Christian Weis (CSV). Der wurde sogar von einem Internet-User dank KI in einem Pool mit einem Cocktail abgebildet. Tenor: Während die von der Gemeinde sich einen schönen Nachmittag machen, wird in der Privatwirtschaft gearbeitet. Und in den Schulen auch.
Eine ganze Reihe Kommunen im Land hatten beschlossen, ihre Schulen am Mittwoch ganz respektive ab Mittag zu schließen. Im Süden taten dies zum Beispiel die Escher Nachbargemeinden Kayl, Rümelingen und Monnerich. Die Stadt Esch verzichtete auf eine ähnliche Maßnahme. Und kommunizierte unglücklich. In der offiziellen Mitteilung an die Bürger war zwar von der Schließung der Gemeindeschalter ab 12.00 Uhr die Rede, aber kein Wort zu den Schulen und den Gründen, weshalb sie geöffnet bleiben.
Was dann wiederum die Facebook-Nutzer auf die Palme brachte. Über 90 Kommentare wurden unter dem Gemeinde-Post abgesetzt. „Gudd geschafft Mr. Buergermeeschter. Haaptsaach d’Kanner bei der Hëtzt an d’Schoul schécken, während déi aaner doheem bleiwen kënnen“, schrieb ein User, während ein anderer ätzte: „Bravo. Der Kapitän verlässt selbstverständlich als Erster das Schiff. Vollkommen richtig so!“ Hintergrund der Schließung der Schalter war, die Bürger von Behördengängen bei der großen Hitze abzuhalten. Auch die Bibliothek blieb am Mittwoch geschlossen. Dispens erhielten die Gemeindeangestellten, die unter freiem Himmel arbeiten.
„Vermeiden sie es, hinauszugehen“

Vor dem RTL-Mikrofon erklärte Bürgermeister Christian Weis am Dienstagabend, wie sich Esch auf die Hitze einstellt und warum Teile des Gemeindepersonals ab Mittag freigestellt seien. Zudem gab er den Bürgern allerlei Verhaltenstipps zum Schutz gegen die Hitze. „Vermeiden sie es, hinauszugehen“, so Weis in ihre Richtung. Für die Schulkinder und die Eltern war das allerdings nicht möglich, denn der Unterricht lief in Esch bis 16.00 Uhr. Man halte an der Schule fest, wobei das Programm an die Hitze adaptiert werden solle, hatte Weis gesagt. Bei besonders heißen Klassensälen solle auf andere Räume ausgewichen werden. Immerhin aber seien die Hausmeister angewiesen worden, zu schauen, dass genügend Wasser in den Schulen sei.
Keine schlechte Idee, denn heiß war es nicht erst seit gestern in allen Schulen der Stadt. Die sich im Umbau befindende Brouchschule zum Beispiel hat wegen der Arbeiten zeitweise kein fließendes Wasser, respektive riet die Gemeinde vor einiger Zeit vom Benutzen des Leitungswassers ab, wie Eltern dem Tageblatt berichteten. Auch der Keller als kühlster Ort der Schule soll nur begrenzt nutzbar sein. Seit Sommer 2021 befindet sich die 1931 eingeweihte Schule im Umbau. Die Kosten für die erste Bauphase waren bei Beginn der Arbeiten mit 27 Millionen Euro angegeben worden. 2028 soll die Baustelle abgeschlossen sein (das Tageblatt berichtete).
Die Gemeinde reagierte am Mittwoch nicht auf die Fragen und Vorwürfe unter ihrem Post, obwohl mehrere User das gefordert hatten. Immerhin: Spätestens am Donnerstag sollten sich die Gemüter entsprechend der Temperaturen wieder abgekühlt haben. Die nächste Hitzewelle kommt aber bestimmt.
De Maart

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