Naturschutz Sanem/Bascharage: Der „Bobësch“ ist schon wieder bedroht

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Rund 30 Menschen haben am letzten Wochenende den Bäumen im „Bobësch“ ein „Gesicht“ gegeben. Das sind einige von ihnen. Ein Gesicht ist eine Identität und hinter einer Identität steckt eine Persönlichkeit: Es war ihr Beitrag zum Tag des Baumes und zum Kulturjahr 2022. 

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Einen Kahlschlag haben sie am Wochenende gerade noch verhindert. Ob Umgehungsstraße, Wildbrücke oder wie jetzt die Verlegung von Gasleitungen, der „Bobësch“ ist permanent in Gefahr. Die „Biergerinitiativ Gemeng Suessem“, kurz BIGS, hat sich Anfang der Woche mit „Ponts & Chaussées“ getroffen, die zuletzt Hand an die Bäume legen wollte.

Reden konnten sie nicht gut miteinander. Zu unversöhnlich sind die Positionen. „Sie haben uns am Montag klar zu verstehen gegeben, dass sie im Laufe der nächsten beiden Wochenenden die Arbeiten durchführen werden“, sagt Patrizia Arendt, Sprecherin der Bürgerinitiative BIGS. „Sie“, das ist „Ponts & Chaussées“, die Bäume im „Bobësch“ roden will. Schon wieder ist der Wald akut in Gefahr.

Die Bäume sollen der Verlegung von Gasleitungen auf einer Länge von 100 Metern zum Opfer fallen. Das will die BIGS unbedingt verhindern. Der Grund: Die Firma Guardian in der nahen Umgebung erweitert ihre Produktion. Ein zusätzlicher neuer Ofen soll im Februar 2023 anlaufen. Da ein weiterer Ofen aktuell stillgelegt ist, ist der Zeitpunkt günstig, Gas- und Flüssiggasleitungen neu zu verlegen.

Im Rahmen des „Contournement“-Projekts soll die CR 110 abgesenkt werden, Guardian und andere in der Industriezone ansässige Unternehmen wären so energietechnisch schon gerüstet. Anfang der Woche kommt es deshalb zu einer Informationsversammlung. Vertreter der BIGS, von „Mouvement écologique“ und „natur&ëmwelt“ haben sich mit Vertretern von „Ponts et Chaussées“, des Umweltministeriums, von Creos und Guardian an einen Tisch gesetzt.

Undurchsichtigkeiten häufen sich 

Basis der Leitungsarbeiten ist eine Genehmigung, die vom 19. November 2020 stammt. Sie war damals im Rahmen der Absenkung der CR 110 um fünf Meter erteilt worden, um diese Straße mit einer Brücke des geplanten und umstrittenen „Contournement“ überqueren zu können. Diese Genehmigung hat die BIGS juristisch angefochten. Am 12. Dezember soll darüber vor dem Verwaltungsgericht verhandelt werden.

„Sie haben uns weder Pläne zu den Arbeiten gezeigt, noch ist das Ausschreibungsverfahren für die Arbeiten öffentlich erfolgt, noch ist über die Genehmigung gerichtlich entschieden“, sagt BIGS-Sprecherin Arendt. Diskussionen zu Alternativen wurden nach Angaben der BIGS „abgewürgt“. Ein Brief an „Ponts & Chaussées“ seitens der Bürgerinitiative ist unterwegs.

„Wir werden das nicht schlucken“, sagt Arendt. Am Wochenende haben rund 30 Freiwillige erst mal den Wald beschützt. Sie haben den Bäumen im „Bobësch“ ein „Gesicht“ gegeben. Es war der Tag des Baumes, der überall im Land mit Aktionen begangen wurde. Mit den Worten: „Ohne unser Eingreifen würde es sehr kahl beim Bahnhof aussehen“, endet der aktuelle Newsletter der BIGS.

Wirbel um Kronospan

Bürger klagen gegen die geplante Erweiterung des Betriebs Kronospan in der Industriezone „Gadderscheier“. Schon jetzt leidet ihre Lebensqualität unter Lärm, Staub und Geruch. Die BIGS hat eine Unterschriftenaktion gegen diesen Ausbau gestartet und nach kurzer Zeit schon 270 Unterschriften gesammelt. Die Unterzeichner kommen vor allem aus Sanem und Zolwer.

Die beiden Ortschaften sind hauptsächlich betroffen. Die Aktion läuft noch mindestens zwei Wochen. Seit gestern ist das Kommodo-Inkommodo-Verfahren abgeschlossen. Bei der Gelegenheit hat die Bürgermeisterin von Sanem, Simone Asselborn-Bintz (LSAP), die Unterlagen erhalten.