3. Dezember 2025 - 15.30 Uhr
Domaine TageblattSaisonarbeit, Weinstuben, Bürokratie: Warum Winzer erleichtert auf ein neues Gesetzesprojekt blicken
Tageblatt: Herr Krier, trotz „Fêtes des vins et crémants“ am Wochenende, hatten Sie Zeit, das neue Gesetzesprojekt zu lesen. Wie ist dieser Entwurf zustande gekommen?
Guy Krier: Wir haben die Themen während des Weinbautisches angesprochen. Das wurde mit Weinbauministerin Martine Hansen und Arbeitsminister Georges Mischo besprochen. Wir waren auch bei Premier Luc Frieden. Die Punkte wurden, so wurde es mir gesagt, auch mit den Gewerkschaften abgestimmt.
Im Gesetzentwurf geht es unter anderem um die Arbeitsbedingungen der Saisonarbeiter. Was ändert sich konkret?

Ein Saisonarbeiter, der höchstens einen Monat bei uns arbeitet, bekommt künftig nur noch einen einzigen Lohnzettel. Heute ist es so: Fängt jemand am 20. September an und hört am 15. Oktober auf, müssen wir eine Abrechnung pro Monat machen – selbst wenn es insgesamt nur 14 Tage Arbeit waren. Das ist nicht sinnvoll, kostet Zeit und verursacht unnötige Unkosten. Künftig bekommt der Arbeiter einen einzigen Lohnzettel, wenn die Arbeit abgeschlossen ist. Das ist eine administrative Vereinfachung und baut endlich ein bisschen Papierkram ab. Für die Arbeiter ist es ebenfalls einfacher.
Auch der „poste à risque“ wird neu definiert. Was bedeutet das konkret?
Bis jetzt galt schon jemand, der mit einer Rebschere arbeitet, als „poste à risque“ und musste vor Arbeitsbeginn vom Kontrollarzt freigegeben werden. Das ist lächerlich. Wer Trauben schneidet, übt keinen Hochrisikoberuf aus. Wenn man mit einer Schulklasse in den Weinberg geht, schneiden die auch Trauben. Künftig muss eine solche Person zwar weiterhin eine ärztliche Bescheinigung haben, aber sie kann diese schon im Herkunftsland einholen. Um das zu vereinfachen, kann ein Pole zum Beispiel in Polen zum Arzt gehen. Es gibt dann ein Formular, das er mit seinem Arzt online ausfüllen kann. Die „Santé au travail“ prüft das dann. Wer wirklich in einem „poste à risque“ arbeitet – zum Beispiel Traktorfahrer im Weinberg –, fällt natürlich weiterhin unter die strengeren Regeln.
Sie sind also zufrieden mit den Änderungen?
Mit den Formulierungen können wir leben. Wir hätten die ärztliche Bescheinigung gern abgeschafft, aber dafür hätten die Gewerkschaften wohl kein Verständnis gehabt. Wir haben immer gesagt: Jemanden für die Lese extra zum Arzt zu schicken, ist eigentlich unnötig. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand dort abgewiesen wurde. Jeder, der nach Luxemburg kommt, um im Weinberg zu arbeiten, weiß, dass das körperlich anstrengend ist. Wer nach zwei Tagen Rückenschmerzen bekommt, bleibt zu Hause. Klar: Wenn man den ganzen Tag im Hang steht, tut der Rücken schnell weh. Aber wir haben 70-Jährige in der Lese, die haben überhaupt kein Problem.

Domaine-Tageblatt-Newsletter
Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion versucht dieses Jahr (es ist noch nicht vorbei!), ihren eigenen Wein herzustellen. In einer wöchentlichen Serie berichten wir über Erfolge und Misserfolge und geben dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus. Hier geht’s zur Anmeldung.
Im Gesetzesprojekt geht es auch um die Arbeitszeiten in den Weinstuben. Warum ist das für Sie wichtig?
Wenn wir eine Weinstube betreiben und beschäftigen dort Personal, ist es wichtig, dass wir uns an die Horeca-Arbeitszeiten halten können. Sie haben nämlich ein spezielles Statut. Wir wollen, dass Weinstuben auch sonntags öffnen können. Das ist für den Önotourismus wichtig. Wenn wir das professioneller betreiben wollen, müssen wir das richtige Personal einstellen können.
Werden wir dank der neuen Regeln mehr Weinstuben sehen?
Das Gesetz ist noch ein Projekt. Warten wir erst einmal ab, bis es gestimmt ist. Aber wenn solche Prozesse vereinfacht werden, wird das Thema auch interessanter. Wichtig ist, dass wir Personal zu definierten Bedingungen beschäftigen können. Ich nehme an, dass dann wohl auch mehr Winzer eine Weinstube eröffnen werden. Verschiedene junge Winzer, wie Marc Kohl, haben schon gesagt, dass sie über den Winter ihre Weinstube einrichten. Das Interesse ist definitiv da.
Vergangenes Wochenende haben Luxemburgs Winzer ihre Weine auf der „Fête des vins et crémants“ vorgestellt. Sind Sie zufrieden mit der Veranstaltung?
Grundsätzlich ist es gut gelaufen. Wir hatten in den drei Tagen knapp 3.000 Besucher. Der Samstag war mit rund 1.700 Eintrittskarten mit Abstand der stärkste Tag – da gingen wir alle etwas unter. (lacht) Am Sonntag war es dagegen ziemlich ruhig, für den Tag hätten wir fast nicht kommen müssen. Wir machen jetzt eine Umfrage bei den Winzern, um zu schauen, was wir beim nächsten Mal besser machen können.
Wie wichtig ist die „Fête des vins et crémants“ für die Privatwinzer?
Sie ist schon wichtig. Wir hatten am Samstag besonders viele Expats dort – das ist eine gute Gelegenheit, ihnen die Luxemburger Weine näherzubringen. Dann ist die Chance auch größer, dass sie im Restaurant nicht zu spanischen oder italienischen Weinen greifen, sondern zu unseren. Auch viele Luxemburger lernen die Betriebe dort zum ersten Mal kennen. Außerdem kaufen unsere Stammkunden gerne auf der „Fête des vins et crémants“ ein, und ich habe auch einige Neukunden gewonnen. Das darf man nicht unterschätzen.
Tipps und Feedback
Wollen Sie uns bei unserem Projekt unterstützen, uns Tipps und Feedback geben, dann kontaktieren Sie uns über unsere Facebook-Seite oder per E-Mail an [email protected].
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können