Einmal quer durch ganz Europa und wieder zurück hieß es in den vergangenen Tagen für die FLF-Frauen. Am Samstag ging es von der armenischen Hauptstadt Jerewan über Paris und Zürich nach Dornbirn in Österreich. 18 Stunden war die Mannschaft unterwegs – und hatte als Nationalteam ungewohnt viel Zeit für Flughafen-Gespräche über „Gott und die Welt“, wie Trainer Dan Santos es beschrieb: „Das ging vom Spiel in Armenien über Liechtenstein bis hin zu allgemeinen Themen und Erfahrungen aus den eigenen Vereinen.“
Einen Tag später übernahm Fitness-Coach Kevin Rutare das Programm, um die Reisestrapazen aus den Beinen und Köpfen zu bekommen: „Wir haben im Hotel an der Fitness und der Mobilität gearbeitet“, berichtete Santos, „denn ein Fußballtraining hätte das Risiko für Verletzungen erhöht. Es ging darum, die Müdigkeit herauszubekommen.“ Als kleines Geschenk wartete am Nachmittag dann ein Spaziergang entlang des Bodensees – „um die Köpfe freizubekommen“.
Ich werde nicht drehen lassen
Dass die Luxemburgerinnen seit Freitag die Tabelle ihrer Nations-League-Gruppe anführen, war seither aber kein Thema mehr. „Wir haben das nach dem Spiel noch einmal erwähnt und bestätigt, dass wir unser Zwischenziel erreicht hätten. Es ist klar, dass wir diesen Platz nicht mehr hergeben wollen. Mehr muss dazu auch nicht gesagt werden“, meinte Santos. Denn viel wichtiger war es, die letzten Stunden für die Vorbereitung auf das zweite Duell gegen Liechtenstein zu nutzen. Nach dem 7:0 in Esch erwartet sich der Trainer in Eschen ein komplett anderes Spiel: „Sie hatten im Heimspiel gegen Kasachstan eine neue Torhüterin und drei Spielerinnen in der Startelf, die nicht gegen uns gespielt hatten. Wir müssen aufpassen: In der zweiten Halbzeit hatte Liechtenstein mehr Torchancen als Kasachstan. Es wird also kein Selbstläufer und wir sind gewarnt.“
Gänsehautmoment dank Schlimé
Auf Luxemburger Seite wird es wohl keinen Torwartwechsel geben: Lucie Schlimé hatte sich vergangene Woche in Armenien einen Hexenschuss beim Abschlusstraining zugezogen. Am Montag stand noch nicht fest, ob ein Einsatz einen Tag später möglich wäre: „Ich gehe nicht davon aus. Joy Jung hat ihren Job gemacht“, erklärte Santos. Doch auf einer Position wird er seine Startelf ändern müssen: Die junge Freiburgerin Charlotte Schmit reiste bereits ab. Sie wird am Dienstag Examen schreiben müssen. Für sie rückte Edina Kocan ins Team. „Ich werde nicht drehen lassen“, schickte er voraus. „Wir können uns den Luxus nicht erlauben, dafür ist das Spiel viel zu wichtig. Gegen Kasachstan war die Tribüne voll. Vielleicht sind die Beine schwer, aber sie werden viel Unterstützung haben.“
Apropos Unterstützung. Von der Begeisterung und den vielen Nachrichten in den sozialen Medien bekam der FLF-Nationaltrainer der Damen in den letzten Tagen nicht viel mit. Das sei eine ganz bewusste Entscheidung, im Trainingslager in einer Blase zu bleiben. Stattdessen hat er am Freitag etwas erlebt, das ihn geprägt hat: „In der Kabine ergriff Lucie Schlimé das Wort, bevor wir die Kabine verlassen haben. Ich habe in meiner Karriere noch nie eine solche Rede von einer Spielerin miterlebt. Jeder hatte Gänsehaut. Man spürt einfach, wie groß der Wille bei dieser Mannschaft ist. Sie wollen es unbedingt schaffen. Sie kennen ihr Ziel und wissen auch, wie sie es erreichen können.“
An der Taktik der vergangenen Monate wird sich nichts ändern: Die FLF-Auswahl plant, vom Start weg die Kontrolle zu übernehmen und sich früh mit einem Tor zu belohnen. Für Santos gab es nicht nur spielerische Entwicklungen, sondern auch deutliche Verbesserungen aufgrund der Erfahrung: „Man sieht, dass sie erfahrener geworden sind. Aus jedem Auftritt mit der Nationalmannschaft nehmen sie etwas mit. Gegen Armenien gab es eine Phase, in der wir unter Druck standen, doch wir haben das besser gemeistert als in der Vergangenheit. Die Spielerinnen aus dem Profimilieu bringen ihre ganze Erfahrung mit in die Trainingslager und das färbt auf alle ab.“
Das FLF-Aufgebot
Tor: Joy Jung (Standard Liège/B), Lucie Schlimé (First Vienna/AUT), Lisi Oberweis (Union Mertert/Wasserbillig)
Verteidigung: Isabel Albert (E WMGB), Ana Barbosa (Standard Liège/B), Kimberly dos Santos (RFCUL), Andreia Faria (Swift Hesperingen), Emma Kremer (Alemannia Aachen/D), Andreia Machado (Swift), Leticia Mateus (Junglinster),
Mittelfeld: Philippa Costa (E WMGB), Marta Estevez (PAOK Saloniki/GRE), Gioia Fiorucci (Käerjeng), Edina Kocan (RFCUL), Catarina Lavinas (1. FFC Recklinghausen/D), Laura Miller (Standard Liège/B), Leila Schmit (SV Elversberg/D),
Angriff: Caroline Jorge (Standard Liège/B), Rachel Kirps (SV Elversberg/D), Joana Lourenco (Diekirch), Nathalie Ludwig (Racing), Emma Thill (E WMGB), Amy Thompson (Swift)
De Maart

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