US-Radprofi Sepp Kuss hat an seinem 29. Geburtstag die Gesamtführung der Vuelta verteidigt. Auf der brutalen 17. Etappe hinauf zum Alto de L’Angliru verlor Kuss am Mittwoch als Dritter zwar etwas Boden auf Jonas Vingegaard (beide Jumbo-Visma), rettete im dichten Nebel aber einen Mini-Vorsprung in der Gesamtwertung von acht Sekunden auf den zweimaligen Tour-de-France-Sieger aus Dänemark. Den Sieg bei der 17. Etappe der Spanien-Rundfahrt holte sich der Slowene Primoz Roglic.
Ex-Weltmeister und Vorjahressieger Remco Evenepoel war noch als Solist mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute in den finalen und knüppelharten Anstieg der Kategorie „Especial“ (Ehrenkategorie) gegangen, wurde dort aber schnell einkassiert. Anschließend belauerten sich die Klassementfahrer. Kuss musste Vingegaard und den Gesamtdritten Roglic kurz vor dem Ziel ziehen lassen, quälte sich aber 19 Sekunden nach dem Duo über die Linie und behielt Rot. Der Luxemburger Michel Ries vom Team Arkéa Samsic kam am Mittwoch mit einem Rückstand von 18:45 Minuten auf den 58. Platz.
„Neues Maß an Selbstvertrauen“
Kuss, eigentlich als Edelhelfer von Vingegaard vorgesehen, darf somit mehr denn je weiter vom Gesamtsieg träumen. „Ich bin ohne Erwartungen hierhergekommen und wollte den Jungs wie immer nur helfen. Dann kam ich in dieses wunderschöne Trikot und entdeckte ein neues Maß an Selbstvertrauen“, sagte der Kletterspezialist, der die Gesamtführung auf der zehnten Etappe übernommen hatte. Sogar Verfolger Vingegaard freute sich für seinen Kollegen. „Es ist großartig, dass Sepp das Trikot trägt. Ich würde es gerne sehen, dass er diese Vuelta gewinnt“, sagte der 26-Jährige. Sollte Kuss am Sonntag in Madrid tatsächlich ganz oben stehen, hätte Jumbo-Visma nach dem Giro (Roglic) und der Tour (Vingegaard) die drei großen Rundfahrten des Jahres mit drei verschiedenen Fahrern gewonnen – es wäre ein Novum im Radsport.
Beeindruckend zudem: Schon auf dem 13. Teilstück hatte Jumbo-Visma durch Vingegaard, Kuss und Roglic das Podium ganz für sich. Einen Dreifach-Sieg bei einer Grand-Tour-Etappe hatte es zuvor letztmals bei der Vuelta 1991 durch das ebenfalls niederländische Team PDM gegeben. Roglics Triumph am Alto de l’Angliru war zudem bereits der fünfte Sieg für das Jumbo-Visma-Trio. Zuvor hatte Roglic selbst schon die achte Etappe gewonnen. Kuss entschied den sechsten Abschnitt für sich und Vingegaard triumphierte auf der 13. und 16. Etappe.
Die Entscheidung um den Gesamtsieg dürfte am Donnerstag bei der letzten Bergankunft der diesjährigen Vuelta fallen. Los geht es in Pola de Allande, das Ziel wartet nach 178,9 Kilometern auf dem Puerto de la Cruz de Linares. Dabei stehen drei Bergwertungen der ersten Kategorie auf dem Programm, die Entscheidung über den Tagessieg bringt ein acht Kilometer langer Schlussanstieg mit einer Steigung von im Schnitt 8,6 Prozent. (jw/SID)
Im Überblick
17. Etappe: Ribadesella – Alto de L’Angliru (124,4 km): 1. Primoz Roglic (Slowenien) 3:15:56 Stunden, 2. Jonas Vingegaard (Dänemark) beide gleiche Zeit, 3. Sepp Kuss (USA/alle Jumbo-Visma) 0:19 Minuten zurück, 4. Mikel Landa (Spanien/Bahrain-Victorious) gleiche Zeit, 5. Wout Poels (Niederlande/Bahrain-Victorious) 0:44, … 58. Michel Ries (Luxemburg/Arkéa Samsic) 18:45
Gesamtwertung nach 17 von 21 Etappen: 1. Kuss 60:34:21 Stunden, 2. Vingegaard 0:08 Minuten zurück, 3. Roglic 1:08, 4. Juan Ayuso (Spanien/UAE Team Emirates) 4:00, 5. Landa 4:16, … 58. Ries 2:09,11 Stunden zurück
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