Montag10. November 2025

Demaart De Maart

„Catch and Release“Rekordfang an der Luxemburger Mosel: Hobbyangler fängt 2,28 Meter langen Flusswels

„Catch and Release“ / Rekordfang an der Luxemburger Mosel: Hobbyangler fängt 2,28 Meter langen Flusswels
Der Fang von Ronny Thommes dürfte einen Eintrag in die Rekordbücher an der Luxemburger Mosel finden Foto: Ronny Thommes, Montage: Editpress

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Kaum an einem anderen Ort wird mehr geflunkert und zum Teil maßlos übertrieben als an Angler- oder Jäger-Stammtischen. Nicht umsonst besagt ein altbekanntes „Bonmot“: Das Wichtigste beim Angeln sind lange Arme, damit man zeigen kann, wie groß der gefangene Fisch war. Solche Floskeln hat Ronny Thommes aus Mamer seit vergangenem Sonntag aber nicht mehr nötig, denn er hatte in der Mosel bei Schengen einen wahrhaftigen Rekordfang an der Angel.

Ronny Thommes ist passionierter Angler und fühlt sich an zahllosen Gewässern in ganz Europa zu Hause. Der 39-jährige Gemeindearbeiter aus Mamer hatte der Redaktion ein Foto vom vergangenen Sonntag zukommen lassen, mit der Bemerkung „Rekordfang in der Luxemburger Mosel“. In dem Zusammenhang hat das Tageblatt Thommes einen Besuch abgestattet, um mehr über seinen sagenhaften Fang in Erfahrung zu bringen.

Flusswels

Der Flusswels ist der größte Süßwasserfisch in Europa. Normale Größen liegen hier zwischen 1 m und 1,50 m bei einem Gewicht von bis zu 50 kg. Der Wels ist ein nachtaktiver Raubfisch, geht äußerst selten auf Wanderschaft und ist zumeist in einem festen Revier beheimatet. Er ernährt sich in erster Linie von Fischen jeglicher Art, Insekten, Würmern, gelegentlich auch Pflanzen und sogar Enten oder Kormoranen. Das bisher größte dokumentierte Exemplar wurde im Po gefangen, maß 2,78 m und brachte 144 kg auf die Waage.

Ideale Bedingungen am Fluss

Die Geschichte von Thommes’ Rekordfang beginnt in einem Schlauchboot in Schengen, unterhalb der Brücke. Mit an Bord waren Thommes’ Sohn Jamy und sein bester Freund Miguel Jansen aus Diekirch. Ihr Boot hatten sie mit einem Echolot ausgerüstet, das alle Bewegungen im Wasser registrieren kann. „Wenn wir auf den Wels angeln, setzen wir auf das sogenannte ‚aktive Angeln’ vom Boot, im Gegensatz zum stationären Angeln vom Ufer“, erklärt Thommes.

Die Bedingungen an diesem Tag hätten nicht besser sein können: In der vorherigen Nacht herrschte Vollmond. Bei Thommes’ Ausflug war es sonnig und warm, die Wassertemperatur betrug 12° C und das Wasser hatte nur eine Tiefe von zirka drei Metern – normal seien dort eher fünf bis sieben Meter. 

Mit solch einem Vertikalköder, gepaart mit kanadischen Tauwürmern, wurde der Rekordfang geködert
Mit solch einem Vertikalköder, gepaart mit kanadischen Tauwürmern, wurde der Rekordfang geködert

Thommes benutzte lediglich eine 1,80 Meter lange Bootsrute mit einem Vertikalköder (siehe Foto) und einem Dutzend am Köder befestigten kanadischen Tauwürmern. Mit einem Wallerholz, einem speziellen, gebogenen Holzstock, schlug Thommes auf das Wasser, um die Aufmerksamkeit des Welses zu erregen.

„Ich registrierte einen direkten Anschlag, hatte aber noch zwei Krauthänger zu bewältigen. Der Wels ist ja ein Jäger und findet auf der Jagd nach Beute in den Krautbüscheln am Grund immer ein gutes Versteck. Dazu näherte sich Richtung Schleuse auch noch ein großes Tankschiff, sodass wir dem Wellengang entgehen mussten“, berichtet Thommes. Der Fisch lieferte einen erbitterten Kampf, bis er dann nach ganzen 20 Minuten seinen Widerstand aufgab.

Das Team fuhr anschließend mit seinem imposanten Fang zur Brückensteile, um den Wels zu vermessen – stattliche, rekordverdächtige 2,28 Meter. Nach dem Vermessen wurde das Tier wieder ins Flussbett entlassen. Thommes bevorzugt nämlich das sogenannte No-Kill-Fishing: „Anders als beim sonst üblichen Angelvergnügen, wird hier der Fang nach dem Vermessen und Wiegen wieder ins Gewässer zurückgesetzt“, erklärt der Angler. In Deutschland sei diese Methode jedoch nicht erlaubt, in Spanien am Ebro oder in Italien am Po hingegen würden regelmäßig Camps und Angelreisen für Angelsportler veranstaltet, die nach dieser Methode angeln.

No-Kill-Fishing

Auch „Catch and Release“ genannt (fangen und freilassen), wird unter Tierschützern aus ethisch-moralischen Gründen kritisiert. Die Fische erleiden zum einen Stress und möglicherweise sogar Schmerzen. Überlegungen, diese Art des Angelns zu verbieten (wie bei unseren deutschen Nachbarn), gibt es seitens der zuständigen Ministerien seit längerem. Die Sportangler stehen anders dazu; sie streben das Recht an, selbst zu bestimmen, ob man nur aus sportlichen Aspekten angelt oder zum späteren Verzehr des Fanges. Zudem begründen die Angler diese Fangmethode mit der Hege der Fischbestände in den Gewässern. Die Vorkommen in Mosel und Sauer werden wegen der verbesserten Wasserqualität gemeinhin als reichhaltig und artenreich bezeichnet.

Aber was bringt so ein kapitaler Fang auf die Waage, wäre der Fisch noch genießbar und wie alt war er schätzungsweise? „Anhand einer tabellarischen Aufstellung mit Maßen und Gewichten lässt sich das relativ genau ermitteln, wenn man keine Wiegemöglichkeit zur Hand hat“, weiß Ronny. „Mein Fang dürfte so um die 70 kg gewogen haben bei einem Alter von zirka 22 Jahren.“ Zum Verzehr wäre der Fisch laut dem Angler jedoch nicht mehr geeignet gewesen.

„Der einzige Fisch, den ich den Gewässern entnehme, ist die Forelle. Drei bis vier Mal im Jahr wird dann geräuchert“, sagt Thommes. Gegen Ende des Besuchs zeigt Thommes dem Tageblatt sein imposantes Equipment an Angelruten.

FRETHO Fishing

Zusammen mit Claude Freytag hat Ronny Thommes vor einigen Jahren die Facebook Community namens „FRETHO-Fishing“ ins Leben gerufen, wo sie ihre Angelleidenschaft mit zahlreichen Followern teilen.

Ronny Thommes unterhält an seinem Domizil auch einen kleinen Teich mit Zierfischen
Ronny Thommes unterhält an seinem Domizil auch einen kleinen Teich mit Zierfischen