Corona-Krise„Réidener Schwemm“ nutzt die Zwangspause für eine umfassende Renovierung

Corona-Krise / „Réidener Schwemm“ nutzt die Zwangspause für eine umfassende Renovierung
Die „Réidener Schwemm“ ist bis auf weiteres wegen der Pandemie geschlossen Foto: René Hoffmann

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Im Zuge der Covid-19-Krise mussten die Schwimmbäder des Landes schließen. Einige davon, wie das Freizeitbad in Redingen/Attert, nutzen diese Pause, um wichtige Arbeiten durchzuführen und ihr Angebot zu erweitern.

Am 15. März standen mehrere Dutzend Besucher der „Réidener Schwemm“ plötzlich vor verschlossenen Türen. Der Schwimmbetrieb war, wie andere Sportaktivitäten, dem Coronavirus zum Opfer gefallen. „Am Anfang wurde versucht, eine Einigung zu finden, um das Schwimmbad weiterhin öffnen zu können. So wurde vorgeschlagen, die Anzahl der Schwimmer auf 50 und die Zahl der Saunagänger auf 20 zu begrenzen. Der Vorschlag wurde aber abgelehnt“, erklärt der Direktor der Badeanstalt, Jean-Claude Kemmer. So blieb das über die Grenzen hinaus beliebte Bad komplett zu.

Die Mehrheit des Personals befindet sich im Augenblick in der sogenannten „dispense“. Nur einige Mitarbeiter schauen regelmäßig in der „Schwemm“ nach dem Rechten. Zwei Teams, bestehend aus drei Bademeistern und drei Reinigungskräften, kümmern sich im Wochenturnus um den Unterhalt der Einrichtung. Auch der Gärtner ist regelmäßig auf dem Areal zu sehen. Alle wurden mit dem nötigen Sicherheitsmaterial (Masken, Handschuhe, Desinfektionsmittel) ausgestattet. Auch die Sicherheitsabstände würden eingehalten. Das sei in dem großen Gebäudekomplex ja auch nicht schwer, so Kemmer und lacht.

Viele nehmen Urlaub

Acht der insgesamt 32 Mitarbeiter des Schwimmbads befinden sich im „congé pour raisons familiales“. Ein halbes Dutzend Angestellte haben Urlaub beantragt, erklärt der Direktor der Badeanstalt weiter. Er selbst und der Verantwortliche für die Finanzen arbeiten teilweise vor Ort und teilweise im Home-Office. Kurzarbeit sei in Redingen jedoch kein Thema. Der Verwaltungsrat des interkommunalen Syndikats, das die Anlage betreibt, habe zudem beschlossen, den Angestellten auch während der Pause den vollen Lohn zu zahlen, so Kemmer.

Einen Corona-Fall gab es bislang in Redingen nicht. Wird jemand vom Personal aber positiv getestet, muss er umgehend in Quarantäne. Jetzt versucht man das Beste aus der schwierigen Lage zu machen. Die Wartungsarbeiten, die normalerweise im September auf der Agenda stehen, wurden also vorgezogen. Sämtliche Becken werden entleert und ordentlich gereinigt. Auch der Saunabereich wird einer gründlichen Reinigung unterzogen. Fällige Reparaturen, wie das Ersetzen kaputter Fliesen, das Abschleifen der Sitzbänke, Malerarbeiten usw. werden erledigt. Die „grouss Botz“ dauert noch bis zum 15. Mai. Dann werden auch wieder die Becken gefüllt. Probleme mit der Wasserqualität gibt es keine. Der Inhalt der Becken wird auch bei einer Nichtbenutzung regelmäßig aufbereitet und ausgewechselt.

Herbe Verluste

„Wir können jederzeit den Betrieb wieder hochfahren“, so Jean-Claude Kemmer. Er erwartet jedoch, dass die Reaktivierung des Schwimmbades in Etappen erfolgt. „Es wäre aber toll, wenn nicht zu lange gewartet wird“, hofft er. Denn jeden Monat, in dem das Schwimmbad geschlossen ist, verliere man über 200.000 Euro. Die Löhne (90.000 Euro) müssten weiter gezahlt werden. Einnahmen (120.000 Euro) fallen weg. Die neun Gemeinden des interkommunalen Syndikats (Beckerich, Ell, Grosbous, Préizerdaul, Redingen/Attert, Saeul, Useldingen, Vichten, Wahl) müssten diese Verluste tragen. „Alle Gemeinden ziehen hier aber glücklicherweise am selben Strang und wollen gemeinsam die Krise meistern“, so der Chef der Freizeitanlage.

Schulklassen werden aber laut Kemmer in diesem Schuljahr wohl keine mehr ins Schwimmbad kommen. Und die Besucher? „Wir erhalten regelmäßig Anfragen, wann die Becken wieder zugänglich sind, und müssen dann die Leute vertrösten, dass wir es noch nicht wissen“, bedauert der Chef.

„Das ist schade. Ich gehe mindestens zweimal die Woche dorthin, um meine Runden zu schwimmen. Jetzt jogge ich, es ist aber nicht dasselbe“, so die Reaktion von Guy aus Ell. Marta aus Redingen bedauert, dass ihre Saunagänge bis auf unbestimmte Zeit ausfallen. Ihre Schwester Marion vermisst die Geselligkeit. „Ein Schwimmbad ist ein Ort der Begegnung. Ich traf mich dort immer mit meinen Freundinnen. Jetzt sitzen wir nur noch zu Hause und hoffen, dass wir uns bald wieder dort sehen können.“ Solange aus Arlon ihrerseits nimmt es gelassen: „So ist es halt jetzt. Ich warte einfach, bis es wieder losgeht, und hole dann die verpassten Runden nach.“

Viele Belgier

Im letzten Jahr zählte man 125.000 Besucher in der „Réidener Schwemm“. In den Monaten Juni und Juli werden durchschnittlich 15.000 Besucher registriert. Etwa 60 Prozent davon sind Belgier. Viele davon besitzen ein Abonnement. „Rund 300 Personen haben eine Karte für das Schwimmbad und etwa 100 für die Sauna. Die Kunden verlieren durch die Auszeit aber nichts. Wir werden alle Abos um die Dauer der Schließung verlängern“, so Kemmer.

In Redingen denkt man aber auch in Krisenzeiten an die Zukunft. „Ein Schwimmbad ist eine Never ending Story“, so Jean-Claude Kemmer. So wird im Augenblick überlegt, im Saunabereich ein neues Becken anzulegen. Die Arbeiten könnten während der Zwangspause durchgeführt werden – oder zumindest beginnen. Nächste Renovierungsarbeiten werden vorbereitet. Eine Vergrößerung der Umkleideräume ist auch vorgesehen. Vor kurzem erst wurden für 3,2 Millionen Euro zwei neue Rutschbahnen, samt Turm, in der „Réidener Schwemm“ aufgebaut. Im Augenblick heißt das Motto in dem Schwimmbad-Komplex aber noch „abwarten und Tee trinken“ – auch wenn es schwerfällt.