Tag zwei des Prozesses zum tödlichen Zwischenfall beim Jugendtraining der Escher Jeunesse im Januar 2023, bei dem sich der Jugendtrainer L. wegen Totschlags und Spielervater D. wegen schwerer Körperverletzung verantworten (das Tageblatt berichtete) müssen. Nach dem Gesamtüberblick mit den Expertenaussagen zum Auftakt kamen am Mittwoch drei Zeugen zu Wort. Jedoch konnten sie nicht mehr Licht in den genauen Ablauf des frühen Abends des 20. Januar 2023 am Jeunesse-Trainingskomplex in der Escher Hiehl bringen. Weshalb der Prozess jetzt schon auf den Freitag ausgedehnt wurde. Ursprünglich war er auf drei Tage angesetzt.
Ist L. ein Held, der 26 Kinder beschützt hat, oder ein Totschläger? Diese Frage beantwortete der erste Zeuge mit Held, jedenfalls gab er sich offensichtlich Mühe, den Hauptangeklagten nicht zu belasten. Was genau hinter dem Gittertor des Jeunesse-Trainingsplatzes geschah, hatte er nicht erkannt, obwohl er zeitweise mithalf, das Opfer A. am Boden festzuhalten.
Nachdem A. mit zwei Messern bewaffnet auf den Trainingsplatz zurückgekehrt war, wurde er von Jugendtrainer L., dessen Bruder C. und Spielervater D. zurückgedrängt und verfolgt. Außerhalb des Trainingsareals wurde das spätere Opfer von den dreien gestellt, kurz zuvor hatte er seine beiden Messer weggeworfen. L. hatte sich das größere Messer gepackt und damit dreimal auf A. eingestochen. Und ihm dabei auch die Verletzung am Bein zugefügt, die schlussendlich zum Tod führte. Zudem soll er A. mehrmals mit einem Stein auf den Kopf geschlagen haben. So zumindest hatten die Experten am Dienstag den möglichen Tathergang beschrieben.
Weiter im Dunkeln
Der Zeugwart der ersten Mannschaft, zweiter Zeuge des Tages, bestätigte das zumindest teilweise. Er war vor Ort, weil die erste Mannschaft später ein Testspiel auf dem Trainingsplatz bestreiten sollte. Und er hatte die Ambulanz gerufen, nachdem A. gestellt worden war. Allerdings sagte der Zeugwart, dass er L. erst nachdem er ihnen den Rücken zugewandt hatte, um das Telefonat zu erledigen, habe zustechen sehen. Die Frage der Richterin, warum er zu diesem Zeitpunkt die Ambulanz und nicht die Polizei gerufen habe, da L. seinen Aussagen zufolge noch nicht zugestochen hatte, konnte er nicht wirklich beantworten. Jedoch bestätigte er, dass L. gesagt hatte, „er bringe ihn um, weil er seine Kinder umbringen wollte“.
Wer das Messer, das die Polizei in einer Entfernung von 30 Metern vom Opfer fand, schlussendlich weggeworfen hat, konnte der Zeugwart genauso wenig sagen wie der dritte Zeuge des Tages. So vertagte sich das Gericht, ohne wirklich neue Erkenntnisse erhalten zu haben. Die wird es aber aller Voraussicht nach am Donnerstag geben, wenn die beiden Beschuldigten ihre Version des Tathergangs schildern werden.
De Maart

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