Von einem Tag auf den anderen standen plötzlich Schilder mit der Aufschrift „Chemin privé“ auf einem Feldweg in Kayl. Die asphaltierte Strecke, die die rue des Prés fortsetzt, ist Teil der nationalen Radroute PC6b und wird auch von anderen Passanten sehr viel genutzt. Dort soll es laut Bürgermeister Jean Weiler (CSV) regelmäßig zu Konflikten zwischen Radfahrern und Bauern kommen, wie das Tageblatt am Freitag berichtete. Die neue Beschilderung hat jedoch nicht nur die Gemeinde und die Straßenbauverwaltung überrascht – sondern auch das Syndikat, in dem die Besitzer der betroffenen Grundstücke Mitglieder sind.
Denn entgegen Weilers Aussagen sei es nicht das Syndikat gewesen, das die Schilder errichtet hat. Nach dem Veröffentlichen des Textes haben sich mehrere Mitglieder des Syndikats bei der Redaktion gemeldet, um klarzustellen: Das waren wir nicht. „Zwei Mitglieder haben das auf eigene Faust gemacht, ohne die anderen in Kenntnis zu setzen“, sagt Camille Schuller. Diesen Verdacht haben mehrere Personen gegenüber dem Tageblatt geäußert.
Auch Syndikatsmitglied Fabienne Van Dyck betont, dass die Schilder ohne das Einverständnis der anderen Grundstücksbesitzer errichtet wurden. Sie wisse zwar nicht sicher, wer es war, aber: „Rechtlich ist die Person, die das gemacht hat, nicht auf der gewonnenen Seite.“ Rechtlich sei das Aufstellen solcher Schilder nicht zulässig. „Die Einzigen, die in Luxemburg Schilder aufstellen dürfen, sind die Polizei, ‚Ponts et chaussées‘ und die Gemeinde“, meint auch Schuller.

Bauer sieht Konflikt differenziert
Bei den beiden, die die Schilder errichtet haben, soll es sich um zwei Bauern handeln. Allerdings teilen nicht alle Landwirte ihren harten Kurs. Ein Bauer, der diesen Feldweg regelmäßig benutzt und ebenfalls Teil des Syndikats ist, distanziert sich gegenüber dem Tageblatt vom Konflikt mit Radfahrern und anderen Passanten: „Ich komme mit den Menschen zurecht, zu 90 Prozent klappt das“, sagt die Person, die anonym bleiben will. Der Weg stehe allen Menschen zur Verfügung – und mit gegenseitigem Respekt sei das Zusammenleben auch kein Problem. „Ich verstehe die Radfahrer und fahre zur Seite, wenn wir uns begegnen. Das klappt sehr gut.“
Einigkeit besteht unter den Gesprächspartnern darin, dass die Eigentumsfrage langfristig geklärt werden muss. Das Syndikat, in dem hauptsächlich Privateigentümer sitzen, verfügt bislang über keine festen Statuten. Zudem laufen Verhandlungen über einen möglichen Verkauf an die Gemeinde. Laut Camille Schuller habe die Kommune sich vergangenes Jahr zweimal mit den Grundstücksbesitzern zusammengesetzt. Bisher sei noch keine Vereinbarung daraus entstanden. Auf lange Sicht wird sich die Situation ohnehin verändern. Denn: Auf dem Gelände soll in den kommenden Jahrzehnten das verkehrsberuhigte Viertel Kayl-Nord entstehen. Bis dahin gilt: „Es ist nicht verboten, dort zu fahren – man muss die anderen einfach respektieren“, sagt Fabienne Van Dyck.
De Maart

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