EditorialPresident before Party – Trumps eiserner Griff um die Republikanische Partei

Editorial / President before Party – Trumps eiserner Griff um die Republikanische Partei
Donald Trump Anfang Mai bei seinem Schweigegeldprozess in New York Foto: AFP

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„Was kümmert mich mein (törichtes) Geschwätz von gestern?“ Das soll Konrad Adenauer einst gesagt haben. Historische Belege dafür, dass diese Worte tatsächlich vom ersten deutschen Bundeskanzler ausgesprochen wurden, gibt es nicht. Wohl aber dafür, was in den USA einige Top-Republikaner in den vergangenen Monaten so gegen Bandenchef Donald Trump ausgeteilt haben.

Blöd für sie. Denn jetzt ist Trump abermals so gut wie nominiert fürs republikanische Präsidentschaftsticket. Vor diesem Hintergrund vollziehen einige führende GOP-Politiker jetzt derart halsbrecherische 180-Grad-Wenden, dass einem nur schwindelig werden kann. Ihre rasanten Positionswechsel liegen nicht nur jenseits der Grenzen der Physik, sondern vor allem weit hinter den Grenzen des politischen Geschmacks. Besonders bizarre Beispiele: New-Hampshire-Gouverneur Chris Sununu und Ex-Trump-Justizminister Bill Barr.

Sununu mauserte sich während der Vorwahlen zum Darling der liberalen Medien in den USA, outete Mit-Konservative, Trump-Verteidiger und January-6-Verschwörer. Trump sei „fucking crazy“ und ein „Loser“, sagte Sununu. „Arschlöcher kommen und gehen. Die Nation muss den Nonsens und das Drama endlich hinter sich lassen.“

Das ist jetzt anders. Denn Sununu spielt seit einigen Wochen wieder im Team Trump. Seinen Sinneswandel verkauft der Gouverneur als die natürlichste Sache der Welt. Die New York Times zitiert ihn bei einem Auftritt Mitte April so: Trump habe „absolut“ zum Capitol-Aufstand beigetragen, und Trumps Versuche, die Wahlen von 2020 zu kippen, seien „absolut“ schrecklich. Aber das würde Sununu nicht davon abhalten, für ihn zu stimmen. Warum? Weil die Sicherung der Grenzen und der „Kulturwandel“ – gegen die Biden-Woke-Cancel-Kultur – wichtiger seien.

Noch mehr Fremdschämkapital wirft Ex-Justizminister Bill Barr in den Ring. Der war wegen eines Streits mit dem Boss vor Ende der Trump-Legislatur aus der Regierung ausgestiegen. Nach Trumps Wahlniederlage mischte er sich wieder ins politische Geschehen ein. Trump sollte nicht in der Nähe des Oval Office sein. Trump verhalte sich wie ein trotziger Neunjähriger. Trump sei ein kleinliches Individuum, der seine Interessen immer über die des Landes stelle. „Sie mögen seine Politik wollen, aber Trump wird keine Trump-Politik machen. Er wird für Chaos sorgen“, sagte Barr einem Fox-Reporter. „Es ist eine Horror-Show, wenn er sich selbst überlassen wird.“

Barrs Schwenk kam ebenfalls Mitte April. Da entdeckte er plötzlich, dass die „echte Gefahr für die Demokratie“ doch die „Agenda der Progressiven“ ist. „Trump mag russisches Roulette spielen – aber ein Weiter mit Biden ist Suizid“, sagte Barr. Das Schauspiel war so würdelos, dass sogar Trump selbst nachtreten musste: „Bill Barr unterstützt meine Wahl zum Präsidenten, obwohl ich ihn zuvor als schwach, langsam, lethargisch, feige und faul bezeichnet habe. Da ich seine Unterstützung von ganzem Herzen schätze, streiche ich das Wort lethargisch. Danke, Bill.“

Die Republikaner betreiben eine beispiellose Selbstzerstörung. Selbst erfahrene Meinungsführer und altgediente Parteirecken haben Trump und seine Kontrolle über den rechten Teil der gespaltenen Gesellschaft in den USA unterschätzt. Das Problem: Dieser Strudel in die finstersten Abgründe zieht den Rest der USA und der Welt mit sich nach unten. Immerhin zeigt Anti-Trump-Rhetorik bei den Vorwahlen, dass es noch ein paar Überbleibsel von Rationalität bei den Republikanern gibt. Die Wahlen muss er aber dann verlieren.

Phil
12. Mai 2024 - 11.37

@JJ
Wenn Sie sich ihre Meinung durch ein opportun ausgewähltes Photo eines Medienartikels bilden, dann tun Sie mir ehrlich gesagt leid.

JJ
11. Mai 2024 - 12.07

Warum sagt ein Gesicht soviel über die Psyche eines Menschen aus. Da sehen die Kennedy oder Obama doch besser aus. Aber wie sagt man? Never judge a book by it´s cover. Ob das auch bei diesem Irren stimmt?