BissenPolizeieinsatz in der Kirche – Chorsänger verlassen Gotteshaus vor der Messe

Bissen / Polizeieinsatz in der Kirche – Chorsänger verlassen Gotteshaus vor der Messe
Blick auf die Empore der Pfarrkirche in Bissen. Hier sieht man die getroffenen Schutzmaßnahmen, u.a. Plexiglasplatten und die nötige Distanz zwischen den einzelnen Stühlen der Sängerinnen und Sänger.

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Unglaublich, aber wahr! So könnte man den Zwischenfall vom Mittwochabend in der Pfarrkirche von Bissen zusammenfassen. Kurz vor dem Beginn der Messe, die für 19 Uhr angesagt war, traten drei uniformierte Polizisten in die Kirche ein und steuerten zielstrebig die Empore an, wo sich an diesem Abend zehn Mitglieder des Kirchenchors eingefunden hatten, um die Messe gesanglich zu begleiten. Wenig später verließ nicht nur die Polizei, sondern auch der gesamte Chor das Gotteshaus.

Es war kurz vor sieben Uhr. Zehn Chormitglieder waren mit den letzten Vorbereitungen zum Gottesdienst beschäftigt, als ihnen plötzlich drei Polizisten gegenüberstanden. Es soll sich jemand bei der Polizei gemeldet haben, der angegeben haben soll, der Kirchenchor würde die Covid-Schutzmaßnahmen nicht einhalten, d.h. die Sänger würden die zwei Meter Distanz nicht einhalten sowie keine Masken tragen. Die Polizei konnte sich aber schnell vom Gegenteil überzeugen und die zwei Beamten und ihre Kollegin zogen gleich darauf wieder ab.

Auf diesen Schrecken hin entschieden sich alle Sänger und Sängerinnen mit ihrem Präsidenten Nico Weynandt kurzfristig, die Messe nicht gesanglich zu begleiten und die Kirche sofort zu verlassen. Dieser Zwischenfall hatte nämlich ein Vorspiel, das anfangs den Verdacht aufkommen ließ, der Pfarrer selbst oder jemand aus dem Kreis des lokalen Kirchenrates hätte die Polizei gerufen.

„Wir wissen nicht, was genau passiert ist“, so der Präsident des Kirchenchors, Nico Weynandt, auf unsere Anfrage hin. „Wir wissen nur, dass es eine Mail gibt, laut der sich zwei Personen beim CSV-Gemeinderat und zugleich Mitglied des ‚Conseil de gestion paroissial’ (’Kierchefong’), Carlo Mulbach, über ein ‚Fehlverhalten’ des Gesangvereins in Sachen Covid-Schutzmaßnahmen beschwert haben.“ In dieser Mail, die unserer Redaktion vorliegt und die am Montag, dem 10. Mai, von Carlo Mulbach an den Präsidenten des Kirchenchors geschickt wurde, steht unter anderem: „D’Reklamatioune krut ech vum Här Paschtouer a vum Här P.S.“

„Ech war an der Sakristei“

Auf den Einsatz der Polizei in seinem Gotteshaus angesprochen, meinte Pfarrer Joël Santer gestern dem Tageblatt gegenüber aber, er könne nichts dazu sagen, denn er sei in dem Moment, wo die Polizisten in der Kirche waren, noch in der Sakristei gewesen. Als er davon in Kenntnis gesetzt wurde, sei er ebenso so erschrocken gewesen wie die Mitglieder des Gesangvereins. Auf die Frage, wer denn nun die Polizei alarmiert hätte, gab er zurück: „Das weiß ich nicht, dazu müssen Sie jemand anderen befragen.“ Wer das denn bitte sein soll, wollten wir wissen. Eine Antwort blieb aus. Ebenfalls kein Wort zu den in der oben erwähnten Mail beschriebenen Reklamationen seinerseits. Nur eines noch: Er wolle, wie viele andere auch, wissen, wer die Polizei ins Gotteshaus gerufen hat.

Carlo Mulbach gab uns gestern zu verstehen, dass er nicht zwischen zwei Fronten geraten möchte. Welche Fronten er meine, wollten wir wissen. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Pfarrer und dem Gesangverein ist seit längerer Zeit gestört. Ich will damit aber nun nicht behaupten, der Pfarrer hätte die Polizei alarmiert, ich kann Ihnen nur versichern, dass ich es nicht war.“

Er sei am Donnerstagmorgen über den Zwischenfall in Kenntnis gesetzt worden, so Bürgermeister David Viaggi („Är Leit“) auf unsere Anfrage hin. „Ich bin einfach nur schockiert. Was und wer dafür gesorgt hat, dass Polizisten in unserer Pfarrkirche ermitteln, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht.“ Handelt es sich um kircheninterne Zwistigkeiten oder um einen persönlichen Rachezug gegen den Gesangverein insgesamt oder gegen eines seiner Mitglieder? Hat sich jemand einen böswilligen Streich erlaubt? Diese und viele weitere Fragen harrten am Donnerstagabend noch einer Antwort.

„Wir werden heute noch einen Brief an den Generalvikar schicken, in dem wir ihm mitteilen, dass wir uns bis auf weiteres weigern, eine Messe in Bissen zu singen“, so der Präsident des Kirchenchors am späten Donnerstagnachmittag. „Wir nehmen den Zwischenfall nicht einfach so in Kauf und bestehen auf eine genaue Untersuchung des Vorfalls.“

en ale Sozialist
20. Mai 2021 - 20.04

@HTK/ Wenn Sie meinen Kommentar gut gelesen haben, werden Sie festgestellt haben, dass ich für Toleranz gegenüber den Gläubigen bin und nicht gegenüber irgendeiner Institution ob katholischer Kirche oder fundamentalistischem Islam, Judentum Hindusmus oder was auch immer, den Menschen seiner Freiheit beraubt.

HTK
18. Mai 2021 - 16.08

@Laird&ale Sozialist, richtig.Jeder soll glauben was er will.Aber Toleranz gegen eine Institution wie die katholische Kirche oder den Islam(es gibt noch andere) ist wohl fehl am Platz. Wie gesagt es geht nicht um Gläubige sondern um die Vereine denen sie angehören. Als Atheist bin ich der Letzte der einem einen Glauben ausreden will.Aber wenn die Dinge passieren die seit 2000 Jahren eben passieren( ich zähle nicht auf,jeder sollte es wissen),dann sollte man schon den Mut haben diese Dinge anzuprangern. Das hat mit Hasstiraden nichts zu tun. Wir regen uns auf wenn der Nachbar seinen Hund tritt,aber wenn in Afrika kleine Mädchen auf die übelste Art verstümmelt werden,ducken wir uns und rufen "Toleranz" oder "Religionsfreiheit".Wenn man heute den lieben Gott mit einem Spaghettimonster gleichsetzen darf,dann ist das nur weil es eben Leute gibt die sich den Mund nicht aus Tradition oder Angst verbieten lassen wollen.

Laird Glenmore
18. Mai 2021 - 10.29

@en ale Sozialist ich gebe ihnen absolut recht, bin auch aus dem Verein ausgetreten weil ich Atheist bin, trotzdem soll man den Menschen die sich in ihrer Verzweiflung an die Kirche klammern nicht verurteilen, die meisten großen Kriege waren zu fast 100% immer Religionskriege, bei alle den Konfessionen die wir auf der Welt haben sind, entschuldigen sie den Ausdruck, Gottseidank nicht mehr Kriege zugegen. Was den Polizeieinsatz angeht muß ich leider gestehen das man dort völlig über reagiert hat, auf der einen Seite werden Kneipen, Restaurants und Terrassen geöffnet aber hier im Marienländchen wird der Gottesdienst wegen eines Chorgesangs verboten was für ein Widerspruch. Laßt den Menschen doch diese wenn es ihnen persönlich hilft.

en ale Sozialist
15. Mai 2021 - 10.09

Sehr, sehr billige Kommentare. Dem's nicht passt, muss nicht in die Kirche gehen. Niemand wird dazu gezwungen. Immer diese erbärmlichen Hasstyraden gegen die Gläubigen oder Andersdenken ist so was von schäbig. Bin seit langem aus der Institution Kirche ausgetreten und bin trotzdem ein toleranter gläubiger Mensch und Sozialist. Das eine schliesst das andere nicht aus. Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. In diesen schweren, unsicheren Zeiten der Pandemie-die noch lange nicht überstanden ist-gibt es viele Menschen die angst haben und Trost oder Kraft in ihrem Glauben suchen. Was ist daran verwerflich?

Marco Elz
15. Mai 2021 - 9.50

Wo bitte ist das Problem? In Deutschland sind Polizei- und Ordnungsamtkontrollen zur Durchsetzung der Corona-Vorschriften durchaus üblich und auf der Tagesordnung. Sie finden überall statt, wo die Regeln eingehalten werden müssen, sei es in Geschäften- und Geschäftszentren, Terrassen, Fittnesstudios oder im Freien und tragen erfolgreich dazu bei, die Inzidenzzahlen in den Griff zu bekommen. Dabei tauchen die Beamten durchaus auch an Orten auf, wo man nicht darüber begeistert ist. Es ist typisch dass in Luxemburg, wo die Inzidenzzahlen höher, die Vorschriften viel lascher, Kontrollen äusserst selten und Verstösse dementsprechend allgegenwertig sind, eine an sich normale Kontrolle bei den Betroffenen eine derartige Entrüstung mit sich bringt, die es sogar bis in die Zeitung schafft. Wenn einige Leute eine innerkirchliche Intrige wittern ist das ein unwichtiger Sturm im Wasserglas, der bestenfalls in eine Satire-Rubrik gehört.

HTK
15. Mai 2021 - 9.32

@Louis H. wo auch immer man sich auf der Welt die Köpfe einschlägt,immer ist der liebe Gott involviert. Da fragt man sich: Was ist das für ein Gott? Nächstenliebe sieht anders aus.

Louis Hollerich
14. Mai 2021 - 16.53

Der Pfarrer sollte die Begleitmusik aus der Cloud beziehen und der Gesangverein sollte das Publikum auf einer Kirmes bespassen. In Bissen gab, gibt und wird es immer wieder “besondere Probleme” geben. Es ist kurios dass es immer wieder Streit unter den frommen Gläubigen gibt.

Winter
14. Mai 2021 - 15.58

Wat en Drama, de Paschtouer kann och ouni Gesang zauberen, si hu jo just een Trick deen se zënter 2000 Joer trainéieren.

Pobst
14. Mai 2021 - 14.34

deen Butték do zou spären. Sangt doheem.