EditorialPerspektivlos: Warum die Winterspiele in Peking problematisch sind

Editorial / Perspektivlos: Warum die Winterspiele in Peking problematisch sind
Sieht so ein zukünftiges Wintersport-Paradies aus? Die künstlichen Skipisten für Olympia wirken wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Foto: AFP/Dimitar Dlikoff

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ja, wir aus der westlichen Welt neigen schon mal zur Arroganz, indem wir unsere Art zu leben als die einzig richtige ansehen. Wir betrachten die Dinge oftmals nur aus unserer Perspektive, was problematisch sein kann. Zum Beispiel, wenn es darum geht, über Länder wie China zu urteilen. Dort werden am Freitag die Olympischen Winterspiele eröffnet. Diese sind aus mehreren Gründen problematisch.

Westliche Perspektive hin oder her, Menschenrechte sind universell und Menschenrechte sind nicht teilbar. Das gilt auch für China als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Menschenrechte werden überall auf der Welt verletzt, aber es werden nicht überall religiöse Minderheiten in Lager gesperrt, gefoltert und getötet. Das aber macht China mit den Uiguren, und obwohl das bekannt ist, hält das Internationale Olympische Komitee (IOC) an der Ausrichtung der Spiele fest und versteckt sich hinter der Ausrede, dass der Sport nichts mit Politik zu tun hat. Das ist, wie die Geschichte immer wieder gezeigt hat, einfach falsch. Schlimmer als diese Ausrede ist noch, dass der Präsident des IOC, Thomas Bach, sich nicht zur Situation der Uiguren geäußert hat. Diese Tatsache sowie das Verhalten des IOC in Zusammenhang mit der verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai verdeutlichen, dass man sich von China instrumentalisieren lässt und es lediglich auf den riesigen chinesischen Markt abgesehen hat.

Dass Politiker aus unterschiedlichen Ländern nun zum Boykott aufrufen, ist nicht weniger heuchlerisch. Als es zu Beginn der Pandemie darum ging, Masken und medizinisches Material aus China zu bekommen, wurden die Menschenrechte nicht thematisiert. Der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn (LSAP) hat sich klar gegen einen politischen Boykott ausgesprochen. Sein Parteikollege, Sportminister Georges Engel, wird dennoch nicht nach Peking reisen. Als Grund gab er an, dass er sich noch in seine neuen Funktionen einarbeiten soll. Wirklich überzeugend ist die Argumentation nicht. Man hat eher das Gefühl, als habe da jemand versucht, sich aus einer komplizierten Lage herauszuwinden. Sein Vorgänger Dan Kersch verzichtete ebenfalls auf einen Besuch der Sommerspiele in Tokio. Allerdings hatte er klar argumentiert, dass er die Spiele als falsches Zeichen betrachte und als Vizepremier und Arbeitsminister zu der Zeit in Luxemburg gebraucht wurde.

Die Winterspiele sind aber nicht nur aus politischen Gründen problematisch. Sie sind ein Verbrechen an der Umwelt. In einer der trockensten und windigsten Gegenden von China werden Skipisten mit Kunstschnee angelegt. Das Wasser wird aus 60 Kilometern Entfernung auf die Berge gepumpt. Dabei hat China im Norden Schnee und Skigebiete, doch die Spiele sollen wegen des Prestiges in Peking stattfinden, das somit die erste Stadt wird, die Sommer- und Winterspiele ausgetragen hat. Die Bobbahn, die extra für Olympia gebaut wurde und anschließend wohl nicht mehr allzu oft gebraucht wird, kostete bereits 2,5 Milliarden Dollar. Für die ganzen Anlagen wurde kurzerhand das Naturschutzgebiet verkleinert.

Ob sich Pierre de Coubertin Olympia als „Treffen der Jugend der Welt“ so vorgestellt hat? Ganz gleich, aus welcher Perspektive man es betrachtet, Olympische Spiele in dieser Form sind auf Dauer perspektivlos.

Polassi
4. Februar 2022 - 18.41

Überall wo die Chinesen sich Medaillenchancen ausrechnen, werden die Gegner wohl positiv getestet werden. Alles Zufall, ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Romain
2. Februar 2022 - 23.02

Die IOC Mitarbeiter verdienen von dem Staat der für die Spiele auserwählt wurde. Korruption.

HTK
2. Februar 2022 - 14.33

@D.W. jaja.Die bösen Amis. Nur dann müssen wir auch gegen den Vatikan stänkern.Aber die organisieren ja keine Olympiade. Ich schlage Griechenland vor. Die olympische Idee kommt von dort und etwas wirtschaftlichen Aufschwung alle 4 Jahre täte ihnen gut.

D.W.
2. Februar 2022 - 12.31

Wenn in der USA mit ihrer ebenfalls ganzjährigen Menschenrechtsverletzungen zu den Winter/Sommerspielen eine Infrastruktur in der Natur geschaffen wird, regt das auch keinen auf...Amerika First eben!

HTK
2. Februar 2022 - 9.26

Warum legen die Verantwortlichen nicht ein für allemal einen Ort für Sommer-,resp. für Winterspiele fest.Da existieren schon die Infrastrukturen ( Modernisierung/Unterhalt sind billiger) und es könnten Orte ausgesucht werden die nicht ihr Image aufpolieren müssen wegen ganzjähriger Menschenrechtsverletzungen.