Elfie Heydegger* ärgert sich. Die Luxemburg-Pendlerin aus dem Saarland gehen die deutschen Grenzkontrollen auf die Nerven. Dabei nutzt Heydegger den Bus, die RGTR-Linie 404, die von Leudelingen über die Cloche d’Or nach Merzig verkehrt. Die Linie 404 muss an der Grenze nicht nur wie alle im Stau vor den Kontrollen stehen – sondern wird von den deutschen Bundespolizisten auch herausgewunken und kontrolliert.
„Am Grenzübergang Schengen an der deutschen A8 wird der Linienbus 404 fast täglich auf den Rastplatz zur Kontrolle herausgewunken“, sagt Heydegger gegenüber dem Tageblatt. Der Busfahrer müsse vorher an der Kontrollstelle die Zahl der Fahrgäste bestätigen. Dann geht’s auf den Rastplatz an der Seite der Autobahn. Dort steigen dann zwei bis drei Polizisten in den Bus und kontrollieren die Ausweise aller Fahrgäste. „In den Ferien im Sommer waren zeitweise Familien mit Kindern im Pendlerbus“, sagt Heydegger. „Die Kinder hatten Angst vor den bewaffneten Beamten und fingen an zu weinen.“
„Verschärfte Sicherheitslage“
In eben jenem Sommer legte die Bundesrepublik mit den Kontrollen ihrer Westgrenzen los. Damals noch die Begründung: die verschärfte Sicherheitslage wegen der Fußball-EM in Deutschland. Und schon damals gab es Gerüchte, dass auch Pendlerbusse kontrolliert würden, obwohl die Bundespolizei versuche, „den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinflussen“, wie ein Sprecher der Behörde im Juni sagte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Pendlerbus kontrolliert oder rausgewunken wird.“ Vielleicht sei das am Anfang der Kontrollen passiert, weil die Trierer Polizisten auch von Kollegen aus Koblenz unterstützt würden. „Dort ist nicht jeder ortskundig.“
Die Auswirkungen auf Pendler sollen so gering wie möglich gehalten werden
Der Wind hat sich mittlerweile offenbar gedreht. Seit September vergangenen Jahres werden die deutschen Grenzen zu Luxemburg – und allen anderen europäischen Staaten – permanent kontrolliert. Auch ohne EM. Nicht mehr wegen Fußballhooligans, sondern „zur Begrenzung der irregulären Migration und zum Schutz der inneren Sicherheit“. Im Februar verlängerte die Bundesregierung die Kontrollen um ein weiteres halbes Jahr. Die Luxemburger Regierung hat bei der EU-Kommission mittlerweile offiziell Beschwerde eingelegt.
Neue Zielgruppe für Kontrollen
Und mit ihrer neuen Mission hat sich offenbar auch die Zielgruppe für die Kontrollen geändert. Zu der gehören jetzt auch ganz offiziell die Fahrgäste der Busse aus Luxemburg. Die Aussagen des Polizeisprechers damals während der EM seien nicht für die „derzeit bestehenden Rahmenbedingungen getroffen“ worden, erklärt ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Koblenz jetzt gegenüber dem Tageblatt. Die damaligen Kontrollen zur Fußball-EM basierten auf einer anderen „Reiseklientel und einem anderen Verhalten“, die jetzigen eben auf der Begrenzung der irregulären Migration.
Die Kontrollen beträfen Stichproben des „gesamten grenzüberschreitenden Verkehrs“, erklärt der Polizei-Sprecher. „Zu dem Verkehr zählen im Einzelfall auch Pendlerbusse.“ Die Auswirkungen auf Pendler sowie den weiteren Personen- und Warenverkehr sollen allerdings „so gering wie möglich gehalten werden“. Bei einer Kontrolle in einem vollbesetzten Bus seien die Einsatzkräfte „bemüht, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.“
„Es hat gedauert“
Gottfried Wynter*, Grenzgänger aus Trier, sagt, dass die Busse noch im Herbst fast nie kontrolliert worden seien, dann unregelmäßig und jetzt „häufiger“. Gegenüber dem Tageblatt beschreibt er eine Erfahrung mit einer Grenzkontrolle im Bus von Luxemburg-Stadt nach Trier. Um kurz vor 22.00 Uhr sei er vom Kirchberg losgefahren, am Grenzübergang Wasserbillig sei der Bus dann kontrolliert worden. „Es hat gedauert. Eine halbe Stunde, dann eine Dreiviertelstunde, dann sind wir mit ein paar Fahrgästen zu den Polizisten gegangen und haben gesagt: Wir sind müde, wir wollen nach Hause.“ Die Polizisten hätten darauf hingewiesen, dass sie nur „Unterstützungskräfte“ seien und sie jemanden verständigen mussten, auf den sie warteten. Sie rieten den Fahrgästen auszusteigen und nach Wasserbillig zurückzulaufen.
„Wir sind dann mit 40, 50 Leuten ausgestiegen und haben uns auf den Weg nach Wasserbillig gemacht – dann drehten wir uns um und sahen den Bus abfahren.“ Um kurz vor Mitternacht sei der Pendler zu Hause gewesen. Wynter hat Verständnis für die Grenzkontrollen, sagt: „Es ist auch gut, wenn sie Leute herausziehen, die die Grenze illegal übertreten.“ Aber „wenn man 40 bis 50 Personen abends 45 Minuten festhält, dann finde ich das fast nicht mehr verhältnismäßig“.
Lahmer Expressbus
Betroffen von den Kontrollen sind auch Busse der Luxemburger Bahngesellschaft CFL. Die unterhält eine Expresslinie vom Luxemburger zum Saarbrücker Hauptbahnhof. 15 Mal täglich macht der „Saarbrücken Express“ die Strecke. Mit den Worten „Fahren Sie in Eineinviertelstunden zu einem Hauptknotenpunkt des deutschen Schienennetzes“ bewirbt die CFL die Verbindung zwischen den beiden Großstädten.
Wer mit dem Zug vom „Hauptknotenpunkt des deutschen Schienennetzes“ aus weiterreisen möchte, sollte im Jahr 2025 aber großzügiger planen. Denn gerät ein Expressbus in eine deutsche Grenzkontrolle, verlängert sich die Reisezeit in die saarländische Hauptstadt immens: „In der Regel schlagen die Kontrollen bei einem vollen Bus mit einer Verlängerung der Reisezeit zwischen 20 und 30 Minuten zu Buche“, sagt ein CFL-Sprecher.
Die Busse würden abseits der Autobahn von der deutschen Polizei kontrolliert. „Laut Informationen der Busfahrer sichern zwei Polizisten den Bus, zwei weitere führen die Kontrolle selbst an Bord des Busses durch“, sagt der Sprecher. Bei weniger Fahrgästen könne es auch schneller gehen, aber: „Die Einbeziehung der Kontrollen in unsere Fahrpläne gestaltet sich schwierig, da nicht alle Busse von den auf deutscher Seite durchgeführten Kontrollen betroffen sind.“ Der CFL-Mann gibt den Reisenden deshalb einen Tipp: „Kunden, die zu einer bestimmten Uhrzeit an ihrem Ziel sein müssen, legen wir angesichts der drohenden Grenzkontrollen und des damit verbundenen Zeitverlustes nahe, etwas früher die Reise anzutreten.“
* Name von der Redaktion geändert
De Maart

"Grenzkontrollen Pendler sauer:" Problem einfach zu lösen: Polizei mitfahren lassen, kostenlos, kann ja während der Fahrt die Reisenden kontrollieren. Mein Alter hat das auch bei der Bahn gemacht, früher. So mancher "illegaler" Schnorrer wurde entdeckt. Herrlich, das Gefühl, wenn wieder jemand ins Netz gegangen war.
Die spinnen, die Germanen…. und keiner bietet diesen Herrenmenschen Einhalt!
Dat do beweist dach ganz kloer, dass de Gedanke vun engem Europa ouni Bannegrenze gestuerwen ass. Dofir kënne mer eis et erspueren, déi aal "Marie-Astrid" op Schengen ze schleefen. Europa ass dout !!